Martin Rasmussen - Ein Lehrer der Menschenliebe.

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Martin Rasmussen - Ein Lehrer der Menschenliebe.

Beitragvon -sd- » 13.01.2023, 11:24

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Martin Rasmussen - Ein Lehrer der Menschenliebe.

Im Frühjahr 1946 ergoß sich ein Strom von etwa 200.000 Vertriebenen, zum großen Teil Ostpreußen,
in dänisches Gebiet. Die Wehrmacht hielt damals das Land noch besetzt und verteilte sie auf Schulen,
Hotels und Dörfer. So kam es, daß auch Ryslinge mit Vertriebenen belegt wurde, obwohl man dort
die Ankömmlinge nicht eben gerne sah. Viele Familien hatten nichts als das nackte Leben gerettet,
manche waren auf der Flucht vor den Russen eingeholt worden und hatten ihr Gepäck verloren, und
so war der Mangel an Bekleidung besonders in den kinderreichen Familien quälend. Liebesgaben aus
Amerika und Schweden kamen erst spät und genügten kaum zur Linderung der dringendsten Fälle.
In dieser Not erwuchs den Vertriebenen in Ryslinge ein unerwarteter Helfer in dem Dänen, Martin
Rasmussen, der zuerst das Leiden sah und nicht die Schranke der Nationalität. Trotz dänischen
Verbots sammelte er gebrauchte Kleidungsstücke in der Umgebung, oft auf kilometerlangen Wegen
mit dem Erfolg, daß er in mehreren hundert Familien die größte Not lindern konnte.

Als nach dem Abzug der deutschen Truppen die kleinen Lager aufgelöst und die Vertriebenen in
große Internierungslager gebracht wurden, wies man auch die Deutschen aus Ryslinge großen
Lagern zu. Obwohl die Lage dadurch auch für den Helfer noch schwieriger wurde, gelang es ihm,
sein Liebeswerk über Vertrauensleute fortzusetzen. Über 500 Säcke und große Pakete mit Beklei-
dung, zahllose Kleine nicht gerechnet, konnte er den verschiedenen Lagern zukommen lassen.
Helfen zu können war seine Freude, seine größte Sorge galt den kleinen Kindern. In dieser Zeit
hat Martin Rasmussen eine außerordentliche Arbeitsleistung bewältigt und auch die Kosten seines
Hilfswerks getragen, obwohl der alleinstehende, siebzigjährige Gärtner nur von seiner Rente lebte.
Als eine Ostpreußin, die in Dänemark ihre beiden Kinder verloren hatte, vor der Rückkehr nach
Deutschland die Gräber noch einmal besuchen wollte, stellte er ihr sofort 80 Kronen als Reisegeld
zur Verfügung: Nur eines von zahllosen Beispielen, die seine menschliche Haltung beweisen.

Noch heute steht Martin Rasmussen mit etwa fünfzig einst von ihm betreuten Familien in Verbin-
dung. Als sein Wunsch in Erfüllung ging, seine deutschen Freunde, und vor allem die lieben Kinder
der Vertriebenen wieder zu besuchen, gelang es, bei der Bundesbahn freie Reise für ihn zu erwirken.
Überall empfing ihn die Dankbarkeit seiner Schützlinge, und wir wünschen von Herzen, daß er seinen
Plan einer weiteren Deutschlandreise wird ausführen können. In einer sehr bösen Zeit hat Martin
Rasmussen ein Beispiel der Menschlichkeit gegeben das von uns Ostpreußen nicht vergessen
werden wird.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 05.12.1950

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