Mißernten / Nahrungsmangel / Seuchenartige Erkrankungen.

z.B. die Pest 1709 / 1710.

Mißernten / Nahrungsmangel / Seuchenartige Erkrankungen.

Beitragvon -sd- » 06.10.2020, 09:03

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Die Jahre 1706/08 hatten Preußen schwere Mißernten gebracht,
durch welche namentlich Litauen hart betroffen wurde. Wie groß
damals schon in jenem Landstrich der Nahrungsmangel war, geht
aus einem Bericht des Arendators zu Jurgaitschen vom 20.X.1708
hervor, in welchem derselbe meldet, es seien in seinem Kammer-
amt 96 ganz verarmte Bauern, die nicht einen Scheffel besäßen,
nachdem sie das, was sie vor zwei Jahren geborgt, etwas abge-
geben hätten. "Diese armen Leute", fährt der angezogene Bericht
fort, "kommen fast täglich zu mir und bitten, ihre Not Eurer König-
ichen Majestät vorzutragen, damit ihnen möge Brot gereicht werden,
sonst sie notwendig Hungers sterben müssen."

Der furchtbare Winter des Jahres 1708/09 vermehrte noch das
Mißgeschick. Die Wintersaat war in den meisten Orten erfroren,
wodurch eine große Teuerung und Hungersnot, zumal in Preußisch
Litauen entstanden. Das Korn hat pro Scheffel fünf Gulden und
der Weizen sechs Gulden gekostet. Besser vorbereiteten Boden
konnte eine Volksseuche schwerlich finden. Schon zu Beginn des
Jahres 1709 liefen in Königsberg beunruhigende Gerüchte über
seuchenartige Erkrankungen in Preußisch Litauen ein, die wohl
alle, mögen es Ruhr, Hungertyphus oder schon die Pest selbst
gewesen sein, ihren letzten Grund in der mangelhaften Ernäh-
rung der Bevölkerung hatten. Nach den Angaben des Danziger
Physikus Gottwald soll sich die Pest im Sommer 1702 zuerst in
den Lazaretten des schwedischen Heeres zu Pinschew (Polen)
gezeigt und von dort aus weiter verbreitet haben. Im Jahre
1707 trat die Seuche in Warschau und Krakau so drohend auf,
daß man in Preußen die Maßnahmen gegen ihre Einschleppung
verschärfte. Doch alle amtlichen Vorkehrungen vermochten nicht,
die von Polen her dringende Seuche aufzuhalten.

Ursprüngliche Quelle:
2006 auf der Website der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit.

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In der Broschüre 'Erinnerungen an Mirunsken-Merunen' von 1987 fand ich
auf Seite 16 folgenden Hinweis auf eine Pest-Epidemie im Amt Oletzko:
"Bald wurde das verödet durch eine der furchtbarsten Katastrophen: Die
Pest in der masurischen Sprache "mor", das grosse Sterben, genannt. Von
Polen kommend, überflutete die Pestwelle das Land und hielt sich im Amt
Oletzko in den Jahren 1710 und 1711 am hartnäckigsten und forderte im
ganzen Amt fast 11.000 Menschenleben. Sprichwörtliche Stille lag über
dem Land. Es fehlten Menschen und Tiere, um die Felder zu bestellen."
Auf Seite 19 heißt es: "Nach dem Niedergang durch die Pest von 1710
blühte Mirunsken wieder auf."

Joachim Kortum

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