Landsberg (Ostpr.), Kreis Preußisch-Eylau. Górowo Iławeckie.

Landsberg (Ostpr.), Kreis Preußisch-Eylau. Górowo Iławeckie.

Beitragvon -sd- » 13.10.2019, 09:58

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Górowo Iławeckie [ deutsch: Landsberg (Ostpreußen) ] ist eine Stadt
mit 4.068 Einwohnern (Stand: 31. Dezember 2016) in Natangen. Sie gehört
zum Powiat Bartoszycki der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren.

Górowo Iławeckie liegt im historischen Ostpreußen, etwa 20 Kilometer west-
lich von Bartoszyce (Bartenstein) und 50 Kilometer südlich von Kaliningrad
(Königsberg).

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Von "Landstraß" zu Landsberg.
Von P. Otto Grünwald.

Stadtgründung am 9. Februar 1335.

Militärische Gründe haben bei der Anlage der Stadt Landsberg nicht mitgesprochen;
Landsberg hat nie eine Bedeutung in dieser Hinsicht gehabt. Der älteste Name des
Ortes weist vielmehr in andere Richtung: Vor Gründung der Stadt lag hier der Ort
"Landstraß", der, nach dem Namen zu urteilen, für den Verkehr gewisse Bedeutung
gehabt haben muß. Hier liefen die Straßen von Balga und die aus dem nördlichen
Ermland, von Mehlsack her, zusammen, und von hier aus ging es dann über Barten-
stein in die Gegenden jenseits der Alle.

Die Bedeutung dieser "Landstraß" ist uns allen in Erinnerung aus den Augusttagen
von 1914 und den Januar-Februartagen von 1945, als auf ihr die Trecks in schier
endloser Reihe dahinzogen.

Der Ort "Landstraß" war zunächst eine sogenannte Lischke, d. h. eine Niederlassung
von mehreren Krügen und Hökereien. Am 9. Februar 1335 verlieh Heinrich von Muro
(in manchen Chroniken auch Heinrich de Mur genannt), der um die deutsche Besiedlung
des Landsberger Gebietes (des ehemaligen altpreußischen Gaues 'Woria', späteren
Ordenskammeramts Worienen) sehr verdiente Komtur von Balga den Brüdern Hermann
und Albrecht "mit vollem Culmischem Recht" das Schulzenamt über "das Gemeinwesen
Landstraß oder Landsberg genannt, hundert Hufen, zehn Morgen, enthalten, wovon wir
vier Hufen der Pfarrkirche als Dotation verleihen, welche ihr ohne Minderung und ewig
frei bleiben sollen".

Da der Raum innerhalb der Stadtmauern für den Betrieb der Landwirtschaft zu eng war,
entstand vor den Toren jeder Stadt ein sogenanntes 'Stadtdorf', in dem Bauern ange-
siedelt wurden. Deutsche Dörfer im Kirchspiel Landsberg waren: Landau (Glanden,
Glandiesdorf 1414 erstmalig erwähnt) mit fünfzig und Grünwalde (Grunewald, 1414)
mit 60 Hufen. Auch Schönwiese (1414) mit 44 und Eichen (erster Name 1414
'Schöneichen') mit 28 Hufen gehörten zu den ältesten des Kreises. Woymans
(1414 Weißmannsdorf) hatte 33 Hufen; Paustern (Peistern) war ein gemischter
preußischer Ort mit zehn bäuerlichen „Haken", von denen 1419 neun wüst lagen.

Die freie Entfaltung der mittelalterlichen Städte war sehr durch ihre Befestigung
behindert. Auch unsere kleine Stadt war eng zusammengedrängt. Gemäß den
Bestimmungen der Handfeste bestand ihre erste Befestigung aus Holzplanken.
An ihre Stelle traten später Mauern aus Feldsteinen, wovon noch Reste in der Nähe
der Kirche vorhanden waren.

