Franzosenzeit in Lübeck.

Deutschland unter französischem Einfluß.

Franzosenzeit in Lübeck.

Beitragvon -sd- » 27.03.2023, 09:27

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Am 7. Juli 1813 war Lübeck bereits sieben Jahre von den Franzosen besetzt.
Der Lübecker Knochenhauer Jürgen Paul Prahl wurde an diesem Tag in den
Wallanlagen hingerichtet. Ihm wurde Anstiftung zur Aufruhr vorgeworfen.

1813 war das letzte Jahr der Franzosenzeit, die für die Lübecker Bevölkerung
schwere Lasten mit sich brachte. Im Rathaus regierte nicht mehr der Herr
Bürgermeister, sondern Monsieur le Maire. Lübeck, im November 1806 von
französischen Truppen eingenommen, gehörte für ein paar Jahre offiziell zum
französischen Kaiserreich.

Am Morgen des 5. Juli 1813 hatte der französische Major Abadie seine Soldaten
auf der Nordseite des Marktes zur Inspektion aufmarschieren lassen. Natürlich
fanden sich dann immer Schaulustige ein. Unter ihnen befand sich an jenem Tag
der Lübecker Knochenhauer, das heißt der Schlachtermeister Jürgen Paul Prahl.
Angeblich hatte er nur über einen Befehl des Majors gelacht. Nach anderen
Berichten war es zu einer Handgreiflichkeit zwischen Abadie und Prahl gekommen.
Auf jeden Fall wurde Prahl verhaftet und wegen Anstiftung zum Aufruhr angeklagt.
Er wurde im Schnellverfahren zum Tode verurteilt und zwei Tage nach der "Tat",
am 7. Juli 1813, in den Wallanlagen standrechtlich erschossen.

Die Bürger waren entsetzt. Die Frau des Schlachtermeisters war mit ihren vier
Kindern aufs Rathaus geeilt und flehte auf Knien um Gnade. Man sagte ihr, sie
könne den Leichnam haben und begraben lassen. So geschah es. Jürgen Paul Prahl
wurde auf dem St. Annen-Friedhof (den es nicht mehr gibt) bestattet. Im Dezember
1813 ging die Franzosenzeit zu Ende. Der Vorfall aber war nicht vergessen.
Die Ämter, das heißt die Handwerkerzünfte, sammelten Geld für ein Denkmal.
Joseph Christian Lillie, der aus Kopenhagen nach Lübeck eingewanderte Architekt,
von dem übrigens auch die Lindesche Villa, das heutige Standesamt, in der
Ratzeburger Allee stammt, schuf den Entwurf. Ausgeführt wurde er vom Bildhauer
George Pieter Remé. Exakt sieben Jahre nach der Erschießung des Schlachter-
meisters, am 7. Juli 1820, wurde das Denkmal eingeweiht. Es stand während
der ersten Jahrzehnte etwas weiter Richtung Wasser. Beim Bau des Elbe-Lübeck-
Kanal erhielt es 1898 den jetzigen Standort.

Autor: JW/TD
http://www.kunst-luebeck.de/kunstwerked ... nkmal.html

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