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Aus der Geschichte der Stadt Driesen etwas zum Hintergrund
der Funde der in Driesen und Küstrin verstorbenen Soldaten:
"In der Nacht vom 9. zum 10. November 1806 traf ein französischer
Kommissar hier ein, welcher ein Lazarett einrichtete, .....
Vom November bis Weihnachten 1806 zogen die französischen Heere
auf der großen Straße durch Driesen, und fortwährend brachten Extra-
posten französische Heerführer hier durch, und die Stadt und die um-
liegenden Dörfer mußten hierzu Vorspann geben. Am 11. November
logierte hier im Gasthaus zum Kronprinzen, Neu-Markt No. 7, der
Marschall Lanes (Lannes), Herzog von Montebello. .....
Anfang Januar 1807 waren noch sechs französische Soldaten hier im
Lazarett an der polnischen Brücke; dieselben wurden anderweit unter-
gebracht und das Haus wieder geräumt. Die Rechnung für Medizin
betrug 380 Thaler. Jedoch bereits am 24. März 1807 kam der französi-
sche Kommissär Douradon nach Driesen und verlangte, daß das große
Haus des Postmeisters von der Groeben an der polnischen Brücke,
jetzt Brückenkopfstrasse No. 1, als Lazarett für 100 bis 120 Lagerstellen
eingerichtet werde für diejenigen französischen Soldaten, welche von
Thorn und Bromberg hierher gesandt und später nach Landsberg und
Küstrin übergeführt werden sollten. Die Stadt hatte wieder hierzu die
Medikamente und Verpflegung zu geben, ebenso für die Lazarett-
beamten zu sorgen und die Weiterbeförderung der kranken Soldaten
auf Kähnen bis Landsberg a. W. zu bewirken. An Miete mußte die
Stadt für das große Haus jährlich 165 Thaler zahlen, und für gelieferte
Medikamente hatten die beiden Apotheker 3.392 Thaler erhalten. Die
Gesamtrechnung betrug nach der Aufstellung des Bürgermeisters
Strassburg 11.655 Thaler 5 Groschen 1 Pfennig. Außerdem waren
noch Kosten entstanden für gelieferte Tuche nach Küstrin 624 Thaler,
für ein Pferd 153 Thaler und für Kuchen und Pasteten, die der franzö-
sische Kommandant vom Konditor Salis entnommen hatte, 21 Thaler
27 1/2 Groschen.
Die französischen Kommandanten Driesens waren: Tardien (Tardieu,
Kriegskommissar 2. Klasse), Favereau (Favreau, Hospitalinspektor),
Dieny (Hauptmann des französischen 22. Linien-Infanterie-Regiments),
Douradon (Dourdou, Kriegskommissar 2. Klasse), Ligerg Belaire
(General Liger Belair, französischer Platzkommandant eines Ortes an
der Weichsel) und Clement (Oberst Clement vom französischen 22.
Linien-Infanterie-Regiment)."
http://www.vogel-soya.de/Driesen_Gesch_6.html
In den Klammern des Textes sind herausgefundene Erklärungen zu
den Personen. Es wird vermutet, daß auch in Küstrin verstorbene
Soldaten über Driesen geleitet wurden.
Einer der Soldaten hatte sich bei der Schlacht von Eylau eine tödliche
Verletzung zugezogen, an der er neun Monate später im Militärhospital
in Küstrin starb. Wahrscheinlich waren seine Zwischenstationen
Bromberg, Nakel und Usch, wo sich auch Militärhospitäler befanden.
In französischen Quellen haben wir hierzu Hinweise gefunden.
Driesen war wohl eine wichtige Drehscheibe für die Franzosen.
Der in Driesen verstorbene Soldat ist:
Pierre Francois LAIGLE * in Vauce (Orne), + 27.12.1807 in Driesen.
Er ist an Fieber gestorben und war im französischen 21. Linien-
Infanterie-Regiment.
Text in französischen Quelle:
LAIGLE Pierre-François
fils de x
né le .............. à VAUCE (Geburtsdaten)
mort le 27/12/1807 à l'hôpital de Driesen (Prusse) de fièvre
(Sterbedaten, Todesursache)
fusilier au 21e régiment d'infanterie de ligne ( Soldat im französischen
21. Linien-Infanterie-Regiment )
E-C 1808 M. Planchais
Quelle:
http://www.memorial-deces-soldats-empir ... m_dpt=ORNE
Hans-Dieter Zemke
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Antoine LAVERDURE
* in Bourbourg-Ville, (Departement Nord), + 17.01.1809 in Küstrin.
Todesursache: Bauchverletzung
Eltern: Antoine LAVERDURE und Madeleine MOREL.
Antoine LAVERDURE war Soldat im 1. Bat., 2. Kompanie
des französischen 22. Linien-Infanterie-Regiments.
Seine Matrikelnummer ist No M 887.
