Geschichtliches zu Kulm an der Weichsel.

Geschichtliches zu Kulm an der Weichsel.

Beitragvon -sd- » 01.03.2021, 18:54

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Kulm an der Weichsel.

Alle wissenschaftlich exakten Landkarten zur deutschen Geschichte sagen aus,
daß der Deutsche Ritterorden und die ihm liierten 'Livländischen Schwertbrüder'
um das Jahr 1400 ein Gebiet beherrschten, erschlossen und besiedelten, das in
der Längsrichtung rund 900 km von Südwesten nach Nordosten maß. Es reichte
im Nordosten von Narwa am Finnischen Meerbusen bis Kulm an der Weichsel im
Südwesten. Diese Strecke entspricht etwa der Entfernung von Berlin bis Genf.

Kulm war damals gleichsam die Pforte zum Ordensland. Schon um 1222 Standort
einer Ordensburg, wurde Kulm im Jahre 1233 zur Stadt erhoben. Es erhielt
Rechte, die zum Vorbild für die innere Rechtsverfassung der meisten Städte
des Ordenslandes wurden. Sie waren in der sog. Kulmer Handveste niedergelegt.
Schon 1245 befand sich in Kulm ein Bischofssitz.

Unser Bild zeigt das Kulmer Rathaus, ein Renaissance-Bau, der 1567 entstand.
Im Hintergrund ist die aus dem 14. Jahrhundert stammende gotische Pfarr-
kirche sichtbar. Es waren ausschließlich Niederdeutsche, die aus ihrer Heimat
die Kunst des Eindeichens von Flüssen mit an die Weichsel brachten und dort
verwirklichten. Ihnen allein ist die Entstehung jener fruchtbaren Landstriche
zu danken, die bis 1914 zur "Kornkammer" des Reiches rechneten.

Kulm ist der Geburtsort des Heidedichters Hermann Löns.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Juni 1957

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Von Siedlern, Professoren und Künstlern.

Der erste deutsche Ansiedler in Preußen ist nach der Beleihungsurkunde des
Deutschen Ritterordens vom 29. Januar 1236 der edle Herr von Tiefenau
gewesen, der sich in der Gegend von Marienwerder ansiedelte. Er erhielt eine
Quadratmeile Landes angewiesen, das sind etwa 57 qkm.

Der erste Rektor an der 1544 von Herzog Albrecht gegründeten Königsberger
Universität war der Humanist Georg Sabirus, ein Schwiegersohn des mit Luther
eng befreundeten Philipp Melanchthon.

Im Auftrage des Herzogs Albrechts malte Crispien Herraut, ein Schüler
Albrecht Dürers, in Königsberg. Durch sein Können und Schaffen regte er die
einheimischen Künstler, die seine Schüler wurden, zu größeren Arbeiten an.

Die am Deimefluß gelegene Kreisstadt Labiau ist eine uralte Ansiedlung der
einheimischen Pruzzen und wird urkundlich zum ersten Male schon im Jahre
1258 erwähnt. Der Große Kurfürst war oft im Schloß, einer Wasserburg, zu
Gast, um von hier aus der Auerochsjagd nachzugehen. Der Auerochse, auch
Ur genannt, war damals noch Standwild in den dichten großen Waldungen,
der sogenannten "Wildnis", zwischen Tilsit und Labiau. Da diesem Wilde sehr
nachgestellt wurde (hohe Herren aus fremden Ländern lud man sogar zur Jagd),
war der Bestand an Auerochsen bald sehr dezimiert; der letzte Auerochs wurde
1755 in Gertlauken erlegt. Das Stadtrecht wurde Labiau vom Großen Kurfürsten
am 28.07.1642 verliehen. Im Labiauer Schloß wurde übrigens seinerzeit auch
der Vertrag zwischen Preußen und Schweden geschlossen, der die polnische
Lehnsherrschaft über Ostpreußen aufhob und es zum selbständigen Herzogtum
machte.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Juni 1957

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