Edikt über die Bauernbefreiung vom 9. Oktober 1807.

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Edikt über die Bauernbefreiung vom 9. Oktober 1807.

Beitragvon -sd- » 21.04.2020, 20:28

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'Das Edikt vom 9. Oktober 1807'.

Wenn man an die große innere Wandlung in Preußen denkt, die aus dem Zusammenbruch
des Jahres 1806 zu der Entbindung aller Kräfte des Volkes und daraus zur Erhebung von
ihm führte, dann nennt man die Stein'schen Reformen, unter ihnen als den Kern das
'Edikt über die Bauernbefreiung'. In Wahrheit enthielt das "Edikt" viel mehr: es befreite
Grundeigentum und Gewerbe von allen ständischen Bindungen, hob die Erbuntertänigkeit —
mit einer Übergangsfrist bis 1810 — für alle Bauern auf: „Nach dem Martinitage 1810 gibt
es nur freie Leute“.

Damit wurde, was schon Friedrich der Große für die Bauern auf den Domänen angeordnet
hatte und was in Ostpreußen durch viele der großen Landfamilien schon freiwillig auch für
die Privatbauern getan war, auf den ganzen Staat ausgedehnt.

Auch die Städteordnung und die Heeresreform gehören zu den Maßnahmen, die das staat-
liche Leben Preußens erneuerten. Aber das 'Edikt betr. den erleichterten Besitz des Grund-
eigentums sowie die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner
' vom 9. Oktober 1807
ist gemeinhin das Symbol für alles Neue, was damals wurde.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 25. Juli 1952

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→ Die Bauernbefreiung durch das Edikt vom 9. Oktober 1807 hatte ein
ambivalentes Gesicht. Sie entließ auf der einen Seite Bauern aus Erb-
untertänigkeit und Hörigkeit. Auf der anderen Seite eröffnete sie Mög-
lichkeiten für ein erneutes Bauernlegen in moderner Form.

→ Der grundbesitzende Adel sicherte sich dadurch seine Machtstellung
auf dem Lande über zwei Revolutionen hinweg. Er stützte sich dabei
auf das Institut der Gutsbezirke als Staaten im Staate. Deren Existenz
behinderte und verhinderte Staatsreform in Preußen und Reichsreform.
Ihre Einordnung in die Staats- und Verwaltungsstruktur war gleichzeitig
ein Kampf um ihre Auflösung. Dieser äußerte sich als Auseinanderset-
zung zwischen Fortschritt und Reaktion über nahezu 100 Jahre.

Genealogieforum Joerg Schnadt / Mario Seifert
anfrage@genealogieforum.org
http://www.genealogieforum.org/

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Georg Friedrich Knapp
'Die Bauern-Befreiung und der Ursprung der Landarbeiter in den älteren
Theilen Preußens. Theil 1: Überblick der Entwicklung.' Leipzig 1887.

Georg Friedrich Knapp 'Die Bauern-Befreiung und der Ursprung der Land-
arbeiter in den älteren Theilen Preußens
. Theil 2: Die Regulirung der
gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse von 1706 bis 1857 nach den Akten
.'
Leipzig, 1887.
I found it here, in PDF format:
http://www.lwg.uni-hannover.de/wiki/Kna ... nbefreiung

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Untertan / Untertänigkeit.

Beitragvon -sd- » 07.10.2022, 18:47

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28.02.2012

Ich suche nach Quellen, in denen etwas über die Untertänigkeit von Hand-
werkern zu nachzulesen ist, die im 18. Jahrhundert in ostpreußischen
gutsuntertänigen Dörfern lebten.

Bei meinen Recherchen im GStA PK in Dahlem habe ich immer mal wieder
sog. Los- oder Freibriefe gefunden, die z.B. in den Gütern Gr. Peisten
oder Wildenhoff ausgestellt wurden - u.a. für Söhne, deren Eltern
gutsuntertänig waren, die aber gern ein Handwerk erlernen wollten
und dafür diese Erlaubnis des Gutsherrn benötigten.

Zwei Beispiele solcher Freibriefe sind hier zu finden.

http://www.genealogie-tagebuch.de/?p=134

Ich fand auch einen Freibrief, der meine eigenen Vorfahren betrifft:
Christian Schmidt, Gärtenierer in Worienen, heiratet 1720 in Eichhorn
Anna Gegner, die Tochter des Böttchers Erdmann Gegner aus Polassen.

1735 ist Christian Schmidt Arendator von Worienen. Als 'Unthertan in den
Worienschen Güthern gebohren' beantragt er für sich und seine Kinder die
Entbindung aus der Untertänigkeit.

Für seine Ehefrau Anna Gegner muß er die Befreiung nicht beantragen,
da sie 'von freyer Geburth sey' heißt es in dem Freibrief.

Auch Anna Gegner wurde aber in den 'Worienschen Gütern' geboren -
der kleine Ort Polassen gehörte auch dazu.

Meine Frage: war man 'automatisch' von 'freier Geburt', wenn der Vater
nicht Bauer, sondern Handwerker war ? Wurde dazu irgendwo etwas
veröffentlicht ?

Irmi Gegner-Sünkler
Mailto: irmi (at) gegner-suenkler.de

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