Bevölkerungsstatistisches aus Königsberg.

Bevölkerungsstatistisches aus Königsberg.

Beitragvon -sd- » 02.12.2018, 10:29

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Bevölkerungsstatistisches aus Königsberg.
Von H. M. Mühlpfordt.

In den „Kgl. Preußischen Staats-Kriegs- und Friedenszeitungen, 1. Stück vom
Montag, d. 4ten Januar 1796", „1 Stück vom Montag, d. 4ten Januar 1808",
Nro 1 vom Montag, d. lten Januar 1810" sowie vom 2. Januar 1814 finde ich
folgende statistische Angaben über die Königsberger Bevölkerung:

1796: In Preußen im Jahre
1794: verh. 7962; geboren 37879; gestorben 31655
1794: verh. 6349; geboren 33691; gestorben 30859

Der Rückgang in der ersten und zweiten Spalte erklärt sich vermutlich durch
die allgemeine Unsicherheit infolge des Krieges gegen Frankreich („Große
Koalition zum Schutze für Thron und Altar") und vielleicht auch durch
Abwanderung in die neuerworbenen Neuostpreußischen. Vorher polnischen
Gebiete.

Von 1796 bis 1809 erschienen nur zwei „Stücke" der Zeitung wöchentlich,
nämlich am Montag und Donnerstag. Erst ab 1810 kamen drei Nummern heraus
(Mo., Do., Sb.).

Die Zeitung wurde von der „Hartungschen Hofbuchdruckerei" verlegt und führte
später den Namen Hartungsche Zeitung.

In Königsberg im Jahre

1795: verh. 651; geb. 875 Knaben, gestorben 1371; Mädchen geb. 826,
gest. 1383. Insgesamt: geb. 1701, gestorben 2754

1807: verh. 490; geb. 1027 Knaben, gestorben 3091; Mädchen geb. 922,
gest. 3301. Insgesamt: geb. 1949, gestorben 6391

1809: verh. 730; geb. 1114 Knaben, gestorben 1224; Mädchen geb. 1102,
gest. 1191. Insgesamt: geb. 2216, gestorben 2415

1813: verh. 669; geb. 1021 Knaben, gestorben 2357; Mädchen geb. 982,
gest. 2046. Insgesamt: geb. 2003, gestorben 4403

Das hohe Überwiegen der Sterbeziffern 1795 fällt sofort auf; sollte hier der
Feldzug gegen die aufständischen Polen unter Kosciuszko an der Seite der
Russen, der zu der blutigen Schlacht von Sczokozyn führte, eine Ursache
sein ? Wahrscheinlicher erscheint mir das Auftreten von Seuchen infolge
dieser Kriegswirren auch in dem abgelegeneren Königsberg.

1807 wird die gewaltige Sterbeziffer durch die Kriegsverluste und besonders
die Seuchenverbreitung („Lazarettfieber", „Nervenfieber" [= Typhus und
Flecktyphus], Ruhr) in dem besetzten, mit Verwundeten und Kranken über-
füllten Königsberg zur Genüge erklärt. Die allgemeine Unsicherheit erklärt
den starken Rückgang der Eheschließungen.

1809 war in Ostpreußen die politische Lage beruhigender. Daher überwiegen
die Sterbefälle nur gering und Eheschließungen und Geburten nehmen zu.

1813, das große Jahr der Befreiung, zeigt wieder deren Rückgang und Zunahme
der Todesfälle auf dem Schlachtfeld und durch Seuchen.

Im Einzelnen vermerken die Berichte noch für
1795: Angaben über Lebensalter, Unfälle, Schiffsverkehr. „Auf dem Sackheim
wurde ein Mann von 99 Jahren begraben. Eine Drillings-, 18 Zwillingsgeburten".

1807: „20 Zwillingsgeburten, 265 uneheliche Kinder“. Von den Gestorbenen
waren 270 71 – 80-jährig, 161 81 – 90-jährig, 21 91 – 100-jährig, 5 101 –
105-jährig. (Diese Zahlen erscheinen reichlich unwahrscheinlich.)

1809: „10 Zwillings-, 351 uneheliche, 88 Totgeburten, 35 tödliche Unfälle,
davon 19 ertrunken, 1 erfroren, 6 Selbstmorde“.

1813: Totgeboren 98, zu Tode gefallen 3, tot gefunden 1, ertrunken 20,
am Ofendunst erstickt 1; Selbstmord 1“.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Januar 1958

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