Die Berufsgliederung der Heimatvertrieben 1949.

Die Berufsgliederung der Heimatvertrieben 1949.

Beitragvon -sd- » 05.03.2021, 11:25

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Die Berufsgliederung der Heimatvertriebenen.

Wiesbaden. Aul Grund von Erhebungen des Statistischen Amts wurde festgestellt, daß
von den am 1. Juli 1949 im Bundesgebiet befindlichen 7.446.000 Heimatvertriebenen
2.820.000 oder 38 v. H. Erwerbspersonen waren. Die hauptsächlich agrarische Struktur
der Heimatgebiete der Vertriebenen kommt deutlich zu ihrer Berufsgliederung zum
Ausdruck. Nach den Erhebungen übten über 40 v. H. der heimatvertriebenen Erwerbs-
personen vor der Austreibung land- und forstwirtschaftliche Berufe aus, gegenüber nur
25,2 v. H. bei den Einheimischen. Die industriellen und handwerklichen Berufe waren
dementsprechend bei den Vertriebenen mit 31,2 v. H. geringer besetzt als bei der an-
sässigen Bevölkerung des Bundesgebietes, wo die entsprechende Ziffer 37,8 v. H. betrug.

Es ist des Weiteren versucht worden, die Frage zu klären, in welchem Umfange bereits
eine Eingliederung der heimatvertriebenen Erwerbspersonen in die westdeutsche Wirt-
schaft erfolgen konnte. Hierbei war man weitgehend auf Schätzungen angewiesen. Man
nimmt an, daß rd. 25 Prozent der früher Selbständigen jetzt wieder in selbständigen
Berufen tätig sind. Selbst wenn diese Zahl zutreffen sollte, besagt sie jedoch wenig,
da besonders bei den Selbständigen der Unterschied des Einkommens zu den früheren
Verhältnissen zu berücksichtigen wäre, um eine Übersicht über die tatsächliche Ein-
gliederung zu gewinnen. Insgesamt sind rund 150.000 Heimatvertriebene selbständig
tätig, davon in der Landwirtschaft rund 10.000, in Industrie und Handwerk ca. 60.000,
in Handel und Verkehr ebenso viel, in anderen Berufen rund 20.000. Der soziale Abstieg
auch der 'Selbständigen' unter den Heimatvertriebenen kommt darin zum Ausdruck, daß
gerade in der Landwirtschaft die Zahl der Selbständigen nur einen verschwindenden,
Bruchteil der früheren Zahl beträgt, während es bei den 'sonstigen Berufen' über 50
v. H. der früheren Ziffer sind.

Von besonderem Interesse ist in Anbetracht der gegenwärtigen Auseinandersetzungen
um die Wartegelder und Pensionen die Frage der heimatvertriebenen Beamten. Allge-
mein betrachtet war der Anteil der heimatvertriebenen Beamten und Behördenange-
stellten an der Gesamtzahl der Beschäftigten in Ostdeutschland und im Sudetenland
niedriger als im jetzigen Bundesgebiet. Man rechnet, daß sich gegenwärtig — einschließ-
lich Bahn und Post — 151.000 heimatvertriebene Beamte im Bundesgebiet befinden.
Hiervon sind bereits wieder rund 85.000 bis 90.000 im Beruf. Drei Fünftel der heimat-
vertriebenen Beamten sind demnach wieder eingegliedert worden.

Quelle: WIR OSTPREUSSEN, 5. Mai 1950

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