Heimkehrer, Aussiedler im Durchgangslager Friedland.

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Heimkehrer, Aussiedler im Durchgangslager Friedland.

Beitragvon -sd- » 24.02.2021, 10:37

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Eine immer wieder durch schwere Jahre hindurch von vielen Ostpreußen genährte
Hoffnung hat sich jetzt endlich verwirklicht: Landsleute, von denen manche lange
Zeit hindurch als vermißt galten und auch solche, von denen ihre Angehörigen
niemals etwas gehört haben, sind jetzt aus Litauen in dem bei Göttingen liegen-
den Lager Friedland eingetroffen. Am 13. Juni waren es 22, am 14., 29, am 15.,
40, am 16., 45 und am 18., etwa 60 Personen, im Zeitraum von sechs Tagen also
etwa zweihundert. Es sind Ostpreußen, die zum größten Teil aus Königsberg und
seiner Umgebung stammen, aber auch solche, die in den ersten Monaten 1945
oder gelegentlich auch noch später aus der Provinz nach Königsberg verschlagen
wurden.

In den furchtbaren Hungerjahren 1946 und 1947 fuhren viele unserer unglücklichen
Landsleute aus Königsberg und aus anderen Teilen unserer von den Russen besetz-
ten Heimat nach Litauen, um sich von dort Lebensmittel zu holen. Es ist bekannt,
in welch wirklich menschlicher Weise die Litauer damals unseren Landsleuten ge-
holfen haben. So mancher von denen, die 1948 aus Königsberg und sonst aus un-
serer Heimat nach dem Westen kommen konnten, verdankt dieser uneigennützigen
Hilfe sein Leben. Nicht wenige unserer Landsleute aber blieben in jenen Jahren
1946 und 1947 überhaupt in Litauen; für so manchen war das die Rettung vor dem
sicheren Hungertod. Sie arbeiteten bei den Bauern oder in Haushalten oder schlugen
sich sonst irgendwie durch. Bei der Rückführung der Königsberger 1948 wurden sie
natürlich nicht erfaßt.

Anfang 1949 wurden die in Litauen lebenden Deutschen von den sowjetischen Stellen
aufgefordert, sich registrieren zu lassen. Es wurde ihnen gesagt, daß sie nach
Deutschland ausreisen könnten, wenn sie eine Zuzugsgenehmigung beibringen
würden. Sie waren mißtrauisch geworden, aber sie trugen sich doch ein. In den
letzten Monaten wurden dann in Litauen tatsächlich Transporte zusammengestellt,
und es haben etwa 3,500 Deutsche, fast alles wohl Ostpreußen, dieses Land in der
Richtung nach Westen verlassen können. In Viehwagen kamen sie durch unsere
ostpreußische Heimat; sie gelangten in die sowjetisch besetzte Zone und schließ-
lich dort in eines der drei großen Quarantänelager: Wolffen bei Bitterfeld, Bischofs-
werda und Fürstenwalde. Die meisten unserer Landsleute müssen nun in der sow-
jetisch besetzten Zone bleiben; denn viele wissen nichts von ihren Angehörigen
und suchen sie, aber diese von den dortigen Quarantänelagern aus zu finden, ist
sehr schwer. Bei anderen wiederum werden die Zuzugsgenehmigungen für die
Bundesrepublik als unzureichend erklärt und nicht anerkannt. Besonders die eltern-
losen Kinder und Jugendlichen — es soll sich um beinahe tausend handeln — müssen
dort bleiben; sie wurden bereits in Heime nach Sachsen und Thüringen gebracht.
Auch viele Erwachsene sind inzwischen bereits in der Ostzone angesiedelt worden.
In jedem der Lager befinden sich etwa dreihundert bis vierhundert Ostpreußen,
welche Zuzugsgenehmigung nach der Bundesrepublik haben, so daß etwas mehr
als tausend Ostpreußen nun nach und nach aus diesen Quarantänelagern über
Friedland nach Westen kommen werden.

Der Ernährungszustand unserer aus Litauen heimkehrenden Landsleute ist wesent-
lich schlechter als derjenigen, die im Rahmen der 'Operation Link' aus Masuren
kamen. Kinder von elf bis zwölf Jahren machen nicht selten den Eindruck von
Acht- bis Neunjährigen.

