Schlesien - Land in der Mitte Europas.

Schlesien - Land in der Mitte Europas.

Beitragvon -sd- » 12.01.2019, 10:58

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Schlesien - Land in der Mitte Europas.

Ein ehemaliges Schlesien, wie leider gelegentlich zu vernehmen ist, das ist
eine unzutreffende Bezeichnung. Schlesien ist nicht Vergangenheit, sondern
seit Jahrhunderten immer Gegenwart. "Schlesien lebt", so hieß der Leit-
spruch der aus der angestammten Heimat vertriebenen Schlesier, und dies
gilt auch heute.

2005 sind es sechs Jahrzehnte, daß Schlesien polnischer Verwaltung und
jetzt polnischer Souveränität untersteht, aber zuvor waren es 700 Jahre
deutscher Geschichte. Die Richtungsorte der sich in Intervallen von
jeweils 200 Jahren ablösenden Oberhoheiten waren Prag, Wien und Berlin,
nie aber vordem Warschau. Um die Zugehörigkeit Schlesiens zum Heiligen
Römischen Reich Deutscher Nation zu leugnen, wird lediglich von böhmisch,
habsburgisch und schließlich preußisch bestimmter Zuordnung gesprochen.
Schlesien ist jedoch Teil der deutschen Geschichte. Das deutsche Volk, einig
in seinen Stämmen, wie es in der Präambel der Verfassung der Weimarer
Republik heißt, wäre nicht das deutsche Volk, wenn es in diesem nicht den
Stamm der Schlesier gäbe.

Schlesien ist ein geschichtsträchtiges Land, dies nicht nur wegen der
Schlesischen Kriege, als zwei deutsche Herrscherhäuser, Habsburg und
Hohenzollern, um den Besitz Schlesiens stritten.

Drei Daten seiner Geschichte sind Ereignisse der Freiheit: 1241 die Schlacht
von Wahlstadt, als die Mongolen zum Rückzug gezwungen wurden, 1813, als
der Aufruf "An mein Volk" in Breslau den Kampf gegen den Fremdherrn
Napoleon eröffnete, 1942, als in Kreisau (unweit Schweidnitz) der politische
und geistige Widerstand gegen den Diktator Hitler in Handeln umgesetzt
wurde.

Schlesien ist ein sehr schönes Land, Schlesien ist ein sehr reiches Land,
Schlesien ist ein Land der großen Poeten, Theologen, mit dem Nobelpreis
ausgezeichneten Wissenschaftler.

Unter den Woiwodschaften im heutigen Polen tragen drei Woiwodschaften
Schlesien im Namen: Niederschlesien, Oppelner Schlesien, Schlesien.

Noch immer fließt die Oder durch das Land, ist die Schneekoppe im Riesen-
gebirge mit 1604 m der höchste Berg, Breslau die Hauptstadt ganz Schlesiens,
Oberschlesien das Industrierevier.

Wir müssen achtgeben, daß Schlesien hierzulande keine terra incognita wird.

Dr. Herbert Hupka
Ehrenvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien

Quelle: Erweiterte Neuausgabe von Fedor Sommers
'Heimatatlas für die Provinz von Schlesien von 1913'.

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Schlesier - Schlonsak - Slazak.

Unter Slask wie das polnische Wort für Schlesien lautet, versteht man in
Polen nur die oberschlesische Industrieregion um Kattowitz und Gleiwitz
sowie das landwirtschaftlich geprägte Oppelner Land.

Der Begriff Slazak (Schlesier) bezieht sich nicht, wie das deutsche Wort,
auf alle Bewohner der Region, sondern nur auf die 'Autochthonen', also die
Bevölkerungsgruppe, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach einem Sprach-
test als polnisch "verifiziert" und nicht vertrieben wurde, sich heute aber
überwiegend als deutsche Minderheit bekennt. In der Fachliteratur ist in
Anlehnung an das polnische Wort auch von 'Schlonsaken' die Rede.

