Glashütten im Landkreis Landsberg / Warthe.

Glashütten im Landkreis Landsberg / Warthe.

Beitragvon -sd- » 25.03.2021, 17:56

-------------------------------------------------------------------------------------------------------

Glashütten im Landkreis Landsberg / Warthe.

Aus der Geschichte unserer Heimat.

Die Neumark hat nie, wie z.B. Böhmen, zu den weltbekannten Standorten der Glas-
herstellung gehört. Es hat aber, insbesondere im 18. Jahrhundert, auch im Kreis
Landsberg einige bedeutende Glashütten gegeben. Hergestellt wurden in erster
Linie Flaschen und Gefäße aus dem so genannten grünen "Waldglas". Hergestellt
wurde aber auch Kreideglas, durch Zugabe von Kreide weißlich gefärbtes Glas,
auch bemalt, Anhänger für Kronleuchter, Tafelglas, Fensterglas.

Landschaft und Boden beförderten die Glasherstellung. Der Hauptrohstoff, Quarz,
war durch den sandigen Endmoränenboden in "des Heiligen Römischen Reiches
Streusandbüchse" reichlich vorhanden. Brennstoff für das Schmelzen der Glasmasse
boten die weiten Wälder.

Der zeitliche Schwerpunkt der Glasherstellung war das 18. Jahrhundert. Es gab
so genannte Königliche Glashütten, also Glashütten, die sich im Besitz der Krone
befanden und an Glasmeister verpachtet waren, z.B. Tornow, und Adelige Glas-
hütten, z.B. Stennewitz.

Die Glashütten florierten bis in das Ende des 18. Jahrhunderts hinein, geschützt
gegen das böhmische Glas durch Zölle. Sie wurden dann aber auf Befehl des Königs
eingestellt, wegen des zu hohen Holzverbrauchs der "wäldermordenden Ungeheuer".

Der Herstellungsort der Glaswaren war durch die Marken einfach zu identifizieren:
Auf das fertige Gefäß wurde auf einen Glastropfen mit Hilfe eines Petschafts eine
Art Siegel gesetzt. Es enthielt Glashütten im Kreis Landsberg die Angabe des Ortes,
häufig die Jahreszahl und das Zeichen des herstellenden Glasbläsers. Diese Marken
hatten das Hauptziel, den Herstellungsort einer Flasche, Bouteille, identifizieren
zu können, da der Hersteller verklagt werden konnte, wenn eine Flasche, die
gleichzeitig ein Messkrug war, nicht den geforderten Inhalt hatte. Die Personen-
kennzeichnung diente auch der Abrechnung der Löhne der Glasbläser.

Die Glashütten des Kreises Landsberg in der Reihenfolge ihrer Gründung.

Tornow: 1707 – 1785, eine königliche Glashütte, erbaut von dem Erbpächter Marcus
Zimmermann, dessen Sohn und Enkel die Hütte weiterführten und auf drei Öfen
erweiterten (1752). Dafür mute eine Pacht von 1.000 Talern gezahlt werden. Auch
Tornow fiel später unter den Generalpachtvertrag für die Königlichen Glashütten.
Die Produktion war vielfältig: Hergestellt wurden Lampen- und Fensterglas, weißes
Tafelglas, Prismen für Kronleuchter, Flaschen und Krüge. In der besten Zeit be-
schäftigte die Glashütte um 70 Arbeiter in der Herstellung, Bearbeitung des Glases
und im Transport der Rohstoffe zur Hütte und der fertigen Waren nach Berlin,
Stettin, Frankfurt.

Lotzen: 1746 – 1785, eine Königliche Glashütte, wurde ebenfalls von Marcus
Zimmermann erbaut. Er errichtete sie auf eigene Kosten und setzte seinen Bruder
Cornelius als Verwalter ein. Im 7jährigen Krieg wurde die Hütte niedergebrannt
und erst vier Jahre später wieder errichtet. Die Hütte florierte. Hergestellt
wurden Trinkgefäße, Fenster- auch Schaufensterscheiben und "Kutschtafeln",
grünes Flaschenglas. Auch Lotzen mußte wegen des zu hohen Holzverbrauchs
geschlossen werden.

Stennewitz: 1748 – 1856, war eine private Glashütte. Der Käufer des wohl zu der
Zeit nicht gut bewirtschafteten Gutes Stennewitz, H.E. von Glöden, erbat 1747
die Erlaubnis zur Errichtung einer Glashütte. Er verpflichtete sich zur Ansiedlung
von 20 Familien, die wie er aus Mecklenburg zuwandern sollten. Er erhielt die
Konzession, hergestellt werden sollten schwarze Bouteillen. Glöden verpachtete
an den Kommerzienrat Winkelmann. Bald aber kam es zu Streitigkeiten von
Pächter und Verpächter gegenüber der Kammer in Küstrin wegen Nichteinhaltung
der Konzessionsbedingungen, z.B. der Abwerbung von Glasmachern aus König-
lichen Glashütten und Herstellung von anderen Glaswaren als konzessioniert.
Der Gutsbesitzer mußte wegen Regreßforderungen seines Pächters verkaufen.
Der Käufer fiel im 7jährigen Krieg, unmittelbar darauf wurde die Glashütte ge-
schlossen, nachdem schon vorher ein großer Teil der Glasmacher abgewandert
war.

Rohrbruch: 1754 – 1764 Private Glashütte. Wiederum Georg Zimmermann
(Lotzen und Tornow) machte der Neumärkischen Kammer den Vorschlag, das
Rohrbruch auf eigene Kosten urbar zu machen, Siedler anzusetzen und eine
Glashütte zu errichten. Die Arbeiten begannen sofort, aber schon 1760 oder
1762 brannte die Hütte nieder. Die Produktion wurde eingeschränkt wieder
aufgenommen, nach dem Tode Zimmermanns aber eingestellt. In Rohrbruch
hätte weißes, grünes und schwarzes Glas hergestellt werden dürfen.
Lt. Vertrag hätten die Waren in Rohrbruch nur in Preußen veräußert werden
dürfen, was für die meisten Neumärkischen Glashütten galt. Im Gegensatz
dazu hatte sich der Gründer von Stennewitz verpflichtet, außerhalb des
Landes zu verkaufen.

Ursula Hasse-Dresing

Quellen: Schriften des Vereins für Geschichte der Neumark, Jg. 1941
und 'Glashütten in Brandenburg'. Heimatkundliche Beiträge, Hrsg. Stadt- und
Kreismuseum Eberswalde-Finow 1992.

-------------------------------------------------------------------------------------------------------
Benutzeravatar
-sd-
Site Admin
 
Beiträge: 6351
Registriert: 05.01.2007, 16:50

Zurück zu Glasmacher, Glashütten-Standorte, Glasmacher-Familienforschung.

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast