Aus Bureau-Ordnungen der Jahre 1863 bis 1872.

Einige Berufsgruppen und deren Arbeitsbedingungen
u.a. Eisenbahner, Postbedienstete, Lehrer/innen, Förster, Müller, 'Unstete Berufe'.
Biographien deutscher Parlamentarier 1848 bis heute.

Aus Bureau-Ordnungen der Jahre 1863 bis 1872.

Beitragvon -sd- » 15.11.2008, 12:11

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So war die Arbeitswelt vor 150 Jahren in den Büros.

-> Gottesfurcht, Sauberkeit und Pünktlichkeit sind die Voraussetzungen für ein ordentliches Geschäft.

-> Das Personal braucht jetzt nur noch an Wochentagen zwischen 6 Uhr vormittags und 6 Uhr nachmittags
anwesend sein. Der Sonntag dient dem Kirchgang. Jeden Morgen wird im Hauptbureau das Gebet gesprochen.

-> Es wird von jedermann die Ableistung von Überstunden erwartet, wenn das Geschäft sie begründet
erscheinen läßt.

-> Der dienstälteste Angestellte ist für die Sauberkeit der Bureaus verantwortlich. Alle Jungen und Junioren
melden sich bei ihm 40 Minuten vor dem Gebet und bleiben auch nach Arbeitsschluß zur Verfügung.

-> Überschuhe und Mäntel dürfen im Bureau nicht getragen werden, da dem Personal ein Ofen zur Verfügung
steht. Ausgenommen sind bei schlechtem Wetter Halstücher und Hüte. Außerdem wird empfohlen,
in Winterzeiten täglich vier Pfund Kohle pro Personalmitglied mitzubringen.

-> Während der Bürostunden darf nicht gesprochen werden. Ein Angestellter, der Zigarren raucht, Alkohol
in irgendwelcher Form zu sich nimmt, Billardsäle und politische Lokale aufsucht, gibt Anlaß, seine Ehre,
Gesinnung, Rechtschaffenheit und Redlichkeit anzuzweifeln.

-> Die Einnahme von Nahrung ist zwischen 11.30 und 12 Uhr erlaubt. Jedoch darf die Arbeit dabei nicht
eingestellt werden.

-> Der Kundschaft und Mitgliedern der Geschäftsleitung ist mit Ehrerbietung und Bescheidenheit zu begegnen.

-> Jedes Personalmitglied hat die Pflicht, für die Erhaltung seiner Gesundheit Sorge zu tragen.
Im Krankheitsfalle wird die Lohnzahlung eingestellt. Es wird daher dringend empfohlen, daß jedermann
von seinem Lohn eine hübsche Summe für einen solchen Fall wie auch für die alten Tage beiseite legt,
damit er bei Arbeitsunvermögen und bei abnehmender Schaffenskraft nicht der Allgemeinheit zur Last fällt.

-> Zum Abschluß sei die Großzügigkeit dieser neuen neuen Bureau-Ordnung betont. Zum Ausgleich wird
eine wesentliche Steigerung der Arbeit erwartet.

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Quelle:
Aus verschiedenen Arbeitsbestimmungen und Betriebsordnungen von Manufakturen, Comptoirs und Amtsstuben
der Jahre 1863 bis 1872.
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Beitragvon BERND » 15.11.2008, 20:54

Diese Büroordnung stelle man sich heute einmal vor, hat doch was oder nicht ?! Da ist wirklich alles noch o.k. !

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