-----------------------------------------------------------------------------------
Am 14.10.2014 schrieb Klaus-Dieter Schulze:
Im Jahre 1855 betrug das Gehalt des Lehres und Küsters Georghas
in Keller 127 Thaler. Da stimmte noch das Wort vom armen Lehrer.
An Bargeld: als Lehrer 60 Thaler, als Küster 4 Thaler,
an Sachleistungen: 12 Scheffel Korn, 24 Brote, Eier und Wurstgeld
einen Garten, ein Stück Land zum Niesbrauch, ein Acker,
Wohnung und Holz zum Heizen des Schulzimmers, Bienenzucht.
Scan der Aufstellung gerne direkt unter kropperschulze et web.de
-----------------------------------------------------------------------------------
Schlecht bezahlte Schulmeister.
Das Einkommen der Schullehrer in Ostpreußen war im 18. und auch
noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts so gering, daß die Inhaber
verschiedener Lehrerstellen mit königlichem Privileg eine Hökerei
(Kleinverkauf von Waren) betreiben und Branntwein ausschenken
durften, um auf diese Weise ihr wirklich karges Gehalt etwas auf-
zubessern. In manchen kinderreichen Lehrerfamilien herrschte
damals bittere Not.
Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Januar 1958
----------------------------------------------------------------------------------------
Ich hatte 2003 einen Beitrag über meinen Urahn, den Lehrer und Küster
Theodor TECHOW, geschrieben. Daraus sind folgende Auszüge:
"Wie Theodors Leben bis zu seiner Vocation (Berufung) vom 22.04.1846
verlief, ist unsicher. Er ist jetzt schon junger Lehrer in Friedrichsthaler
Glashütte (Oranienburg-Sachsenhausen). 1842 war der Betrieb der Glas-
hütte wegen Absatzmangels bereits eingestellt worden. Die 1831 eröff-
nete (und 1926 geschlossene) Schule sollte erhalten bleiben, da die
Gemeinde bei einer Einwohnerzahl von 187 "Seelen" (um 1850) eine
Vielzahl schulpfichtiger Kinder hatte.
Zuständiger Prediger war von 1824 - 1855 Carl Friedrich Christian
Ballhorn, der 1871 Ehrenbürger von Oranienburg wurde.
Indes litt Theodor Techow größte Not, weil der damalige Besitzer Betzin
ihm das vereinbarte Gehalt von 85 Talern jährlich schon seit längerem
nicht zahlte. Das war im Februar 1849. Im Mai gewährte ihm die Regier-
ung wenigstens einen Vorschuß von 20 Talern. Schließlich hatte Lehrer
Techow eine Familie zu ernähren.
Noch schlimmer als Theodor Techows persönliche Situation waren die
Zustände im benachbarten Friedrichsthal. Der dortige Lehrer Beil-
schmidt stieß um 1850 auf arge Schwierigkeiten, das geringe monat-
liche Schulgeld von 3 Sg. 4 Pf. pro Kind von der verarmten Bevölkerung
einzutreiben und mußte sogar um sein Leben fürchten.
Man kann sich vorstellen, daß Theodor so schnell wie möglich fort wollte,
und am 27.10.1851 teilte ihm die Königl. Regierung mit:
"Wir wollen Ihnen die erledigte Küster- und Lehrerstelle zu Herzsprung
bei Angermünde, welche außer Wohnung und etwa fünfzehn Thaler Holz-
geld gegen einhundert und fünfzig Thaler einträgt, verleihen
(Delles: "Das Gehalt der Schulstelle war auf 160 Taler festgesetzt,
das aus Schulgeld, Roggen, Broten, Eier und Würsten bestand.") ..."
Aus: Manuela Feine 'Theodor Techow - ein Herzsprunger Lehrer'
in 'Angermünder Heimatkalender 2003', S. 82 ff.
P.S. Die "Wohnung" war übrigens - wie das gesamte Schulhaus - eine
baufällige, zugige Bruchbude, wo man Angst haben mußte, von herab-
stürzenden Balken erschlagen zu werden.
Manuela Feine
----------------------------------------------------------------------------------------
Kein Problem, gerne ! :) Manuela Feine