Kossät, Kleinbauer, Häusler, Hintersasse, Vollbauer, Käthner

Gängige Genealogie-Begriffe, Worte, Ausdrücke, Sachzusammenhänge.

Kossät, Kleinbauer, Häusler, Hintersasse, Vollbauer, Käthner

Beitragvon -sd- » 27.05.2012, 00:50

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Kossät / Kleinbauer / Häusler / Hintersasse / Vollbauer / Eigenkäthner.

Zu den oben genannten Begriffen habe ich seit 2005 Mails archiviert, deren
jeweiligen Inhalte Dir / Ihnen möglicherweise zur Beantwortung und Klärung
Deiner / Ihrer Fragen behilflich und nützlich sein könnten.

Die nachfolgende Zusammenstellung ist das Ergebnis einer Vielzahl von Mail-
Inhalten aus mehreren Genealogie-Mailinglisten.

Dazu beigetragen haben dankenswerterweise u.a. Iris Kiesel, Gisela Langfeldt,
Ulf Queckenstedt, Marianne Gädtke, Rolf-Peter Perrey, Christiane Streitz und
Ulrich Hauch.

Dieter Sommerfeld (-sd-)



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Bei der Suche in den Kirchenbüchern fiel mir häufig die Bezeichnung
"Kossäth" auf
. Was ist das ?


Ein Kossath ist ein Kleinbauer. Genaueres findest Du hier:
http://www.kruenitz1.uni-trier.de/
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Zum Nachschlagen entsprechender Begriffe
aus dem genealogischen Bereich ist auch hilfreich:

http://wiki-de.genealogy.net/Kossath
http://wiki-de.genealogy.net/Kategorie: ... ezeichnung
http://wiki-de.genealogy.net/
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Ein Kossät

- ist Bewohner eines Dorfes,
- hat nur sehr wenig oder gar kein eigenes Land,
- wohnt in einer Kate (sehr kleines Haus mit Stall für Hühner und evtl. Ziege),
- darf die Fläche des Dorfes nutzen, die allen zur Verfügung steht und
- bestreitet seinen Lebensunterhalt mit Tagelöhnerei und Handlangerdiensten.

Für alte Begriffe empfielt sich www.zeno.org mit Online-Zugang
zu einer Unmenge alter deutschsprachiger Nachschlagewerke.
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Kossäten, auch Kotsassen, die in kleinen Koten / Katen saßen, hatten
einen kleinen Hof, einen großen Garten (weshalb sie in manchen Gegenden
auch als Gärtner bezeichnet wurden), und Weiderechte für eine Kuh,
besaßen aber kein Ackerland. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie sich
als Landarbeiter bei den Bauern des Dorfes
.
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'Das Leben der Knechte und Mägde in früheren Zeiten'
auch mit Begriffserklärungen findet ihr hier als PDF-Datei:
http://www.beetzendorf-diesdorf.de/21_04.php
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Kossäten, Kleinbauern, Häusler, Hintersasse, Vollbauern, Eigenkäthner.
Wer kennt die Bedeutung dieser Ausdrücke und kann weiterhelfen ?


Du brauchst eigentlich nur in der Suchmaschine Google den Begriff Kossäth
eingeben, dann wird Dir bei GenWiki angezeigt, daß ein Kossät, Kleinbauer,
Häusler, Hintersasse, ein von Grundherrn angesiedelter Bauer war, der ein
Haus und etwas Land erhielt und auf dem Hof arbeitete
.