Alle, die nach Friedland kommen, sind im Besitz von Zuzugsgenehmigungen. Bisher
hat Friedland noch keine Möglichkeit, auch diejenigen Landsleute zu übernehmen,
deren Angehörige noch nicht ermittelt werden konnten. Es gibt auch Fälle, wo sich
die Angehörigen der Rückkehrer hier im Bundesgebiet bei örtlichen Stellen vergeb-
lich um Zuzugsgenehmigungen bemüht haben oder wo ihnen sonst Schwierigkeiten
gemacht werden, etwa durch Forderung von Gebühren, die aufzubringen manchen
Heimatvertriebenen unmöglich ist. Keiner von den jetzt aus Litauen Zurückkeh-
renden weiß etwas davon zu sagen, daß auch das litauische Volk von ihnen seiner-
zeit Zuzugsgenehmigungen oder Gebühren verlangt hat. Es wurde unseren Lands-
leuten geholfen, obwohl sie nicht einmal dem gleichen Volk angehörten; es wurde
ihnen geholfen, weil sie Menschen waren.

Im Lager Friedland werden die Heimkehrer in hervorragender Weise betreut. Sie
werden neu eingekleidet, Ärzte untersuchen sie und helfen ihnen, und sie erhalten
eine gute und kräftige Verpflegung.

So mancher Königsberger, der Angehörige vermißt, wird neue Hoffnung schöpfen.
Aber leider war es nur ein verhältnismäßig kleiner Teil, der sich in jenen Jahren
von Königsberg nach Litauen retten konnte, und so werden viele Hoffnungen doch
wieder enttäuscht werden. Sicherlich werden unsere jetzt heimkehrenden Lands-
leute über so manches Schicksal berichten und die sehnlich erwartete Aufklärung
geben können.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 20. Juni 1951

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Auch im Monat August 1956, ist eine Anzahl von Landsleuten aus Ostpreußen,
aus den anderen polnisch besetzten deutschen Ostgebieten und aus der Sowjet-
union im Durchgangslager Friedland bei Göttingen eingetroffen und zwar
als Einzelreisende; eine Anzahl von ihnen wurde als Heimkehrer abgefertigt,
andere als Ausgesiedelte. Unter den Heimkehrern befinden sich auch Lands-
leute, die jetzt aus Gefängnissen in der Sowjetzone entlassen worden sind.

Wir bringen im Folgenden die Namen dieser Heimkehrer und Ausgesiedelten.
Es ist schwierig, genaue Angaben zu erhalten, und so sind die Zahlen und
Ortsangaben nicht in jedem Falle ganz richtig; Der Wohnort von 1939 ist in
der Liste in Klammern gesetzt. Im August trafen in Friedland ein:

Heimkehrer
Erwin Fischer, geboren 23.02.1918 in Insterburg (Insterburg),
kommt aus Brandenburg. —
Artur Lorenz, 01.03.1894 in Schnackneinen (Königsberg),
kommt aus Bautzen. —
Wilhelm Rohde, 24.07.1907 in Königsberg (Königsberg),
kommt aus Polen. —
Christel Staff, 06.12.1932 in Alt-Binnedorf, Kreis Elchniederung (Alt-Binnedorf),
kommt aus der Sowjetunion. —
Dora Staff, 09.01.1934 in Alt-Binnedorf (Alt-Binnedorf), kommt aus der
Sowjetunion. —
Gerhard Wiechmann, 08.04.1926 in Julienhöfen (Julienhöfen, Kreis Sensburg),
kommt aus Torgau.

