Für Freiheit und Gesamtdeutschland.

Informationen im Zusammenhang mit der ehemaligen 'Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)' und späteren DDR.

Für Freiheit und Gesamtdeutschland.

Beitragvon -sd- » 20.05.2021, 11:01

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Für Freiheit und Gesamtdeutschland.

Der 17. Juni 1953 wird in die Geschichte eingehen: In Ostberlin und in der Sowjetzone
standen die Arbeiter gegen das kommunistische Regime auf. Zu Hunderttausenden
demonstrierten sie in den Städten, ja sogar auf dem flachen Lande, gegen hohe Arbeits-
normen, gegen Ausbeutung und für freie Wahlen und Abtritt der Ostzonenregierung. Sie
gingen mit bloßen Fäusten gegen sowjetische Panzer vor.

Einen solchen spontanen und unmittelbaren Aufstand, waffenlos gegen eine Diktatur
hat es in der modernen Geschichte überhaupt noch nicht gegeben. Das Welt-Echo auf
diese Tage ist außerordentlich umfangreich und positiv. Die Arbeiter in Ostdeutschland
haben mit ihrem Aufstand sogar bewirkt, daß die Tagesordnung der Großmächte für
die geplante Konferenz auf den Bermuda-Inseln am 8. Juli geändert wurde. An die erste
Stelle der Tagesordnung rückt nun die deutsche Frage.

Das ist trotz der sowjetischen Panzer, die die Unruhen gewaltsam einzudämmen suchten,
ein gewaltiger Erfolg. Und die weltpolitischen Auswirkungen dieses Aufstandes sind vor-
läufig überhaupt noch nicht abzusehen.

Man darf stolz darauf sein, daß während dieser großen Tage auch die in der Sowjetzone
lebenden 4,3 Millionen Heimatvertriebenen nicht abseits gestanden haben, sondern dort,
wo für Freiheit und Gesamtdeutschland demonstriert wurde, beteiligt waren. Das SED-
Zentralorgan 'Neues Deutschland' hat unter anderem zugegeben, daß die Unruhen in
Görlitz an der Neiße besonders schwer waren. Kein Wunder, denn hier wohnen Heimat-
vertriebene, die noch auf die andere Uferseite, auf ihre alte Heimat hinübersehen können.
Aber dabei ist noch etwas anderes sehr interessant. Über die Neißebrücke kamen polnische
Panzer hereingerollt, die zum Einsatz gegen die Demonstranten befohlen waren. Der Kom-
mandant der Panzerkolonne fuhr, mit der Hand am Mützenschirm, grüßend durch die De-
monstranten und erklärte: „Ich nicht schießen auf deutsche Arbeiter“.

Wenn man zwar die weltpolitischen Auswirkungen dieses Aufstands noch nicht übersehen
kann, so darf doch schon eines gesagt werden. Durch den Aufstand sind wir einem ver-
einigten Deutschland um einen gewaltigen Schritt näher gerückt. Und man darf mit ruhi-
gem Gewissen sagen, daß es nicht mehr allzu lange dauern wird, ehe auch die Heimat-
vertriebenen wieder bis an die Oder heranrücken dürfen. Die Freiheitsdemonstration hat
also auch die Heimatvertriebenen einen Schritt näher an ihre Heimat gebracht. Und das
ist das Bedeutsame an den Ereignissen der Junitage. ba

Quelle: OSTPREUSSISCHE NACHRICHTEN Juli 1953

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