Quelle: Thomas Urban 'Polen'. Beck'sche Reihe Länder.
Sonderauflage für die Zentralen für politische Bildung. 2003.

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Herbert Hupka 'Letzte Tage in Schlesien'.

Beitragvon -sd- » 15.08.2020, 16:27

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Ein m.E. bemerkens- und lesenswerter Buchklappentext in dem
von Herbert Hupka zusammengestellten und herausgegebenen Buch
'Letzte Tage in Schlesien. Tagebücher, Erinnerungen und Dokumente
der Vertreibung':

Die Eroberung Schlesiens durch die Rote Armee der Sowjetunion,
die sich anschließende Inbesitznahme des Landes an der Oder von
Oberschlesien bis ins Riesengebirge durch Polen hat den Betroffenen,
den Schlesiern, unendliches Leid gebracht. Das Recht des Siegers und
neuen Herren wurde brutal durchgesetzt, Rache unvorstellbaren
Ausmaßes forderte vieltausendfaches Opfer.

Was sich seit den Januartagen des Jahres 1945 bis zur Kapitulation
der deutschen Wehrmacht, was sich dann bis zur Unterzeichnung
der Potsdamer Protokolle im August 1945, was sich im ersten Winter
unter fremder Herrschaft in Schlesien ereignet hat, was für den
einzelnen, für die Familien, für die Alten und die Kinder, die heute
selbst schon wieder Eltern sind, die Vertreibung aus der Heimat
bedeutet hat, ist in diesem Buch der letzten Tage in Schlesien aus
Erinnerungen und Dokumenten zusammengefaßt. Eine derartige,
ganz Schlesien einbeziehende Darstellung der vielen Schicksale der
Schlesier hat es bislang noch nicht gegeben.

In Oberschlesien, im Industriegebiet, begannen die Stunden des
Leids bereits in der zweiten Januarhälfte des Jahres 1945, in der
Grafschaft Glatz und im Riesengebirge drang die Rote Armee erst
nach dem 8. Mai 1945 ein. Evakuierung ganzer Dörfer und Städte,
Erschießungen von angeblich Schuldigen, Vergewaltigungen,
Deportationen, die Trennung von Eltern und Kindern, Hunger-
epidemien, Taten der Verzweiflung, Plünderungen und Annexion
durch eine neue polnische Verwaltung sind in die hier veröffent-
lichten Aufzeichnungen geschichtsnotorisch eingegangen. Die
Görlitzer Neiße wurde plötzlich zur Grenzlinie erklärt. Hundert-
tausende Flüchtlinge, die vor der Roten Armee ihr Leben gerettet
hatten und jetzt in die Heimat zurückdrängten, wurden zu Ver-
triebenen, denn man ließ sie nicht mehr nach Hause, während
gleichzeitig die Zurückgebliebenen von Daheim verjagt und in
Güterwagen gepfercht in des Wortes wahrer Bedeutung abtrans-
portiert wurden.

Das Heldenlied der Frauen und Mütter wird gesungen, denn alles,
was geschah, und jede Entscheidung war auf sie, den Mittelpunkt
der Familie, zugeordnet, waren doch die Männer und Söhne noch
an der Front oder in Gefangenschaft geraten oder sogar bereits
gefallen. In welcher Weise gerade die Frauen ihren Mann gestan-
den haben - und man sollte sich nicht scheuen, es heldenhaft zu
nennen -, leuchtet in diesen Tagebüchern, Erinnerungen und
Dokumenten immer wieder auf.

Eine Bewältigung dieser bitteren Erfahrungen sollte möglich sein -
nicht indem die Wahrheit verschwiegen, sondern indem sie beim
Namen genannt und aufgearbeitet wird. Einer der Berichterstatter
schreibt: "Echte Versöhnung ist nur dann möglich, wenn Deutsche
und Polen sich zu ihrer Schuld in der Vergangenheit ehrlich beken-
nen. Nur die Wahrheit führt zur Freiheit und neuer Nachbarschaft."

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