Wiederaufbau Danzigs nach alten Stichen.

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Wiederaufbau Danzigs nach alten Stichen.

Beitragvon -sd- » 26.03.2020, 20:34

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DIE WELT schrieb am 30. April 1948:

Danzig ist nicht ausgestorben.
Aufbau nach alten Stichen. Wieder Hochseeschiffe im Hafen.

Über das Schicksal Danzigs seit dem Zusammenbruch 1945 sind
nur vereinzelte und einander widersprechende Meldungen in die
Öffentlichkeit gedrungen. Wiederholt wurde berichtet, die alte
Hansestadt habe infolge der umfangreichen Zerstörungen im
Verlauf der Kampfhandlungen ihr Leben ausgehaucht, und die
Trümmerberge seien so gewaltig, daß man besser daran täte an
der Stelle, wo einst Danzig stand, einen neuen Ostseehafen auf-
zubauen.

Am Anfang allerdings sah es so aus, als würde nie wieder Leben
in die Mauern der Stadt zurückkehren. Aber im Verlauf von zwei
Jahren ist eine umfangreiche Aufbauarbeit geleistet worden.
Besonders an den weltbekannten kunsthistorischen Bauten sind
bedeutende Renovierungsarbeiten ausgeführt, nachdem ein
großer Teil der verschütteten baulichen Kostbarkeiten geborgen
wurde.

Nur eine von vierzig Kirchen.

Von den etwa vierzig Kirchen blieb lediglich die im Jahre 1227 er-
baute Nikolauskirche erhalten. Der berühmte Dom von St. Marien
dagegen wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen, doch hat man
mit seiner Wiederherstellung - man sagt, es sei eines der größten
Konservierungsprojekte Europas - bereits begonnen. Auch die
Dreifaltigkeitskirche, das völlig abgebrannte Große Rathaus im
spätgotischen Stil, sowie das nur gering beschädigte Altstädtische
Rathaus sollen in Kürze neu errichtet werden. Der Artushof,
ehemals Versammlungsort und Börse der Danziger Kaufleute,
erhält ein neues Dach, und später sollen auch seine historischen
Innenräume, von denen nur die kostbaren Kamine und einige
Fragmente der Schnitzereien und Malereien verschont geblieben
sind, rekonstruiert werden. Die historischen Koggenmodelle
haben den Krieg überlebt.

Geht man heute am Langen Markt in der Nähe des Grünen Tores
durch die zerstörte Innenstadt, so findet man hin und wieder
eines der alten Hansehäuser, die in der endlosen Trümmerreihe
wie durch ein Wunder der Vernichtung entgangen sind. Die
Gegend um die 1214 erbaute, jedoch vollständig ausgebrannte
Johanniskirche blieb erhalten, und noch heute kündet an der
Marktstraße das Haus der Pelpliner Äbte von einer großen
historischen Vergangenheit. Man kann nicht sagen, daß die
Altstadt von Leipzig ausgestorben sei.

Der "G-D-Plan".

Wie der polnische Pressedienst berichtete, hat die polnische
Regierung einen sogenannten "G-D-Plan" ausgearbeitet, der den
Wiederaufbau des Weichseldeltas und seines Hinterlandes von
Putzig bis Elbing umfaßt, und der auch die Wiedereinrichtung
der ältesten Stadtbezirke von Danzig vorsieht. Die Wiederaufbau-
pläne für die Altstadt wurden nach alten Stichen, Bildern und
Photographien zusammengestellt.

Zunächst wird der Bezirk der Handwerker und Kaufleute, der sich
vom Goldenen Tor bis zum Grünen Tor, der Langen Straße und
dem Langen Markt erstreckt, in Angriff genommen. Auch das
Straßennetz wird im alten Zustand erhalten bleiben, und auf
beiden Seiten der alten Straßen und Gassen sollen wieder die
schmalen und stilechten Häuschen entstehen.

Lebhafter Hafenverkehr.

Im Danziger Hafen scheint das Leben am ersten wieder in seinen
normalen Stand zurückzukehren. Bereits in diesem Frühjahr, aber
auch schon in den Monaten davor, herrschte ein lebhafter Betrieb
auf den Danziger Werften. Unlängst lief die Serienproduktion
polnischer Seeschiffe an. Allein seit Kriegsende wurden auf
Danziger Werften 115 ausländische Hochseeschiffe und 88 Hoch-
see-Einheiten der polnischen Handelsflotte wieder instand gesetzt.
Der Bau von etwa 80 Hochseeschiffen ist im Laufe der nächsten
acht Jahre beabsichtigt. Auch der Schiffahrtsverkehr im Hafen von
Danzig läuft wieder regelmäßig. Schiffe von mehreren Nationen
mit einem Gesamtraum von etwa 500.000 t liefen den Hafen seit
Kriegsende an.

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