Tirschtiegel / Trzciel mit neuem Wahrzeichen.

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Tirschtiegel / Trzciel mit neuem Wahrzeichen.

Beitragvon -sd- » 06.06.2021, 18:28

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Zu Tirschtiegel:
Fritz R. Barran 'Städte-Atlas Ostbrandenburg', Leer: Rautenberg
(1990)., Seiten 93 + 94. Stadtgeschichte und Stadtplan.

Histor. Topograph. Karten 1:25.000 Reichsaufnahme in den 1920er-
Jahren zu bestellen über: www.bkg.bund.de. Es müßte das Blatt 3661 sein.

Ulrich Schroeter +

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Meine väterlichen Vorfahren waren evangelisch sowie mütterlichseits
auch. Bin interessiert an vor 1874 und danach.Es gibt auch einen
Ernst HÖTH * 1838, war mehrmals in Amerika, genannt auch Weidenhoedt.

I. Neumann

--

Tirschtiegel / Trzciel mit neuem Wahrzeichen.

Wer aus Richtung Meseritz kommend die viel befahrene Nationalstraße 2
überquert, kommt nach Tirschtiegel und wird auf der linken Seite von
einem neuen Wahrzeichen der Stadt begrüßt. Dieses große Weidengeflecht,
zwei Türme darstellend mit dem Stadtwappen in der Mitte, ist nicht zu
übersehen.

Seitlich wurde ein Granitstein aufgestellt um Ernst HÖDT zu ehren, der
1888 die Korbweide aus Amerika nach Tirschtiegel eingeführt hat. Der
Stein trägt die mehrsprachige wörtliche Inschrift 'Salix amerikana Hödt' -
umgangssprachlich Amerikanerweide benannt, stammt aus Amerika.
Amerikanerweide hat Ernst HÖDT (ein findiger Weltreisender und später
Weidenzüchter aus Trzciel (deutsch Tirschtiegel) in 1885 nach Europa
mitgebracht.

Er hat da einen Trick angewendet. Die amerikanische Zollbehörde war
mit der Ausfuhr der Weide nicht einverstanden. Ernst Hödt hat sich ent-
schieden, Körbe aus frischen Weidezweigen zu flechten. Und so hat er
sie damals nach Preußen geschmuggelt. Eingepflanzt in die Umgebung
von Trzciel, hat sich die Amerikanerweide in Europa naturalisiert. Neue
Weidesorten hat man "trzciel amerikaner" benannt.

Amerikanerweide ist jetzt die beste Sorte, um sie für alle Flechterzeug-
nisse zu züchten. Sie bringt besonders schlanke, feste und geeignete
Ruten, in der Länge von 100 bis 280 cm zum Flechten von Körben hervor.
Sie gilt bis in die heutige Zeit hinein noch immer als das bedeutenste
Flechtmaterial aus dem sich die Körbe herstellen lassen, die höchste
Belastung aushalten müssen. So findet sie naturgemäß in allen Bereichen
Anwendung. Americaner nimmt über 75 Prozent der Gesamtfläche von
Weidenplantagen in Polen ein. Von Trzciel aus, hat sich die Amerikaner-
weide in die ganze Welt verbreitet.

Im evangelischen Kirchenbuch von Tirschtiegel gibt es den Eintrag,
daß am 23. Januar 1838 vormittags 10 Uhr in Tirschtiegel-Altstadt
Ernst Adolph HÖTH geboren wurde. Seine Eltern waren Johann
Ferdinand HÖTH (Schreibweise im Kirchenbuch ist Höth) und Maria
Elisabeth geborene HAUPT.

Hödt war kein "weltreisender Schlesier", denn Tirschtiegel gehörte nicht
zu Schlesien. Das Korbmacherhandwerk erlernte er in Tischtiegel, wo er
auch die Meisterprüfung ablegte. Da er in Deutschland keine berufliche
Befriedigung finden konnte, ging er 1883 nach Amerika, wo er als
Korbmacher tätig war. Hier lernte er auch die Weide kennen, die er
1888 nach Tirschtiegel brachte. Er starb 1908 in Brooklyn / USA.

"Dieser treue Sohn seiner Vaterstadt verdient, in ihrer Geschichte ein
besonderes Denkmal gesetzt zu erhalten", schrieb August Menzel 1938
in seinem Buch zur Stadtgeschichte. Dieses besondere Denkmal wurde
jetzt in Trzciel errichtet. Dafür danken wir den Initiatoren und Sponsoren.

Helmut Kahl
Veröffentlicht im Heimatgruß Nr. 198 des Heimatkreis-Meseritz e.V.

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