Stammbuchverse.

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Stammbuchverse.

Aus den zahlreichen Eintragungen prominenter Persönlich-
keiten, die das Stammbuch des weit berühmten Königsberger
Kellerlokals 'Blutgericht' barg, greifen wir einige heraus.

Trunken müssen wir alle sein,
Jugend ist Trunkenheit ohne Wein.
Trinkt sich das Alter wieder zur Jugend,
so ist das wundersame Tugend.

Goethe

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Allzeit fröhlich ist gefährlich,
allzeit traurig ist beschwerlich,
allzeit glücklich ist betrüblich,
eins ums andre ist vergnüglich.

Goethe

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Unverzagt schrieb Graf Luckner am 19.10.1922:

Kiekt in de Sünn und nicht in das olle Muslock,
wo das so duster ist —
uns deutsche Eichbaum steht noch.

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In unserm lieben Blutgericht —
hei, wie die Pfropfen knallen ! —
ist mancher, ob er wollt, ob nicht
die Treppe hinauf gefallen.
Das können schon kleine Kinder,
herunterfallen ist nicht schwer,
jedoch hinauf ! das ist schon mehr —
ein Kunststück für zechende Sünder.

Robert Jordan

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Versagt ist mir der Ruhm des Zechers,
denn ich bin kein Athlet des Bechers,
nie bin ich untern Tisch gesunken,
nie war ich richtig noch betrunken.

Allein an guten alten Flaschen
andächtig mit Verständnis naschen,
bis der befreiten Seele Schwung
sich steigert zur Begeisterung,
in dämmrig trauten Kellerecken
der Herzen Tiefstes zu entdecken
und in solch wohligem Erschließen
die Poesie des Weins genießen,
wie nur der deutsche Biedermann —
ja, das gelingt mir dann und wann.

Hab solche frohen Feierstunden
auch hier im „Blutgericht" gefunden.
Hier, wo's von rauchgeschwärzten Mauern
herabweht voll Erinnerungsschauern.

Es freut sich heut Mann, Weib und Kind,
daß statt des Blutes nur Rotwein rinnt,
kein Ketzerrichter Ränke spinnt
und — Jungfrau'n nicht mehr eisern sind.

Ernst von Wolzogen

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