Der Umfang der ältesten Stadt war in unseren Tagen noch genau festzustellen. Die
Töpfer-, Schmiede-, Burg- und Dammstraße waren eindeutig ehemalige Mauergassen.
Ihre äußeren Häuserreihen werden sich vermutlich bereits auf die Stadtmauer gelehnt
haben; an der Rückseite der Schmiedestraße war dies noch deutlich zu beobachten.
Aus der Stadt führten zwei Tore, das Obertor im Westen neben dem Grundstück von
Schmiedemeister Kreuz, das Niedertor im Osten unterhalb von Kaufmann Kohn
(Julius Schnell). Außer den Mauern schützten die Stadt der Mühlen- und Töpferteich
mit ihrer sumpfigen Umgebung, im Übrigen ein noch kenntlicher Graben. Um den
Markt herum liefen Lauben wie im benachbarten Heilsberg. Auch das Rathaus soll
früher mehrere laubenartige Vorbauten gehabt haben. Dies geht aus der von Torno
in den 'Preußischen Provinzial-Blättern' von 1840 erzählten Sage 'Die Landsberger
Frühpredigt' hervor. (Vielleicht ist dieser Jahrgang noch irgendwie aufzutreiben.)

Ordnung in den 'Bierhäusern'.

Es ist wahrscheinlich, daß die Landsberger Schützengilde schon zu früher Ordenszeit
bestand, denn Hochmeister Winnig von Kniprode (1351 bis 1382) förderte diese Gilden
recht tatkräftig. Nach einer alten Sage sollen zu Zeiten des Ordens Übungen der
Schützen in einem Eichenwald nahe bei Landsberg stattgefunden haben.

Der Höhepunkt des geschäftlichen Lebens war der Jahrmarkt, der nur einmal jährlich
gehalten werden durfte. Erst Herzog Albrecht erteilte 1566 der Stadt das Privileg
zweier Märkte "umb mehrer Erbesserung und Zunehmung willen". Das Geschäfts-
leben war — wie bis zuletzt — nur auf die nähere Umgebung beschränkt. Es war
auch durch allerlei Bestimmungen der Landesordnung geregelt.

„In hilder Zeit, als im Aust sollen die Bauern nicht über eine Stunde gelitten werden
in den Bierhäusern". Auch sollten die Bauern „nicht um Lohn furwerken, sondern des
Ackers warten". Nach der Vesper, der Abendandacht beim Sonnenuntergang, durfte kein
Bauer mehr einen Trunk in einer Schenke erhalten; er hatte die Stadt zu verlassen. Die
ehrsamen Bürger der Stadt hingegen konnten bis Mitternacht im Wirtshaus sitzen. Ihnen
wurde aber nur ein leichtes Getränk eingeschenkt, wenn auch das "Stadtbier" als kräftiger
von dem "Eigengebrauten Bier" der Dorfkrüger unterschieden wurde. Nur das Märzbier,
das „neun gute Skot" (etwas über ein Drittel Mark) die Tonne kostete, war stärker ein-
gebraut. Branntwein gab es noch nicht. Im 16. Jahrhundert wurde in einigen Ordens-
häusern das erste aus dem Westen des Reiches eingeführte starke Getränk gelagert.
In den Rechnungen wurde es unter dem Namen "Kirschbier" und "Zwetschenbier"
etwas schamhaft versteckt.

Die Scheidewand des Stablacks.

Jahrhunderte hindurch haben die Einwohner von Landsberg das friedliche Bürgerleben
einer kleinen Stadt geführt. Im Unglücklichen Krieg wurde sie bei den Anmärschen zur
Schlacht von Pr.-Eylau erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Die Familiengeschichte
des Verfassers enthielt anschauliche Schilderungen des Urgroßvaters, Johann Schwarz
aus Grünwald bei Landsberg, über die Hungersnot, die durch die Requisitionen der
abrückenden Russen und der nachstoßenden Franzosen verursacht wurde.

In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts erhielt Landsberg seine Chausseeverbindung
mit der Kreisstadt; später wurde ein Anschluß an die Eisenbahnstrecke Zinten-Allenstein
erwirkt. Freundlich war das Verhältnis zum benachbarten katholischen Ermland. Der
Norden und der Süden des Kreises Pr.-Eylau hatten ihre „eigene" Geschichte, denn der
Kreis zerfiel beinahe in zwei Teile, was die Scheidewand des Stablacks bedingte. Die
Beziehungen des Südteils zur Kreisstadt, zu der keine Bahn führte, erschöpften sich
für viele Landsberger in den beiden Worten, 'Landratsamt' und 'Finanzamt'. Der steigende
Kraftwagenverkehr und eine lebhafte Vereinstätigkeit hatte in den letzten Jahrzehnten
vor der Vertreibung die Bande zur Kreisstadt enger geknüpft.

