Zum politischen Mißbrauch des Strafvollzugs in Bützow.

Informationen im Zusammenhang mit der ehemaligen 'Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)' und späteren DDR.

Zum politischen Mißbrauch des Strafvollzugs in Bützow.

Beitragvon -sd- » 14.01.2023, 19:35

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Strafvollzug im 'Dritten Reich'.

In scharfer Abgrenzung zum Erziehungsstrafvollzug der Weimarer Republik
rückten die Nationalsozialisten den Sühne- und Abschreckungsgedanken
in den Vordergrund. Schnell füllten Andersdenkende die Bützower Gefäng-
nisse: Kommunisten, katholische und evangelische Geistliche, Zeugen
Jehovas, letztlich Menschen, die sich der geistigen Gleichschaltung wider-
setzten. Aber auch Personen mit unangepaßtem Lebenswandel oder "ras-
sisch Minderwertige" drohte die Verfolgung: Juden, Homosexuelle, Sinti
und Roma. Während des Krieges wurde der Strafvollzug weiter verschärft,
auch ausländische Bürger wurden inhaftiert. Ende Dezember 1944 bestimm-
te das Reichsjustizministerium Dreibergen zur Hinrichtungsstätte.

Nachkriegszeit.

Am 3. Mai 1945 befreite die Rote Armee die Häftlinge in den völlig über-
füllten Bützower Gefängnissen. Gewalt und Willkür der Besatzungsmacht
nach Kriegsende belasteten den demokratischen Neuanfang schwer.
Während die sowjetische Besatzungsmacht das Zuchthaus Dreibergen
1945/46 als Repatriierungslager nutzte, versuchte die Landesjustiz-
verwaltung am Schloßplatz einen mühsamen Neuanfang. Jedoch geriet
die Justiz seit 1947/48 zunehmend zur Erfüllungsgehilfin der SED-Politik,
die mit aller Schärfe gegen Andersdenkende und Unbequeme vorging.
Anfang 1951 wurden die Bemühungen um einen humanen Strafvollzug
mit der Übernahme der Strafvollzugsanstalt Bützow-Dreibergen durch
die Volkspolizei abrupt beendet und der Strafvollzug militärischen und
ideologischen Prinzipien unterworfen.

DDR-Strafvollzug in Bützow.

Die Geschichte des DDR-Strafvollzugs in Bützow widerspiegelt die Ver-
änderungen in der 45jährigen Herrschaftspraxis der SED. In den 1950er
Jahren füllten Enteignungen und politische Säuberungen die Bützower
Gefängnisse: Mitglieder bürgerlicher Parteien, Geistliche, Zeugen
Jehovas, Kritiker aus den Reihen der SED, sich der Kollektivierung
widersetzende Bauern u.a. Seit Ende der 1960er Jahre wandelten sich
die Haftbedingungen und die Zusammensetzung der Häftlinge. Wich-
tigster politischer Haftgrund wurde die versuchte Republikflucht. Die
DDR-Staatssicherheit hatte seit 1951 ungehinderten Zugang in die
Strafvollzugsanstalt (StVA) Bützow-Dreibergen, überwachte den Straf-
vollzug und bearbeitete politische Häftlinge.

Mit der friedlichen Revolution 1989 begann auch in der StVA Bützow
der Übergang zu rechtsstaatlichen Verhältnissen.

Quelle: Faltblatt 'Dokumentation zum politischen Mißbrauch
des Strafvollzugs in Bützow.' Dauer-Ausstellung im Krummen Haus.

Die Dokumentation befindet sich Im Keller des Krummen Hauses
mit umfangreichen Informationen zur Historie der Strafanstalt
Dreibergen. Einzelschicksale werden in Wort, Bild und Ton darge-
stellt.

Krummes Haus
Schloßplatz 2
18246 Bützow

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