Schicksal der ostpr. Bevölkerung nach dem rußischen Einbruch

Schicksal der ostpr. Bevölkerung nach dem rußischen Einbruch

Beitragvon -sd- » 28.06.2017, 08:25

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Gerhard Fittkau 'Mein dreiunddreißigstes Jahr.'
Kösel-Verlag, München. 15.Tsd., 330 Seiten, Ln., DM 13,50

In der Reihe der Veröffentlichungen, die sich mit dem Schicksal der ostpreußi-
schen Bevölkerung nach dem russische Einbruch 1945 und den späteren furcht-
baren Schicksalen der nach dem Innern Rußlands Verschleppten beschäftigen,
nimmt dieser erschütternde Bericht eine besondere Stellung ein. Der Verfasser
ist der damals im 33. Lebensjahr stehende Pfarrer des ermländischen Dorfes
Süssenberg, zehn Kilomenter südlich Heilsbergs. Er schildert die grausigen
Schicksale seiner Gemeinde, er tut das mit vollen Namensangaben, ohne Über-
treibungen und ohne Pathos, offen und wahrheitsgetreu. Sein Bericht geht
indessen in seinem Kern weit hinaus über den Rahmen einer einzigen Pfarr-
gemeinde, das Schicksal dieser Ermländer ist typisch für Hunderttausende
von Ostpreußen, die das Unglück hatten, in die Gewalt der Russen zu fallen.
Und damit gewinnt das Buch einen dokumentarischen Wert, vor allem für uns
Ostpreußen.

Wenn es zum Beispiel von einem der vielen Arbeitslager, die der Verfasser
durchmachen musste, heißt: "Einundsiebzig Tote von zweihundertsechzig
Insassen während der ersten fünf Wochen an der Petschora", so ist das nur
ein Beispiel für viele andere gleichartige Erfahrungen aus dem Reich des
Elends und des Todes. Leuchtend hebt sich von diesem schaurigen Hinter-
grund die in aller Bescheidenheit erwähnte seelsorgerische Tätigkeit des
Verfassers ab, die er im Bunde mit dem protestantischen Pfarrer Goebel aus
Burgsolms bei Wetzlar auszuüben versuchte. Beide Pfarrer hatten schwere
Arbeitsnormen zu bewältigen und waren von allerlei Krankheiten heimge-
sucht, trotzdem und allen Hindernissen und Quälereien zum Trotz setzten
sie alles daran, ihren Mitgefangenen die Tröstungen der christlichen Religion
zu spenden.

Unwillkürlich fragt man sich bei der Lektüre dieses aufwühlenden Buches,
wie überhaupt Menschen, vor allem Frauen, diese immerwährende entwür-
digende Qual so lange Zeit aushalten konnten.

Ein Buch, dem vor allem unter den ostpreußischen Landsleuten ein weiter
Leserkreis zu wünschen wäre. Darüber hinaus ist es ein Appell an das
Gewissen der Welt. Dr. W. Gr.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Juni 1959
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