Landsberg beherbergte eine bescheidene Industrie; eine Spinnerei beschäftigte um 1925
etwa dreißig Arbeiter. Von zwei weiteren Strickwarenfabriken war die eine mit einer
Färberei verbunden. Zwei Sägewerke und ein gutgehendes Baugeschäft befanden sich
gleichfalls in der Stadt.

Seit 1945 liegt Landsberg im polnisch besetzten Gebiet Ostpreußens und heißt in der
Sprache der dortigen Gewalthaber — die Zunge möge nicht stottern — Górowo Iławeckie.
Es wird einmal wieder Landsberg heißen.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 5. Oktober 1952

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625 Jahre Landsberg.
Wechselvolle Schicksale einer kleinen ostpreußischen Stadt.


Kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges im Jahre 1935, konnte das
ostpreußische Landsberg das 600-jährige Stadtjubiläum begehen. Nämlich am
Tage der heiligen Agathe (5. Februar) 1335 verlieh der um die Besiedlung der
Komturei sehr verdiente Komtur von Balga, Heinrich Muro, dem Ort durch eine
Handfeste das Stadtrecht.

Landsberg war nur eine befestigte Stadt mit zwei Toren, dem Ober- und dem
Hohentor. Eine Ordensritterbesatzung hat die Ortschaft nie gehabt.

Die ersten Jahrzehnte nach der Gründung mögen wohl ruhig dahingeflossen
sein. Aber die damalige Zeit war hart und rau. Auf fahlem Ross ritt Not und
Tod durch die Heimat, und Landsberg wurde auch nicht verschont. Nach der
Schlacht bei Tannenberg 1410 ergossen sich die polnischen Horden auch über
das Gebiet um Landsberg. Allein in dem kleinen Landsberg wurden nach dem
„Schadenbuch" 54 Bewohner getötet oder verschleppt.

Das unheilvolle Wirken des Preußischen Städtebundes brachte nach 40 Jahren
wieder schweres Leid. Ein Bericht aus dem Jahre 1466 zählt die Städte und
Schlösser auf, die im 13-jährigen Kriege „vorderbet und vorbrannet sind";
darunter auch Landsberg.

Nach diesem Kriege hörte Landsberg auf, Ordensstadt zu sein. Am 20. Februar
1482 verlieh der Hochmeister Martin Truchseß dem Söldnerführer Niklis
Taubenheim einige Dörfer, dazu den Raum in der Stadt Landsberg und freie
Fischerei im Mühlen- und Töpferteich. Somit war Landsberg Lehnsstadt
geworden.

Die Nachtstunden des 4. April 1655 sind wohl mit die furchtbarsten gewesen,
die je Bürger von Landsberg durchlebt haben. In dieser Nacht brannte die
ganze Innenstadt in wenigen Stunden ab. Kirche, Pfarrhaus, Schule, Rathaus
und alle Häuser in der Stadt brannten ab, nur die Vorstadt und die Scheunen
blieben stehen. Manche Stadteinwohner konnten kaum das nackte Leben retten.
Hab und Gut wurden ein Raub der Flammen. Die Kunde von dem Unglück der Stadt
erweckte nah und fern, große Anteilnahme. Die reichen Hansestädte, Danzig
und Elbing besonders, nahmen sich der Not an und schickten reiche
Hilfsmittel. Auch die Lehnsherrschaft half tatkräftig.

Immer wieder wurde im Laufe der Jahrhunderte Landsberg von großen
Feuersbrunsten betroffen. Im Jahre 1769 müssen zwei gewaltige Brände den Ort
heimgesucht haben. Damals war Landsberg Garnisonstadt zweier Kompanien des
ältesten preußischen Regiments (nachmals 4. Grenadiere). Die Soldaten waren
gerade im Manöver, als die Stadt brannte. Friedrich der Große befahl aber,
dass, wenn die Stadt „völlig retablieret sey", Landsberg wieder Garnison werde.