Text in der französischen Quelle:
LAVERDURE Antoine
fils de Antoine et de Magdeleine MOREL
né le .............. à BOURBOURG-VILLE
mort le 17/01/1809 à l'hôpital de Custrin (Prusse)
d'un coup pénétrant l'abdomen
fusilier au 22e régiment d'infanterie de ligne (No M 887/1B/2C)
E-C 1809 R. Barreau
Quelle:
http://www.memorial-deces-soldats-empir ... m_dpt=NORD
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Jean CHESSE * 14.12.1786 in Mervent (Departement Vendee),
+ 23.10.1807 im Hospital von Küstrin.
Eltern: Gabriel CHESSE und Helene BOURSICAUD.
Jean CHESSE war Füsilier im französischen 85. Linien-Infanterie-Regiment.
Seine Matrikelnummer ist No M 4785.
Text in der franzöischen Quelle:
CHESSE Jean
fils de Gabriel et de Hélène BOURSICAUD
né le 14/12/1786 à MERVENT
mort le 23/10/1807 à l'hôpital de Custrin (Prusse)
fusilier au 85e régiment d'infanterie de ligne (No M 4785)
SHAT Vincennes R. Barreau
Quelle:
http://www.memorial-deces-soldats-empir ... dpt=VENDEE
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Die nachfolgenden Daten stammen hauptsächlich aus dem französischen
Armeearchiv in Vincennes bei Paris und von französischen Standesämtern
(E-C= ETAT CIVIL=Standesamt).
Französischer Text in Originalquelle:
NIEL Alexandre
fils de x
né le ............ à AIX
mort le 30/01/1813 à l'hôpital militaire de Custrin (Prusse) du typhus
chasseur au 9e régiment de chasseurs à cheval (3E/7C)
E-C 1813 R. Barreau"
Quelle:
http://www.memorial-deces-soldats-empir ... HESDURHONE
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Ein Bruder stirbt 1807 in Küstrin, der andere 1810 in Spanien.
Hier ein Beispiel, daß es während der Napoleonzeit Zusammenhänge
zwischen der Franzosenzeit in der Neumark (1806-1814) und dem
Spanischen Unabhängigkeitskrieg (1808-1814) gab.
Der französische Soldat Marin COCQUENEU ( * 31.12.1782 in Noyen)
starb am 24.05.1807 in Küstrin. Sein Bruder
Marin COCQUENEU (* 28.01.1786 in Noyen) starb am 10.05.1810
im französischen Militärhospital von San Lucas / Spanien.
(Es ist der Ort Sanlucar de Barrameda in der Provinz Cadiz/Spanien).
In einem Geschichtsbuch zu Sanlucar de Barrameda (Cadiz) steht,
daß das französische 45. Linien-Infanterie-Regiment am 05.02.1810
den Ort, von Jerez de la Frontera (Cadiz) kommend, besetzt hat.
Es ist dabei überliefert, daß an der Spitze ein französischer Oberst /
Colonel ritt und zwei polnische Soldaten des Regiments marschierten.
Quelle Seite 781 / 782: Pedro Barbadillo Delgado
'Historia de la Ciudad de Sanlucar de Barrameda',
Sanlucar 1989, 987 Seiten, ISBN 84-86869-50-1
Text in der französischen Quelle:
COCQUENEU François
fils de Noël et de Anne HERRAULT
né le 31/12/1782 à NOYEN
mort le 24/05/1807 à l'hôpital de Custrin (Prusse) de fièvre et diarrhée
fusilier au 69e régiment d'infanterie de ligne (2B/4C)
E-C 1809 R. Barreau
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COCQUENEU Marin
fils de Noël et de Anne HERRAULT
né le 28/01/1786 à NOYEN
mort le 10/05/1810 à l'hôpital de San Lucas (Espagne) de fièvre
fusilier au 45e régiment d'infanterie de ligne (1B/4C)
E-C 1811 R. Barreau
Quelle:
http://memorial-deces-soldats-empire.or ... dpt=SARTHE
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Gesehen in einer Information vom Staatsarchiv Graubünden / Schweiz.
Anton Conradin v. SALIS-SAMEDAN (* 1777, + 1813) [8/151]:
1 Aktenstück, 17. November 1815
Hauptmann in französischen Diensten.
1813 leicht verwundet und krank aus dem russischen Feldzug
(1812) nach Königsberg, auf dem Transport über Küstrin nach
Magdeburg zu Rocheln gestorben 1813.
Quelle Seite 11:
http://www.gr.ch/DE/institutionen/verwa ... amedan.pdf
Anton Conradin von Salis-Samedan ist wahrscheinlich auch über
die Schiffahrtslinie Weichsel, Bromberger Kanal, Netze, Warthe
über Küstrin als Kranker und Verwunderter transportiert worden.
Das ist ein weiterer Beleg, daß Küstrin bis 1814 nach dem Rußland-
Feldzug 1812 weiterhin eine wichtige Drehscheibe für die Armee
Napoleons war.
Hans-Dieter Zemke
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