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Zwischen strahlend hohen Bäumen
weißt du noch, wie froh wir waren
in der fernen schönen Zeit ?
Seid'ne Schleifen in den Haaren
und im neuen feinen Kleid.
Und wie wir in die Wünsche schrieben
klug gelenkt von Mutters Hand ?
Unerfüllt ist nichts geblieben
in dem lieben Kinderland.
Manchmal durften wir versuchen
was so gut und köstlich roch:
Marzipan und Honigkuchen;
ach, gewiß, du weißt es noch !
Weißt noch, wie die Glocken klangen
durch des Abends Dunkelheit ?
Alles war mit Schnee behangen,
wenn wir gingen Seit' an Seit.
Hin zur Kirche ohne Säumen —
Vater sang im Kirchenchor.
zwischen strahlend hohen Bäumen
lugt' das Krippelein hervor.
Weißt du noch, wie uns geschehen,
wenn es klang: die Tor macht weit ?
Wie ein Engelsflügelwehen
in der sel'gen Weihnachtszeit.
Alles bleibt uns unverloren,
wenn wir nur wie damals sind:
In den Herzen neugeboren
wie das holde heil’ge Kind.
Gertrud-Louise Schneider
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Quelle: Ostpreußenblatt, 24.12.1955