Im Jahre 1802 brannten 6 Häuser, 65 Scheunen und die Mühle nieder; 1804 vor
dem Hohen Tore 43 Scheunen. Im Oktober 1831 brannten diese 43 neuerbauten
Scheunen mit der ganzen ungedroschenen Ernte wieder ab. Im Dezember entstand
ein Großfeuer am Töpferteich, dem 16 Scheunen mit allen Vorräten zum Opfer
fielen. Nochmals wurden die Scheunen und Ställe vor dem Hohen Tor im August
1867 ein Raub der Flammen, 17 Gebäude mit Vieh verbrannten. Das letzte große
Schadenfeuer des 19. Jahrhunderts war im Juni 1866 vor dem Mühlentor. In
wenigen Stunden waren 24 Scheunen und Wohnhäuser zerstört.

Aber nicht nur das Feuer vernichtete so oft den Wohlstand der Stadt, sondern
ein noch grausamerer Feind der Menschheit überfiel das friedliche Städtchen:
die Pest, die 1602 und 1710 besonders stark wütete. Im Pestjahr 1710 standen
169 Häuser vollkommen leer. Die Chronik sagt: „Es starben fast alle
Einwohner. Das Unglücksjahr 1806 hatte durch die russischen und
französischen Truppenbesatzungen Hunger und Elend im Gefolge. Pfarrer Kob,
der damalige Ortsgeistliche sagt: „Schweres hast du, liebes Landsberg,
durchgemacht, doch nie haben dir diese Schickungen den Lebensmut gebrochen !"

Mit dem Schicksal Landsbergs ist allezeit, das „Hospital zum Heiligen Geist"
verbunden gewesen. Das Hospital ist um 1367 gegründet, und zwar aller
Wahrscheinlichkeit von dem Pfarrer Nicolass, der im Jahre 1367 vom Orden
Zandersdorf erwarb und es dem Hospital schenkte. Dann kam Zandersdorf durch
Verleihung um 1461 in den Privatbesitz des Pfarrers Caspar Boteke. Als er starb,
wurde Zandersdorf durch den Herzog wieder dem Hospital zurückgegeben.
Um 1540 wusste man nicht mehr, wie das Dorf eigentlich Hospitalslehen
geworden war. In der Mitte des 17. Jahrhunderts erhielten es die Waldburger
verliehen, die gleichzeitig auch die Unterhaltung des Hospitals übernahmen.
Zum Hospital, das unter der Lehnsherrschaft der Reichsgrafen Schwerin neu
erbaut wurde, kam auch das Gut Schönwiese für einige Zeit.

Die ersten Nachrichten über die Kirche stammen aus dem Jahre 1367, in
welchem das Gotteshaus bereits bestand. Obwohl das Aussehen des Baues im
Laufe der Jahrhunderte sich gewandelt hat, ist der Grundriss immer derselbe
geblieben. Seit 1569 war das Gotteshaus eine sogenannte Patronatskirche.
Patrone waren die Lehnherren der Stadt. Der erste Patron war Hans Jakob von
Waldburg.

Eins der interessantesten Bauwerke, welches sich bis in die jüngste Zeit
erhalten hatte, war die Ordensmühle, die in den Urkunden seit 1412
verzeichnet ist. Aus der Wildenhoffer Jahresrechnung erfahren wir
interessante Einzelheiten über den Betrieb. Sie hat drei Gänge und ist
oberschlägig gebaut. Der Müller erhält die sechste Metze und muss jährlich
so viele Schweine mästen als er kann. Auf je fünf Stück kann er ein sechstes
für sich mästen. Um die Mühle hat sich ein langer Streit entfacht, der
hundert Jahre lang währte. Im Jahre 1808 kam sie in Erbpacht und ging
schließlich in Privateigentum über.

Bei dem allgemeinen Aufstieg, der sich nach den drei großen Einigungskriegen
in Deutschland bemerkbar machte, blühte auch die kleine Stadt im Stablack
auf. Selbst nach dem Russeneinfall im Jahre 1914 mit seinen Zerstörungen
erholte sich auch Landsberg wieder sehr schnell.

Erst die Auswirkungen des zweiten Weltkrieges im Jahre 1945 wirkten
verheerend auf das einst so friedliche Städtchen. Wie überall in den
Gebieten jenseits der Oder-Neiße-Linie haben auch hier die eindringenden
Truppen furchtbar gehaust. Nach dem Willen der russischen Machthaber wurde
unweit von Landsberg die Grenze zwischen Sowjetbesatzung und polnischer
Verwaltung gezogen; Landsberg liegt also heute im polnisch verwalteten Teil
der Heimat und gehört zur sogenannten „Wojewodschaft" Allenstein.

Hermann Bink

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Februar 1960

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