Aussiedler
Anna Baranowski geb. Stabeiko, 19.05.1924 (Merunen, Kreis Treuburg),
kommt aus Stettin. —
Herbert Baranowski, 13.03.1911 (Merunen), kommt aus Stettin. —
Gerhard Bartschat, 16.01.1930 in Memel (Memel), kommt aus Riga. —
Charlotte Duddek geb. Buttkewitz, 01.02.1872 in Krassau, Kreis Lyck (Lyck),
kommt aus Grabnick, Kreis Lyck. —
Ida Fellechner geb. Wenger, 30.07.1914 in Wingern (Wingern),
kommt aus Gergehnen, Kreis Allenstein. —
Georg Genech, 24.10.1903 in Kibeyken (Kibeyken, Kreis Gumbinnen),
kommt aus Kibeyken. —
Ruth Genech, 20.10.1929 in Königsberg (Kibeyken), kommt aus Kibeyken. —
Edith Genech, 09.02.1950 in Eydtkau, kommt aus Kibeyken. —
Willy Genech, 31.08.1951 in Milunen, kommt aus Kibeyken. —
Werner Genech, 04.12.1954 in Gumbinnen, kommt aus Kibeyken. —
Marta Grigoleit geb. Pohl, 01.09.1896 in Bartenstein (Stettin),
kommt aus Stettin. —
Amalie Hensel geb. Pietrzik, 14.06.1883 in Gusken
(Gusken, Kreis Johannisburg), kommt aus Erztal, Kreis Johannisburg. —
Irmgard Jablonka geb. Braun, 28.03.1921 in Labuch (Labuch, Kreis Rößel),
kommt aus Labuch. —
Else Kantel, 04.07.1921 in Waltersdorf (Waltersdorf, Kreis Heiligenbeil),
kommt aus Breslau. —
Albert Kindler, 30.10.1880 in Bischofsburg (Bischofsburg), kommt aus
Bischofsburg. —
Marie Kindler geb. Narewski, 12.04.1886 in Bischofsburg (Bischofsburg),
kommt aus Bischofsburg. —
Emma Knoop, 09.03.1886 in Kukoreiten, Kreis Heydekrug
(Jonaten, Kreis Heydekrug), kommt aus Heydekrug. —
Hedwig Knoop, 21.07.1923 in Laudschen, Kreis Heydekrug (Jonaten),
kommt aus Heydekrug. —
Auguste Kruck geb. Schiel, 18.08.1875, (Gumbinnen),
kommt aus Lauenburg, Pommern. —
Augus?? (unlesbar) Kruck, 01.01.1916, (Gumbinnen),
kommt aus Lauenburg, Pommern. —
Hedwig Marenski, 22.02.1898 in Gr.-Koslau, Kreis Neidenburg
(Aweiden, Kreis Sensburg), kommt aus Peitschendorf, Kreis Sensburg. —
Hubert Marenski, 01.06.1937 in Aweiden (Aweiden),
kommt aus Peitschendorf. —
Karoline Neuhoff geb. Poppek, 31.10.1888, (Tilsit),
kommt aus Wilkow, Pommern. —
Karl Patz, 01.05.1885 in Kl.-Jerutten (Kl.-Jerutten, Kreis Ortelsburg),
kommt aus Kl.-Jerutten. —
Ernst Philipp, 18.06.1891, (Elbing), kommt aus Elbing. —
Luise Pogorzelski, geb. Wengorz, 25.03.1898 in Iwaschken, Kreis Lyck
(Bärengrund, Kreis Treuburg), kommt aus Nikolaiken. —
Gerhard Pogorzelski, 04.10.1934 in Bärengrund (Bärengrund),
kommt aus Nikolaiken. —
Edith Rosenfeld, 17.12.1936 in Labiau (Labiau),
kommt aus Birschtonas, Litauen. —
Martin Rosenfeld, 11.12.1935 in Labiau (Labiau),
kommt aus Birschtonas, Litauen. —
Albert Ruhnke, 15.05.1886 in Koralischken, Kreis Memel (Memel),
kommt aus Memel. —
Helene Ruschinski, geb. Hensel, 26.04.1912 in Gusken, Kreis Johannisburg
(Erztal, Kreis Johannisburg), kommt aus Erztal. —
Kurt Ruschinski, 31.01.1944 in Erztal, kommt aus Erztal. —
Rosa Schlegel, geb. Katschinski, 20.05.1882 in Widrinnen
(Pülz, Kreis Rastenburg), kommt aus Pülz. —
Katarina Sokoll geb. Dudda, 19.08.1886 in Wiartel
(Wiartel, Kreis Johannisburg), kommt aus Wiartel. —
Helene Trotzek geb. Makowski, 10.05.1913 in Plautzig, Kreis Allenstein
(Allenstein), kommt aus Allenstein. —
Max Wirth, 24.08.1910 in Freistast (Elbing),
kommt aus Bolleinen, Kreis Osterode. —
Lydia Zills geb. Schwender, 04.09.1899 in Gillandwirszen, Kreis Tilsit-Ragnit
(Schutelen, Kreis Memel), kommt aus Memel. —
Kurt Zills, 15. 9. 1929 in Schutelen (Schutelen), kommt aus Memel. —
Karl Zimmermann, 12.10.1881 in Karzewischken (Klugohnen, Kreis Heydekrug),
kommt aus Ostpreußen.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 8. September 1956

