Sachsengänger.

Sachsengänger.

Beitragvon -sd- » 21.07.2019, 20:09

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Sachsengänger sind deutsche Landarbeiter, welche im Deutschen
Kaiserreich die landwirtschaftlich geprägten ostelbischen Regionen
verließen, um im Westen besser entlohnte Arbeiten zu finden.

Im Kaiserreich etablierte sich eine Wanderung in Preußen von Ost
nach West der Sachsengänger (sogenannte Ost-West-Wanderung).
Die Landarbeiter der ländlichen Provinzen Ostpreußen, Westpreußen
und Posen verließen ihre Region und fanden vor allem Aufnahme
in den Anbaugebieten für Zuckerrüben und in den besser bezahlten
Industriestandorten, z.B. in Oberschlesien, Sachsen, in Berlin und
vor allem im Ruhrgebiet. Um die leer werdenden und billig entlohnten
Arbeitsstellen auszugleichen, warben die ostelbischen Großgrund-
besitzer wiederum polnische Arbeiter aus Rußland und Österreich an.
Um der befürchteten Polonisierung entgegenzutreten, entwickelte
Preußen eine restriktive Einwanderungspolitik. Die Niederlassung
der über Berlin Einreisenden wurde verboten. Den Wanderarbeitern
war der Aufenthalt im Winter verboten, auch Karenzzeit genannt.
Als Saisonarbeiter zugelassen waren nur unverheiratete Männer
und Frauen, Schwangere wurden abgeschoben. In den mittleren
und westlichen Provinzen war lediglich die Tätigkeit in der Land-
wirtschaft erlaubt.

Eine weitere Verschärfung erfolgte 1909 durch die Auflage des
Inlandslegitimierungszwanges.

Auch die zur k.u.k. Monarchie gehörige Stadt Auschwitz errichtete
1916 ein Barackenlager für die Sachsengänger, welches die National-
sozialisten im Zweiten Weltkrieg zum KZ Auschwitz I (Stammlager)
ausbauten.

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Meine Großeltern waren Sachsengänger (Saisonarbeiter in Mitteldeutschland).
Sie mußten sich, wenn sie im Frühjahr nach Mitteldeutschland gingen, in der
Heimatgemeinde abmelden. Gibt es auf dem Gebiet der ehemaligen Provinz
Posen Archive, in denen solche Unterlagen archiviert sind ?

Rolf Kammer, 01796 Pirna
Mailto: rokammer (at) t-online.de>

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Kennen Sie schon die Schrift von Manuela Obermaier
'Die Sachsengänger. Wanderarbeiter im Rübenanbau 1850 bis 1915.'
40 S., Berlin, 1999.
Zucker-Museum Berlin, "Blaue Reihe". ISBN 3-87049-069-2
Euro 5,00

Dort ist vermerkt, daß es in den Landrats- und Bezirksämtern Namenslisten
über die polizeilich gemeldeten Sachsengänger gab. Sie enthielten die
wichtigsten Angaben, wie z.B. Zuname, Vorname, Stand, Religion, Alter
(in Jahren), Geburtsort, Kreis, Staatsangehörigkeit.

Ein Beispiel einer solchen Liste von 1897 in Neuhaldensleben ist abgedruckt.
Das heißt, man wird wohl eher in den Regionen fündig, wo die Sachsengänger
Arbeit fanden als in den Herkunftsregionen auch wenn sie sich dort abmelden
mußten. Ist dies auch immer geschehen ? Wenn überhaupt noch, so wären
auch hier die Listen bei den oben jeweiligen Landrats- bzw. Bezirksämtern
zu suchen.

Das schmale Buch ist zu beziehen über das Deutsche Zucker-Museum
in Berlin-Wedding http://www.dtmb.de/Zucker-Museum/index.html
oder e-mail an zuckermuseum@berlin.de

Gruß aus dem Remstal bei Stuttgart, Matthias E. Theiner

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