Wissen Sie zufällig, wo die Oder-Neiße-Linie verläuft ?

Wissen Sie zufällig, wo die Oder-Neiße-Linie verläuft ?

Beitragvon -sd- » 11.03.2017, 12:30

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'Die Grenze im Osten.'
"Wissen Sie zufällig, wo die Oder-Neiße-Linie verläuft ?"


Die staatliche Einheit des alten Deutschen Reiches wurde bei Kriegsende durch
zwei "Grenzen" vernichtet: die Oder-Neiße-Linie und die Zonengrenze zwischen
dem von den Westmächten und dem von den Russen besetzten Teil Deutschlands.
Ohne die Meinungsforschung zu bemühen, kann man wohl behaupten, daß es —
außer vielleicht einigen Kommunisten — in Westdeutschland kaum jemand gibt,
der mit diesen Grenzziehungen einverstanden ist. Aber wer kann heute richtig
beschreiben, wo diese "Grenze" verläuft ?

Das Institut für Demoskopie — Gesellschaft zum Studium der öffentlichen Meinung
— in Allensbach am Bodensee fragte einen repräsentativen Querschnitt der west-
deutschen Bevölkerung:

Frage: "Wissen Sie zufällig, wo die Oder-Neiße-Linie verläuft —
ich meine, welche Gebiete sie abtrennt ?"

Richtige Angaben: Gesamt: 22 Prozent; Männer 29 Prozent; Frauen 17 Prozent.
Teilbeschreibungen: Gesamt: 24 Prozent; Männer 28 Prozent; Frauen 21 Prozent.
Vage Angaben: Gesamt 6 Prozent; Männer 8 Prozent; Frauen 5 Prozent.
Falsche Angaben: Gesamt 8 Prozent; Männer 9 Prozent; Frauen 6 Prozent.
Weiß nicht: Gesamt 38 Prozent; Männer 26 Prozent; Frauen 6 Prozent.

Noch nichts von der Oder-Neiße-Linie gehört:
Gesamt 2 Prozent; Männer --; Frauen 3 Prozent.
Ergebnis: Gesamt 100 Prozent; Männer 100 Prozent; Frauen 100 Prozent.

Was bedeutet es, wenn fast die Hälfte der westdeutschen Bevölkerung keine
auch nur einigermaßen zutreffende Angabe über den Verlauf der Oder-Neiße-
Linie machen kann ?

Das Institut für Demoskopie prüfte, ob die Nichtinformierten vielleicht Alters-
gruppen angehören, denen man mangelndes Interesse oder Unwissenheit zu-
billigen kann: den Ältesten und den Jüngsten.

Tatsächlich zeigt sich in diesen Altersstufen ein höherer Prozentsatz Uninfor-
mierter als bei den mittleren Jahrgängen; aber auch von den Personen
zwischen dreißig und sechzig Jahren, die die Errichtung dieser Grenze bewußt
selbst miterlebt haben, konnten 44 Prozent keine zutreffende Antwort geben !
Wie immer bei solchen Informationsfragen, waren auch hier die Absolventen
einer höheren Schule besser unterrichtet als die Leute mit Volksschulabschluß.
Aber auch die höhere Schulbildung schützte nicht in allen Fällen vor Unwissen-
heit.

Das Institut erkannte nur solche Angaben als völlig richtig an, die. wie es in
seiner Darstellung sagt, den Grenzverlauf genau und eindeutig beschrieben,
wie zum Beispiel: „Trennt Ostpommern, Westpreußen, Ostpreußen und
Schlesien ab" — „Polen von der Ostzone" — „Schlesien bis Ostpreußen". Unter
„Teilbeschreibungen" wurden Antworten eingestuft wie: „Schlesien, Pommern" —
„Um Breslau herum" — „Teil Brandenburg, Pommern". Als vage Beschreibungen
zählten etwa: „Ostgebiete" — „Einen Teil von Ostdeutschland" — „Bei Frankfurt /
Oder" Als falsch wurden gewertet: „Sie trennt uns vom sowjetisch besetzten
Gebiet" — „Hinter der Weichsel" — „Schlesien von Polen".

