Vom großlitauischen Reich zur sowjetischen Republik.

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Vom großlitauischen Reich zur sowjetischen Republik.

Beitrag von -sd- »

Neben Estland und Lettland kämpft Litauen als dritte bal-
tische Sowjetrepublik um seine Unabhängigkeit. Auch die
Litauer haben in den letzten Jahrzehnten schlimme Zeiten
erlebt und vor allem unter der Stalin-Herrschaft einen
hohen Blutzoll gezahlt. Hunderttausende wurden ver-
schleppt oder umgebracht.

Seit Litauen wie die beiden anderen baltischen Länder,
Lettland und Estland, nach dem Hitler-Stalin-Pakt 1940
unter Moskaus Knute kam und zur sowjetischen Republik
wurde, haben seine Bewohner Schreckliches durchgemacht.
Das begann 1941 mit dem deutschen Einmarsch nach dem
Überfall auf die Sowjetunion und wurde verschärft fortge-
setzt durch die Rote Armee im Winter 1944/45.

Litauen - das arg geschundene Land.
Vom großlitauischen Reich zur sowjetischen Republik.


Litauen blickt auf eine ebenso bewegte wie - besonders
in den letzten Jahrzehnten - bittere Geschichte von der
mittelalterlichen Großmacht bis zur beinah bedeutungs-
losen Teilrepublik im zerfallenden sowjetischen Reich
zurück.

Nach dem Zusammenbruch des alten Kiewer Reichs in
der Mitte des 13. Jahrhunderts wird Litauen ein selb-
ständiges Großfürstentum, das sich im Kampf mit dem
Deutschen Ritterorden nach der Schlacht bei Tannenberg
(1410) seine Eigenständigkeit bewahrt. So entsteht im
15. Jahrhundert ein großlitauisches Reich zwischen Düna
und Schwarzem Meer.

Nachdem der Großfürst Jagello sich hatte katholisch tau-
fen lassen und nach seiner Eheschließung mit der polni-
schen Thronerbin verbindet Litauen und Polen zunächst
eine Personalunion, die 1569 in eine reale politische
Union einmündet. Litauen verliert dabei seine südlichen
Provinzen an Rußland und Polen, und es entsteht das
Gebiet Ostpolen, in das Stalin im September 1939 ein-
marschieren wird.

Bei der dritten polnischen Teilung 1795 fällt der größte
Teil Litauens an Rußland und 1814 auch noch der Rest.
Litauen beteiligt sich 1830 und 1863 an den polnischen
Aufständen gegen Rußland und wird 1919 nach dem
Vertrag von Versailles ein selbständiger Staat, der 1920
einen Friedensvertrag mit der Sowjetunion schließt und
im selben Jahr durch einen polnischen Handstreich Wilna
verliert.

1923 erhält Litauen das deutsche Memelgebiet und wird
1938 von Polen zur Anerkennung der Wilna-Grenze sowie
zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen gezwungen.
Im März 1939 muß Litauen das Memelland an Deutsch-
land zurückgeben, und beim Abschluß des Hitler-Stalin-
Pakts im August 1939 verspricht Hitler der Sowjetunion
für ihre Neutralität in dem bevorstehenden Krieg gegen
Polen, sie könne Litauen besetzen. So wird das Land 1940
zur Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik der UdSSR,
wird 1941 von deutschen Truppen erobert - mehr als ein
Drittel der Menschen muß diese Besetzung mit dem Leben
bezahlen - und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zur
Sozialistischen Sowjetrepublik der UdSSR umgestaltet.

Nach 1939 ließ Hitler die Deutschen in Litauen in die Provin-
zen Posen und Westpreußen umsiedeln. Damit begann die
erste große Völkerwanderung als Folge des Zweiten Welt-
kriegs, durch die Millionen von Menschen ihre Heimat auf
grausame Weise verloren. Als 1944/45 die Rote Armee die
deutsche Grenze im Osten überschritt, mußten die Balten-
deutschen zum zweitenmal innerhalb von fünf Jahren die
Heimat verlassen und in langen Trecks gen Westen über
Oder und Elbe ziehen.

Quelle: Sophia Wichelmann im Wochenend-Magazin
am 20. / 21. April 1991.
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