Landsturm / Landsturm-Schein.

u.a. Personenbezogene Unterlagen militärischer Herkunft bis 1945.
Fragen nach Vorgängen zum Diensteintritt, Dienstzeiten usw.

Landsturm / Landsturm-Schein.

Beitragvon -sd- » 05.02.2021, 16:35

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Wer kann mir sagen, was ein Landsturmschein ist ?
Ein Trauzeuge meiner Großeltern hat ihn als
Identifikation benutzt und ist damit anerkannt worden.


Hier kanst Du als Einstiegslektüre zum Landsturm nachlesen,
was unter Landsturm zu verstehen ist:
http://de.wikipedia.org/wiki/Landsturm
Landsturmschein ist ein Ausweis.

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Es gab reguläres Militär und den Landsturm, für ältere ehemalige Soldaten,
die aus dem aktiven Dienst in den Landsturm kamen, dafür erhielt er einen
Ausweis, daß er nun Landsturmmann oder aus dem Landsturm mit Ehren
entlassen war. Ein Blatt Papier, auf dem sein Name und Alter vermerkt war
und das einen schönen Stempel oder ein Siegel hatte, mit dem jeder Beamte
zufrieden sein konnte.

Gustaf Eichbaum

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Was ist / war ein Landwehrmann ?

Beitragvon -sd- » 05.02.2021, 16:48

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Kann mir jemand sagen, was 1819 ein Landwehrmann war ?

Landwehr ist ein Begriff aus dem Militärwesen, der je nach Staat oder Gebiet
unterschiedliche Bedeutungen annehmen kann. Häufig geht es um einem
stehenden Heer beigeordnete milizartige Verbände oder Einheiten aus Reser-
visten älterer Jahrgänge.

Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Landwehr_(Milit%C3%A4r)

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Hallo Dieter, hallo Christine !

Da wir über die Zeit der Befreiungskriege reden 1813/1816. 1812 waren
die wesentlichen Teile des stehenden Heeres Preußens mit Napoleon
"auf Exkursion und Winterkampfausbildung" Richtung Moskau unterwegs ...
("preußisches Hilfskorps"). Nachdem die russische Seite sich äußerst
unkooperativ gezeigt hatte und die Truppen bei jeder passenden Gelegen-
heit durch Angriffe an der "freien Entfaltung der Persönlichkeit" der
"Einnahme von Truppenverpflegung durch Requirierung" und "dem Unter-
schlüpfen in geheizten Quartieren behufs des Winters" durch eine Feuers-
brunst in Moskau gehindert hatte, nahm Napoleon den Schnellschlitten
Moskau-Warschau-Paris, während sich das preußische "Huelfskorps"
gegen Ostpreußen zurück schleppte ...

Am 30.12.1812 hatte der General Yorck von Wartenburg eine Mühle zum
Unterstellen bei Tauroggen erreicht, während ein gewisser Reichsfreiherr
Carl vom und zum Stein bei den Russen sicher untergebracht war und dort
seiner tiefinnerlichen Abneigung gegen Napoleon freien Lauf lassen konnte.
Jedenfalls erreichte er ein Treffen zwischen Yorck und dem russischen
General Diebitsch, was beide dazu veranlaßte, ein "Communique" zu ver-
öffentlichen, das unter dem Titel 'Konvention von Tauroggen' in den Archiven
abgelegt wurde, nachdem es den Zorn des preußischen Königs erregt hatte ...
Jedenfalls waren das preußische Hilfskorps und die kaiserlich russische
Armee von nun ab Verbündete ..... Im Gegensatz zu seinem König kamen
die (ost-)preußischen Nationalstände unter Vorsitz des Oberpräsidenten
Theodor von Schoen zu einer etwas anderen Lagebeurteilung und - da sie
ja nun über keine eigenen Truppen verfügten- stellten sie aus den vor Ort
vorhandenen Ackerbauern, Studenten, Bürgersöhnen und sonstigen unbe-
schäftigten Teilen der Bevölkerung eine "Landwehr" auf ... Sie wurde aus
Mitteln der Provinz (bis auf die Zähne) "schwer bewaffnet", erhielt eine
Uniform (Merke: Uniform kommt nicht von einheitlich) und irgendjemand
wurde aus dem "lockeren Haufen" zum Offizier eingeteilt ... Was an Aus-
bildung fehlte, wurde durch vaterländische Begeisterung und den Wunsch,
die von den Franzosen auf dem Hinmarsch requirierten Pferde wieder
haben zu wollen, ersetzt und die Ausbildung erfolgte "in der Bewegung"
(d.h. auf dem Marsch Richtung Grossbeeren und Leipzig) ...

Die Idee breitete sich (Wie alle guten Ideen: "Deutschland wird Europa-
meister") wie die Pest oder ein Lauffeuer in Windeseile über das König-
reich aus .... Man stellte solche Landwehren auch in Schlesien und West-
falen und sonstigen Provinzen auf, deren Namen mir augenblicklich entfallen
ist. Jedenfalls "die Landwehr" fühlte sich als Soldat und WOLLTE unbedingt
das tun, was Soldaten so tun ("Wie lange dauerte der 30jährige Krieg ?"
"15 Jahre, der Rest ging mit Waffenreinigen drauf"). Das Schicksal nahm
seinen Lauf und - was kein Fachmann erwartet hatte - sie hatten Erfolg
und gewannen Schlachten und Ruhm und Ehre und selbstverständlich auch
das neu gestiftete Eiserne Kreuz ... Preußen verdankt seiner Landwehr
den Sieg über Napoleon.

Nachdem der Krieg mit der Segeltour Napoleons in sein Fürstentum Elba ein
vorläufiges Ende gefunden hatte, die Siegesfeierlichkeiten in Paris zu einem
mächtigen Kater und einem langen Marsch in die Heimat (damals MUSS die
Idee zur Eisenbahn geboren worden sein) geführt hatte, wo die Begrüßungs-
feierlichkeiten zu einer Wiederbelebung des "männlichen katzenartigen
Tieres" führten, befand man sich allerdings "am Morgen danach" wieder auf
dem "Hoff" im Stall beim ausmisten und ging seiner gewohnten Tätigkeit
nach: Zivilist ...

Für die nächsten 40 Jahre stand das preußische Heer allerdings auf zwei kräf-
tigen Säulen: Dem "stehenden Heer" (aus Garde und Linienregimentern, in
denen auch die Basisausbildung der zukünftigen Landwehrmänner stattfand)
und eben dieser Landwehr ...

Das nächste größere Treffen dieser Landwehr fand dann 1815 statt, als Napo-
leon auf dem Weg von Elba nach St. Helena eben noch mal zum Essen nach
Brüssel wollte. (Es klappte nicht, da Wellington und Blücher im Gasthaus
"La Belle Alliance" vorbestellt hatten und die Landwehr doch noch rechtzeitig
zum Ende der Schlacht eintraf: "Ich wollte es würde Nacht, oder die Preußen
kämen".)

Ernst

--

Am 24.07.2004 um 14:38 schrieb Dieter Sommerfeld:

Endlich, endlich ! Der Ernst lebt noch !
Warum mußten wir eigentlich soooo lange auf Deine
historisch-literarischen Geistesblitze verzichten ???

Gruß, Dieter (Sommerfeld)

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