Alle hier genannten Ergebnisse beziehen sich auf einen statistisch-repräsentativen
Bevölkerungsquerschnitt von zweitausend Personen ab achtzehn Jahren im Bundes-
gebiet und West-Berlin.

Soweit das Ergebnis der Befragung Das Allensbacher Institut glaubt — wie zu
erfahren ist — einen sehr strengen Maßstab bei der Wertung der Antworten
angelegt zu haben. Tatsächlich ist es aber recht großzügig verfahren, wenn
es zum Beispiel die Antwort „Trennt Polen von der Ostzone" als richtig ansieht.
Wird von der sowjetisch besetzten Zone, von Mitteldeutschland als von der
Ostzone gesprochen, was trotz aller Aufklärung immer noch oft geschieht, dann
wird damit doch nur die Vorstellung gefördert, als sei diese Zone auch das öst-
liche Deutschland, über das hinaus es eben keine deutschen Ostgebiete mehr
gibt. Falsch, ganz und gar falsch aber ist es, von unserer östlich der Oder-Neiße-
Linie gelegenen Heimat — von Schlesien bis hinauf nach Ostpreußen — als von
Polen zu sprechen, denn diese deutschen Ostgebiete sind völkerrechtlich keines-
wegs ein Teil von Polen, sie stehen nur unter polnischer Verwaltung, bis in einem
Friedensvertrag über sie entschieden werden wird. Das ist keine Haarspalterei,
es ist vielmehr von entscheidender Bedeutung, daß wir auch völkerrechtlich
einen Rechtstitel auf unsere ostdeutsche Heimat haben. Ihn immer wieder bei
jeder Gelegenheit klar herauszustellen und zu betonen, ist eine der Möglichkeiten,
zu verhindern, daß in unserem Volk und vor allem bei der heranwachsenden
Jugend das Gefühl für die Zugehörigkeit dieser Gebiete zu Deutschland immer
mehr verlorengeht und daß sie schließlich kaum noch als deutsch empfunden
werden.

Das ist, wie gesagt, eine der Möglichkeiten. Von den zahlreichen anderen ist die
wichtigste, innerhalb des Unterrichts die Ostkunde in allen in Frage kommenden
Fächern besonders zu pflegen. Wie sehr das notwendig ist, das hat nicht etwa
erst die hier dargestellte Befragung gezeigt, wir haben vielmehr leider recht
häufig über einen geradezu erschütternden Mangel an Wissen über den deutschen
Osten berichten müssen. In einer Unterprima in Bonn wußte — um nur ein Beispiel
anzuführen — keiner der Schüler, wo Königsberg und Allenstein liegen und wie
die Hauptstädte von Pommern und Schlesien heißen.

Es gibt viele Tausende von heimatvertriebenen Lehrern. Wenn jeder von ihnen
in seinem Unterricht die praktischen Folgerungen aus diesen Feststellungen des
Nichtwissens zieht und wenn er darüber hinaus erreicht, daß auch seine einhei-
mischen Kollegen — und nicht nur Ausnahmen unter ihnen — die Blicke ihrer
Schüler über Elbe und Oder-Neiße-Linie hinaus richten, dann ist schon viel
gewonnen, damit auch in der Jugend der Gedanke an den deutschen Osten
und das Gefühl für seine Zugehörigkeit zu Deutschland wachgehalten werden.

Keineswegs ist damit aber alles getan. Denn jeder von uns, an welcher Stelle
er steht und welchen Beruf er auch hat, kann aufklärend wirken und so praktisch
dazu beitragen, daß aus den polnisch und russisch besetzten Gebieten wieder
ein freier deutscher Osten wird.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 28. April 1956

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