Statistisches. Die Umsiedlung aus Schleswig-Holstein.

Statistisches. Die Umsiedlung aus Schleswig-Holstein.

Beitragvon -sd- » 04.10.2017, 09:44

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Im Rahmen der zweiten Umsiedlungsaktion sind aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen
und Bayern bis 30. Juni 75.000 Heimatvertriebene in die Länder Baden-Württemberg,
Bremen, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz umgesiedelt worden.
Außerdem sind weitere 67.000 Vertriebene von den Aufnahmeländern zur Umsiedlung
angenommen.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT. 25. Juli 1952

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Noch immer 35 bis 40 Prozent . . .
Die Umsiedlung aus Schleswig-Holstein.


In der Zeit vom 1. April 1949 bis zum 30. April 1953 sind einer von der Pressestelle
der Landesregierung herausgegebenen Übersicht zufolge insgesamt 234,391
Heimatvertriebene aus dem Lande Schleswig-Holstein in die Aufnahmeländer der
Bundesrepublik umgesiedelt worden. Davon wurden von Württemberg-Hohenzollern
25.163, von Baden 39.362, von Rheinland-Pfalz 42.746, von Hessen 6.860, von
Württemberg-Baden 13.458, von Nordrhein-Westfalen 92.252, von Hamburg
13.024 und von Bremen 1.526 Heimatvertriebene aufgenommen. Dennoch beträgt
der Anteil der Heimatvertriebenen an der Gesamtbevölkerung Schleswig-Holsteins
(2,4 Millionen Einwohner) noch immer 35 - 40 Prozent. Zwar hat sich Nordrhein-
Westfalen verpflichtet, wenigstens 20.000 von 40.000 Vertriebenen aus dem Um-
siedlungsplan von 1951 bis zum Herbst zu übernehmen, doch ist man in Kiel
allgemein der Auffassung, daß diese Verpflichtungen nur widerstrebend erfüllt
werden. Mit 124.000 Erwerbslosen trägt das Land Schleswig-Holstein prozentual
die höchste Soziallast unter den Bundesländern.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 15. Juni 1953

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Sieben Vertriebenen-Großstädte.
Wie das Bild der Vertriebenen-Statistik sich änderte.
Von unserem Bonner O. B. - Mitarbeiter

Wieviel Vertriebene leben eigentlich in Westdeutschland ? Diese Frage wird
häufig gestellt, und sie wird von den meisten Vertriebenen falsch beantwortet,
nämlich zu niedrig geschätzt. Am 1. April 1956 wohnten im Bundesgebiet ein-
schließlich Berlin (West) 8,96 Millionen Vertriebene; inzwischen dürfte der
"neunmillionste Vertriebene" zugezogen oder nachgeboren sein. Am 01. Januar
1946 betrug die Zahl der Vertriebenen in Westdeutschland erst 2,6 Millionen,
1947 6,3 Millionen, 1949 überschritt die Zahl die 7-Millionen-Grenze, 1952 die
8-Millionen-Grenze, und in diesen Wochen hat sie die 9-Millionen-Grenze er-
reicht. Der steile Aufstieg zwischen dem 01.01.1946 und dem 01.01.1947 er-
folgte durch die organisierten Vertreibungen, insbesondere aus dem Sudeten-
land, der starke Anstieg während der Jahre 1947 und 1948 durch die Entlassun-
gen aus der russischen Gefangenschaft. Das Anwachsen während der letzten
Jahre um durchschnittlich 150.000 Vertriebene kommt aus den Zuwanderungen
aus der sowjetischen Besatzungszone und aus dem Geburtenüberschuß der
Vertriebenenfamilien. Die Vertriebenen machen gegenüber der Gesamtbevöl-
kerung des Bundesgebietes 17,4 Prozent aus.

