700-jährige Stadt Braunsberg.

Orientierung und Lokalisierung anhand von Ortsverzeichnissen.

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700-jährige Stadt Braunsberg.

Beitragvon -sd- » 16.01.2023, 18:31

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700-jährige Stadt Braunsberg.

An der alten West-Ost-Handelsstraße entlang der Ostseeküste liegt auf ostpreußischem Boden
zwischen Elbing und Königsberg, 11 km vom Frischen Haff entfernt, die fast 700-jährige Stadt
Braunsberg. Sie war Hauptstadt des Ermlandes und zählte 1939 etwa 20.000 Einwohner. Sie
ist eine der ältesten ostpreußischen Städte. Viele Freunde unbeschwerter Sommerfreuden
haben sie in guter Erinnerung: Von Braunsberg aus brachten „die Dampferchen den Feriengast
in die zwischen Ostsee und Haff gelegenen Badeorte wie Narmeln und Haffkrug, die mit der
Eisenbahn unerreichbar waren.

11 km nördlich von Braunsberg liegt Frauenburg, die Stadt Nikolaus Kopernikus.

1241 als Ordensburg „Brunsberg" vom Ritterorden erbaut, wird der ehrliche Geschichtsforscher
vergeblich nach Spuren Ausschau halten müssen, die etwa auf einen von den Polen heute so
gern behaupteten "polnischen Charakter" Nordostpreußens hindeuten könnten. Trotzdem
gehört Braunsberg heute als „Braniewo“ zur Wojewodschaft Allenstein. Bis Ende des 13. Jahr-
hunderts war Braunsberg Sitz des Bischofs von Ermland. Ab 1248 lebte die Bevölkerung hier
nach lübischem Recht.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, August 1957

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Re: 700-jährige Stadt Braunsberg.

Beitragvon -sd- » 18.01.2023, 16:59

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Braunsberg vor 316 Jahren, 1635 nämlich, zeichnete und stach der Kupferstecher Conradt Götke
den Kupferstich, den wir hier zeigen. Die Kupferplatte wurde im Rathaus in Braunsberg aufbewahrt. —
Rechts fließt die 'Passaria'; die alte, gute Passarge ist hier lateinisiert worden. Die spitzwinkeligen
Bastionen sind zeitbedingt, denn die Schweden hatten sich in der alten Hansestadt eingenistet
und gründlich verschanzt. Sie übten ein strenges Regiment aus, wobei die friedliche Bevölkerung
hart bedrückt wurde. Die Kunstschätze und reichhaltigen Bibliothekbestände wurden eingepackt
und weggeschleppt; sie sind heute noch in Upsala. Aus Ostpreußen war eben immer etwas zu
holen ! "Braunsberg wurde ein Jammerbild seines früheren Wohlstands", schrieb ein Chronist
nach den Schwedenkriegen ...

Um die Stadt lief ein breiter Schutzgraben und eine turmbewehrte Mauer, von der noch Teile
vorhanden sind. Drei große Tore — das 'Hoge Thor', das 'Küttel-(Fleischer)Thor', dessen Brücke
der Volksmund später in 'Kesselbrücke' umwandelte, und das 'Mühlenthor' — sowie drei Nebentore
erlaubten den Fremden den Eintritt in die Stadt; so leicht kam man also nicht hinein. —
Unten am Graben, ziemlich der Mitte zu, erkennen war das wohlvertraute Bild der der Heiligen
Katharina gewidmeten Pfarrkirche, die wahrscheinlich 1381 vollendet wurde. Rechts von ihr ist
das 'Schloß', die Burg. In ihr residierten bis 1340 die Bischöfe von Ermland; dann siedelten sie
zunächst nach Wormditt und bald darauf nach Heilsberg über. Auf dem alten Burgplatz stand
später das Katholische Lehrerseminar; nur der frühere Torturm hielt sich bis in die Neuzeit.
In der Mitte des Stadtbildes zieht sich der langgestreckte Markt hin. An den Häuserfronten sind
Hakenbuden aufgeschlagen, wo die Handwerker und Krämer ihre Waren verkaufen. Auch das statt-
liche Rathaus mit dem Zwiebelturm erhebt sich hier. Seine Umrisse sehen ein wenig anders aus,
als wir sie in Erinnerung haben. Einige Jahre nach Erscheinen dieses Kupferstichs erfolgte nämlich
der Umbau in die uns bekannte Form. Rechts zu seinen Füßen können wir eine trübe Szene beob-
achten, wozu wir freilich die Lupe in die Hand nehmen müssen: Ein "Kaak", ein hölzerner Esel,
ist hier aufgestellt, und ein Bedauernswerter muß auf den harten, keilartig gefügten Latten seine
Strafe absitzen, wobei ihn zwei schwedische Soldaten bewachen.

Und noch etwas ist zu erwähnen: Braunsberg erhielt seine Stadtrechte 1284 durch Bischof
Heinrich I. Flemming, der ein Lübecker Patriziersohn war, nach lübischem Recht; auch die ersten
Bürger kamen aus Lübeck. Ob man sich daran in der Stadt an der Trave, wohin so viele Ostpreußen
verschlagen worden sind, dessen heute noch erinnert ?

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Die Herkunftsquelle des vorstehenden Textes ist (noch) nicht bekannt. -sd-
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