429 Spezialisten-Heimkehrer aus der Sowjetunion.

Überwiegend ostpreußische Landsleute, die nach sowjetischer Gefangenschaft im Grenzdurchgangslager Friedland eintrafen. Quelle: Ostpreußenblatt 1954 und 1955.

429 Spezialisten-Heimkehrer aus der Sowjetunion.

Beitragvon -sd- » 21.10.2020, 10:33

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Spezialisten-Heimkehrer.
Ein Transport von 429 Mann in Friedland eingetroffen.


Ein Transport mit 429 Heimkehrern aus der Sowjetunion ist am letzten Wochenende
überraschend in dem Lager Friedland bei Göttingen eingetroffen. Er gehört zu einer
Gruppe von 571 ehemaligen Gefangenen, die als erste nach der großen Entlassungs-
welle vom September nach Deutschland zurückkehren konnten, und von denen 112
in der Sowjetzone und 30 in Westberlin beheimatet sind. Im September hatte die
Sowjetunion bereits 4.096 Gefangene in die Bundesrepublik entlassen.

Der DRK-Suchdienst Hamburg erklärte, nach noch unbestätigten Aussagen könne man
in absehbarer Zeit zumindest aus einzelnen Lagern mit weiteren Transporten rechnen.

Die Fahrt der Heimkehrer von der Zonengrenze nach Friedland glich einem Triumph-
zug. In den Städten und Gemeinden, durch die der Transport ging, jubelten Tausende
den Heimkehrern zu. Beim Eintreffen der Omnibuskolonne in Friedland fuhr der 28
Jahre alte Heimkehrer, Rudolf Kutsch, aus Göttingen im Geleit einer Polizeieskorte
auf seinem russischen Motorrad als erster auf den Lagerplatz. Es ist eine 350-ccm-
Maschine, die einer deutschen DKW ähnelt. Kutsch hatte sich das Motorrad vor vier
Jahren für 3800 Rubel gekauft. Während der Lagerzeit wurde es ihm zwar abgenom-
men, doch erhielt er die Erlaubnis, es mit nach Deutschland zu nehmen.

Ein anderer hatte einen vierjährigen Hund bei sich. Er hatte sich eine Genehmigung
des sowjetischen Innenministeriums besorgt, um den Gefährten seiner Gefangen-
schaft mit in die Heimat nehmen zu können.

Bundesminister Strauß begrüßte die Heimkehrer. „Wir hoffen", so sagte er, „daß
diese Transporte sich solange fortsetzen werden, bis der letzte Deutsche zurück-
gekommen ist“. Durch die Freigabe weiterer Kriegsgefangener könne die Sowjet-
union beweisen, daß sie den Willen zur Verständigung mit den anderen Völkern
habe.

Dieser Transport setzt sich aus ehemaligen Gefangenen folgender Lager zusammen:

Stalino Lagernummer 5110/44 ehemals 6114,
Schachty Lagernummer 5110/53 ehemals 6104,
Kiew Lagernummer 5110/46 ehemals 7134,
Krassnopole Lagernummer 5110/43 ehemals 6101.

Die größte Gruppe war früher in dem Lager USWA Nr. 7207/11 im Molotow-Gebiet
im Ural. Dieses Lager wurde im Jahre 1950 nach einem Hungerstreik der Insassen
aufgelöst. Die Gefangenen wurden nach Rostow, Stalino und Woroschilowgrad
gebracht, wo sie bis zu ihrer Entlassung blieben.

Etwa 160 der Heimkehrer sind Spezialarbeiter, Techniker und Ingenieure, die
nach ihren Aussagen unter Leitung deutscher Wissenschaftler bis 1950 an ge-
heimen Atomforschungen mitgearbeitet haben. Später wurden sie in einem
Quarantänelager zusammengefaßt und warteten bis November dieses Jahres
auf ihre Entlassung. Die führenden Köpfe unter den deutschen Wissenschaft-
lern seien auch jetzt noch nicht entlassen, sondern von diesem Transport
getrennt und nach Moskau gebracht worden
.


Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 5. Dezember 1953

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