Welches ist das Vertriebenenland Nr. 1 ? Die meisten Befragten werden ant-
worten: Schleswig-Holstein. Das ist falsch. Viele werden Niedersachsen oder
Bayern meinen. Auch das ist nicht richtig. Vertriebenenland Nr. 1 ist jetzt
Nordrhein-Westfalen. Hier leben 2,1 Millionen Vertriebene. Den zweiten Platz
hat Bayern inne mit 1,8 Millionen Vertriebenen, den dritten Platz Niedersach-
sen mit 1,7 Millionen Vertriebenen, den vierten Platz Baden-Württemberg mit
1,2 Millionen Vertriebenen, den fünften Platz Hessen mit 0,8 Millionen Ver-
triebenen und erst den sechsten Platz belegt Schleswig-Holstein mit 0,6 Mil-
lionen Vertriebenen. 1945 war Schleswig-Holstein Vertriebenenland Nr. 1.
1949 sah die Reihenfolge so aus: Bayern (1,9), Niedersachsen (1,8), Nordrhein-
Westfalen (1,7), Schleswig-Holstein (0,9). Die Länder Rheinland-Pfalz, Hamburg,
Berlin und Bremen weisen gegenwärtig 260.000 bzw. 190.000 bzw. 160.000 bzw.
80.000 Vertriebene auf. Prozentual stehen Schleswig-Holstein und Niedersach-
sen mit 27 und 26 Prozent Vertriebenen an der Spitze, Berlin und Rheinland-
Pfalz mit 7 und 8 Prozent Vertriebenen am Ende der Reihenfolge. Bayern (20
Prozent) und Hessen (18 Prozent) liegen noch über dem Bundesdurchschnitt,
Hamburg (11 Prozent), Bremen (13 Prozent), Nordrhein-Westfalen (14 Prozent)
und Baden-Württemberg (17 Prozent) unter dem Bundesdurchschnitt. 1949 be-
trug der Anteil in Schleswig-Holstein noch 33 Prozent, in Nordrhein-Westfalen
dagegen erst 9 Prozent. Ursache für diese Verschiebung sind die gelenkte und
die freie Umsiedlung.

Beträgt die Zahl der Frauen unter den Vertriebenen wesentlich mehr als die
der Männer
? In Erinnerung an die Fluchtzeiten wird man geneigt sein, diese
Frage zu bejahen. Doch das stimmt nicht. Der Frauenüberschuß unter den
Vertriebenen ist inzwischen nur noch gering, die Frauen machen lediglich
52,6 Prozent aller Vertriebenen aus. Es ist bemerkenswert, daß bei den Ein-
heimischen der Frauenanteil 52,9 Prozent ausmacht, demnach sogar etwas
höher liegt. Relativ betrachtet haben die Vertriebenen also einen Männer-
überschuß.

Liegen die Sterbeziffern bei den Vertriebenen höher oder tiefer als bei den Ein-
heimischen
? Entgegen der überwiegenden Meinung, die von den Entbehrungen
in der Fluchtzeit und den meist dürftigen jetzigen Wohnverhältnissen ausgeht,
ist die Sterblichkeit bei den Vertriebenen kleiner als bei den Einheimischen. Nur,
die Widerstandsfähigen haben den Weg bis in den Westen geschafft. Während von
tausend Personen bei den Vertriebenen im Jahr 7,9 starben, starben bei den Ein-
heimischen zehn Personen. Ähnliche Unterschiede zeigen die Geburtenziffern.
Bei den Vertriebenen wurden auf tausend Personen im Jahr 17,2 Geburten gezählt,
bei den Einheimischen jedoch nur 15,1.

Gibt es Vertriebenen-Großstädte
? Der Leser wird diese sonderbare Frage rund-
weg verneinen. Tatsächlich gibt es sieben deutsche Städte, in denen mehr als
hunderttausend Vertriebene wohnen: Hamburg, Berlin, München, Frankfurt,
Hannover, Düsseldorf und Stuttgart. In der ostdeutschen Heimat gab es auch
nur sieben deutsche Großstädte: Breslau, Königsberg, Stettin, Danzig,
Hindenburg, Gleiwitz und Beuthen.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 12. Januar 1957

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