Gräber deutscher Vertriebener in Ryslinge (Dänemark.

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Gräber deutscher Vertriebener in Ryslinge (Dänemark.

Beitragvon -sd- » 02.03.2020, 22:10

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Gräber deutscher Vertriebener auf dem Friedhof von Ryslinge in Dänemark.

Auf vielen Friedhöfen in Dänemark gibt es Gräber deutscher Vertriebener. Es ist klar,
daß die Sterblichkeitsziffer sehr anstieg, als etwa 230.000 Menschen — im wesentlichen
Frauen und Kinder — nach langer Flucht abgearbeitet und schlecht ernährt in ein frem-
des Land kamen.

Am Anfang wurden die Vertriebenen in Schulen, Versammlungshäusern und ähnlichen
großen Gebäuden untergebracht, wo die sanitären Anlagen nicht für so viele Menschen
berechnet waren. Dazu kam, daß es nach vierjähriger Besetzung unmöglich war,
genügend Medikamente zu beschaffen.

Erst als die Vertriebenen nach Monaten zur Ruhe kamen und die manchmal epidemi-
schen Krankheiten eingedämmt waren, wurde der Gesundheitszustand der Lagerbe-
wohner vielleicht besser als jener der Bewohner der dänischen Dörfer. Da aber waren
viele Kinder und alte Leute, die die Strapazen der Flucht nicht ausgehalten hatten,
schon gestorben.

Bei der Ankunft in dänischen Lagern befanden sich die Vertriebenen in furchtbarem
Zustand; manche Mütter und Kinder hatten nur ein halbes Leben aus der Götterdäm-
merung der Flucht gerettet. In den ersten Lagerwochen mußten manche Mütter ihren
Kindern eine Ruhestätte in der Erde eines fremden Landes geben, und manches alte
Ehepaar wurde getrennt, um nie mehr zusammenzukommen. Nur ein Grabhügel war
dann oft übrig, dessen Schutz und Pflege in einem fremden Lande sehr fraglich war.

Nun hat wohl der Versöhnungsgedanke den Kriegshaß beseitigt, und wir können ruhig
über diese Frage sprechen, denn es ist eine Frage für die Mütter und alten Leute, die
in Gedanken an ein Kreuz auf einem dänischen Friedhof weilen und nicht wissen, wie
die Gräber ihrer Lieben betreut und gepflegt werden.

Für alle Flüchtlingsgräber gilt, daß sie zwanzig Jahre — wie auch die Gräber von Dänen —
unter dem Schutz des Staates stehen. Dagegen müssen die örtlichen Gemeinden die
tägliche Pflege übernehmen, und darum ist auch die Pflege der Grabstätten in den
einzelnen Orten des Landes recht verschieden.

Denjenigen, die auf dem Friedhof von Ryslinge Angehörige haben, kann ich einen beson-
deren Gruß bestellen, denn die Betreuung der großen Grabstelle hier wird von mir besorgt.
Die Flüchtlingsgräber hier liegen sehr schön hinter der kleinen Kapelle. Ein weißes Kreuz
mit dem Namen des Verstorbenen ist auf jedem einzelnen Grab angebracht, und der ganze
Platz ist mit Büschen und Blumen bepflanzt. Besonders schön ist der Anblick, wenn die
weißen Lilien blühen.

Martin Rasmussen, Ryslinge (Dänemark).

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 5. August 1951

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