Colera / Brechruhr in den Jahren 1836/37 und 1854 in Bairn.

z.B. die Pest 1709 / 1710.

Colera / Brechruhr in den Jahren 1836/37 und 1854 in Bairn.

Beitragvon -sd- » 05.08.2021, 18:13

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Die Colera oder die Brechruhr in den Jahren 1836/37 und 1854.

Ende des Jahres 1836 und Anfang des Jahres 1837 kam auch die
verheerende Pest, die asiatische Colera oder Brechruhr, nachdem
selbe in verschiedenen Nachbarsländern schon gewüthet, auch
nach Bairn, und namentlich in die Stadt München, rafte in 3 bis
4 Monaten etliche hundert Menschen unter den fürchterlichsten
Schmerzen in wenigen Stunden dahin, und endete endlich bis
gegen dem kommenden Frühjahr 1837, kehrte aber im Jahr 1854
zum zweytenmal wieder, und forderte weit mehr Opfer, als zum
erstenmal, und dießmal nicht nur in München, sondern bereits
in allen größern Städten, insbesondere aber auch in Augsburg.
In kleinern Städten hörte man weniger, auch auf dem Lande in
Dörfern noch seltener etwas: Nur in dem benachbarten Bairdießen
forderte dieser unbarmherzige Würgengel bey 60 bis 70 Menschen-
leben.

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Nochmals eine Notiz zur Cholera von Franz Glaswinkler aus den Jahren
1831-35. Sie muß in jedem Fall noch vor 1834, dem ersten Ausbruch
in Bayern, verfasst worden sein.

Paulus Glaswinkler

Krankheiten.

Eine höchst gefährliche asiatische Krankheit die Colera oder epide-
mische Brechruhr genannt, kam nach Europa, und wüthete anfänglich
in der Türckey; verbreitete sich aber nach und nach in verschiedene
Länder, und endlich auch durch Ungarn bis nach Wien, wo es einige
tausend Menschen wegrafte, wo es sich noch bis auf heutigen Tag,
obwohl schon öfter Ruhe war, immer wieder auf ein neues fortpflanzte.

Dieses ist eine sehr gefährliche Seuche, und ergreift die Menschen mit
Brechen und Abweichen zumal mit grausamen Schmerzen im Unterleibe
und Krämpfungen am ganzen Leibe, so daß am öftern nach 4 bis 5
Stunden der Tod erfolgt. Diejenigen welche länger ausdauerten, hatten
Trost zur Genesung. Mit allen möglichen Bemühungen der aller geschick-
testen Doctores und Aerzte konnte bisher diese Krankheit nicht genug-
sam erkannt, noch weniger eine rechte ärztliche Hilfe ausfindig gemacht
werden. Bairn blieb jedoch bis daher noch hievon befreyt. Es wurde
auch deßwegen an 25ten Sept: 1831 schon im ganzen Lande ein allge-
meines 10stündiges Gebeth zu Gott dem Allmächtigen und einzigen
besten Helfer angeordnet.

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Eine recht einfach zu erschließende Quelle sind die Sterbebücher, denn
ab etwa 1800 mußten die Todesursachen eintragen werden. Häufen
sich gleiche Todesursachen wie Faulfieber oder Nervenfieber, so handelt
es sich um eine Epidemie. Auch die Bezeichnungen Cholera oder Typhus
tauchen schon auf.

In meiner Seite http://www.genealogie-kiening.de/todesurs.htm
habe ich mehr darüber geschrieben und eine statistische Auswertung
von 7.000 Todesursachen-Einträgen angehängt.

Aus dem Sterbebuch von Ampermoching ist z.B. genau bekannt, wer
1852 die Cholera von Aubing nach Ampermoching verschleppt hat
und dort als erster, aber nicht als einziger daran gestorben ist.

Gut dokumentiert ist das Auftreten der Pest in Hahnbach Oberpfalz
im Jahr 1582 (1. Eintrag "ein böhmischer Ochsentreiber im Spital
gestorben 26. Juli 1582"). Bis 1583 insgesamt 224 Tote. Der buch-
führende Pfarrer hat überlebt. Im Jahr darauf gab es in jedem Haus
eine Hochzeit, meist zwischen einem überlebenden Kind oder Witwe/r
und einem von außen zugezogenen.

Für Kenner von Pfarrbüchern ist das sicher kein Einzelfall.

Josef Kiening

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