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Vermißt, verschleppt, gefallen, gesucht

Über nachstehend aufgeführte ehemalige Wehrmachtsangehörige aus Ostpreußen
liegen Nachrichten vor; die Angehörigen werden gesucht. Der jeweilige Heimatort
ist den Bekanntgaben vorangesetzt. Die einstigen Soldaten stammten aus:

der Gegend von Allenstein: Josef Hermann, geb. etwa 1911/1912 in Ostpreußen,
verheiratet, Maurer.

der Umgebung von Allenstein: Josef Kajewski, geb. etwa 1923, ledig,
Sägewerkarbeiter, Obergefreiter.

vermutlich Allenstein: Otto Kempowski, geb. etwa 1918/1920 in Allenstein,
verheiratet. Installateur, Unteroffizier.

Kreis Heiligenbeil: Willi Haarmann, geb. etwa 1909, verheiratet, Fischer,
Gefreiter.

vermutlich Königsberg: Friedrich Kalb, geb. etwa 1911, Unteroffizier.

vermutlich Königsberg: Erwin Kaiser, geb. etwa 1905 vermutlich Königsberg,
ledig, Angestellter, Unteroffizier.

vermutlich Königsberg: Franz Katt, geb. etwa 1891, Arbeiter in einer
Fleischfabrik.

vermutlich Königsroda: Leo Heidinger, geb. etwa 1900, Landwirt.

Ostpreußen: Arno Hoffmann, geb. etwa 1926, Soldat.

Ostpreußen: Vorname unbekannt Kaufmann, geb. etwa 1902/1907, verheiratet,
Polizeiangehöriger.

Ostpreußen: Ernst Rudolf, geb. etwa 1900, verheiratet, zwei Kinder,
Schweizer, Soldat.

Ostpreußen: Otto Kaiser, geb. etwa 1910 in Ostpreußen, verheiratet,
Kaufmann, Unteroffizier.

Ostpreußen: Vorname unbekannt Hermann, geb. etwa 1906 in Ostpreußen, ledig.

Ostpreußen: Franz Hermanowski, geb. etwa 1905. verwitwet, ein Kind.

vermutlich Bartenstein: Vorname unbekannt Heister, geb. etwa 1895, Landwirt,
verheiratet.

vermutlich Gumbinnen: Oskar Kerwien, geboren etwa 1895, verheiratet,
vermutlich Fischer, Bootsmann.

vermutlich Johannisburg: Vorname unbekannt, von Kerstein, geb. etwa 1915,
SS-Obersturmführer.

vermutlich Königsberg: Vorname unbekannt Hofmann, geb. etwa 1884,
verheiratet. Militärarzt, Oberarzt.

vermutlich Rößel: Bruno Holzke, geb. etwa 1923, Landwirtssohn. Gefreiter.

Ostpreußen: Vorname unbekannt Eichhorn, Oberzahlmeister.

vermutlich Ostpreußen: Vorname unbekannt Fabrici, geb. etwa 1915/1918.

Ostpreußen: Vorname unbekannt Fandrey, geb. etwa 1905/1912 in Ostpreußen,
verheiratet. Polizeihauptmann.

Ostpreußen: Vorname unbekannt Freytag oder Freitag, geb. etwa 1897/1899,
Oberst.

Ostpreußen: Vorname unbekannt Freitag, geb. etwa 1895, vermutlich Landwirt.

Ostpreußen: Ernst Fenske, geb. etwa 1905/1908 in Ostpreußen, verheiratet.
Schlachtermeister.

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen,
(24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 8. September 1956

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