Das Ghetto Theresienstadt.

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Das Ghetto Theresienstadt.

Beitrag von -sd- »

Das Ghetto Theresienstadt wurde während des Zweiten Weltkrieges im von den
staatlichen Behörden im Protektorat Böhmen und Mähren genannten besetzten
Teil der Tschechoslowakei durch die deutschen Besatzer im November 1941 in
der ehemaligen österreichischen Garnisonsstadt von Theresienstadt (tschechi-
scher Name Terezín) eingerichtet. Es war als Sammel- und Durchgangslager Teil
des nationalsozialistischen Zwangslagersystems.

Die Bezeichnung "Ghetto" oder "jüdischer Wohnbezirk" verschleierte den Zweck
des Lagers, weil es den Häftlingen einen längeren Aufenthalt suggerieren sollte.
Schon 1955 betonte H. G. Adler, daß die Bezeichnung "Ghetto" ausschließlich
ein Tarnbegriff der Nationalsozialisten für diese Sonderform eines Konzentrations-
lagers war, der aber vielfach von anderen übernommen wurde. Das Lager war
Teil des NS-Systems zur geplanten Vernichtung der Juden, der so verharmlosend
titulierten 'Endlösung der Judenfrage'. Zunächst sollte es der Aufnahme von Ge-
fangenen aus der Tschechoslowakei dienen, bald wurden jedoch Menschen aus
fast ganz Europa dorthin deportiert.

1940 wurde zunächst in der Kleinen Festung das Gestapo-Gefängnis Theresien-
stadt eingerichtet; im November 1941 entstand in der Garnisonsstadt ein so ge-
nanntes Ghetto zunächst vor allem für die jüdische Bevölkerung des besetzten
Landes. Nach der Wannseekonferenz wurden seit 1942 in das Lager auch alte
oder als prominent geltende Juden aus Deutschland und anderen besetzten euro-
päischen Ländern deportiert. In der NS-Propaganda im Deutschen Reich wurde
Theresienstadt zum "Altersghetto" verklärt und während einer kurzen Phase als
angebliche "jüdische Mustersiedlung" verschiedenen ausländischen Besuchern vor-
geführt. Die Belegstärke des "Altersghettos" schwankte stark: Zwischen Herbst
1942 bis Ende 1943 waren oft deutlich mehr als 40.000 Menschen dort unterge-
bracht. Viele Insassen wurden in den großen Vernichtungslagern ermordet.

Quelle: WIKIPEDIA.

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11. September 1942: Verzweifelte Lage in Theresienstadt.

Die 'United Press' aus London meldet, daß sich die 50.000 Juden in der Festung
Theresienstadt in verzweifelter Lage befinden. Nach Äußerungen eines Mitglieds
der tschechoslowakischen Regierung im Exil, kann man nur wenig Hoffnung für
sie haben. Die Prager Behörden seien von den Nazis aufgefordert worden, weitere
15.000 Juden zur Deportation zu verhaften. In ganz Prag leben nur noch 15.000
Juden. Pilsen und Brünn haben überhaupt keine Juden mehr.

Die Juden, die noch in der Tschechoslowakei leben, dürfen weder zu Versamm-
lungen, Museen, Lesesälen oder Büchereien gehen, Autobusse benutzen, noch
in die Umgebung von Prag Ausflüge machen. Es ist ihnen verboten, sich auf die
Bänke, die am Moldauufer stehen, zu setzen, Süßigkeiten, Wein und Tabak, Leder-
waren und eine Anzahl von Textilien zu kaufen; sie dürfen keine öffentlichen
Bäder benutzen, selbst dieöffentlichen Telephonzellen sind für sie verboten. Die
Straßenbahn dürfen sie nur an bestimmten Tagen benutzen. Sie dürfen nicht um-
ziehen, und ein großer Teil von Straßen und Plätzen ist ihnen Verboten.

Quelle: Aufbau Nr. 19, Donnerstag, den 19. September 2002.
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