Siehe auch: http://wiki.genealogy.net/index.php/Koss%C3%A4th
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Auszug aus Horst Gädtke 'Pommersche Reminiszenzen - Teil I':

"In Sorenbohm besaßen die Kossäthen je eine Viertelhufe. Danach scheint
die Bezeichnung Cossäth für einen Viertelhufner angewandt worden zu sein.
Der Cossäth gehörte also rechtlich dem Bauernstand an. Die Kossäthen
hatten nach Bühler ihre Felder meist außerhalb der Dorfflur, also außerhalb
der Gemengelage der alten Äcker und wohl auf Rodungsland. Die Kätner
oder Büdner besaßen nur ein kleines Wohnhaus, etwas Gartenland und
mitunter ein kleines Stück Feld und erwarben ihren Lebensunterhalt als
dörfliche Handwerker und als Tagelöhner auf dem Herrengute. Schließlich
gab es noch die unmittelbaren Gutsarbeiter ohne jede Eigenwirtschaft, die
so gut wie völlig rechtlos waren."
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Käthner und Kossathen.

In der ab etwa 1740 im Raum Halle / Saale wirksamen fridericiani-
schen Kolonisation wurden die Dörfer hier wie folgt eingerichtet:

1. Das (Ritter-)Gut erhielt ein Zehntel der Fläche als Lehen.
2. Die Bauern bzw. Anspänner erwarben Land unterschiedlicher
Größe als Eigenthum.
3. Die Kossathen (zB. mein Vorfahr) erhielten je eine Hofstelle mit
Garten und eine Hufe Land von etwa 9 ha als vererbbaren Besitz.
4. Handarbeiter, Gutsarbeiter, Tagelöhner waren hier Häusler oder
Käthner mit etwa ¼ ha erbliche Hof- und Gartenfläche.

Die zu 2. und 3. genannten bewirtschafteten ihre Felder in der
Allmende, der in Drei-Felder-Wirtschaft gemeinsam bewirtschafteten
Flur. Die Felder der Kossathen wurden vom Gut gepflügt, gemeinsam
bestellt, die Ernte aber privat eingeheimst. Als Gegenleistung waren
die Bauern zu Hand- und Spanndiensten verpflichtet, die Kossathen
zu Frondiensten, Hand- und Hilfsdiensten auf dem Gut.

Die Flächenanteile der Kossathen waren in den einzelnen Landen
unterschiedlich groß, in Westpreußen fand ich Kossathen mit etwa
20 Hektar. Entscheidend war das sinnvolle Prinzip des Frondienstes.

Als in der sog. Bauernbefreiung die Kossathen frei wurden, mußten
sie als Gegenleistung für ihre Freiheit die Hälfte des Landes an das
Gut abgeben und die Pflugdienste des Gutes hinfort bezahlen. Hier-
zulande verloren daraufhin etwa ¾ dieser Kuhbauern ihre Boden-
nahrung und verdingten sich in der Industrie.

Manfred Thon

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Was versteht man unter einem "königlichen Kossäth"?

Im 'Krünitz', dem Online-Lexikon, ist einiges zu finden:
http://www.kruenitz1.uni-trier.de/


Kossat, (der) [den Ton auf der lezten Sylbe] Kossät,
… im mittlern Lat. Cossatus, Cotsetus, Casatus, Cosoez, eine geringere
Classe von Zins=Bauern, welche nicht das zu einem eigentlichen Bauer
gehörige Bauern= oder Feld=Gut, sondern nur ein schlechtes Haus mit
einem Gärtchen oder andern kleinen Feld=Gute besitzen. Dieses Häuschen
hieß in alten Zeiten Casa, und davon haben sie auch den Nahmen. In den
alten Zeiten waren es lauter leibeigene Bauern, welche die Dienste im
Hause ihres Herren versehen mußten, und für die Wohnung, und was
davon abhing, zu Hand=Diensten (daher sie auch Hand=Fröhner heißen,)
verpflichtet waren. Die Dienste waren ungemessen, und hatten
vornehmlich den Ackerbau zum Gegenstande, deswegen sie auch ein
Häuschen und etwas Acker bekamen, die aber nicht ihnen, sondern dem
Herrn eigenthümlich verblieben. Sie wurden daher Casati, wovon noch
der heut zu Tage gewöhnliche Nahme Kossat herkommt, genannt. Da die
Kossaten, gedachter Maßen, nur eine geringere Classe von Zins=Bauern
sind, so sind auch ihr Zins, ihre Frohn=Dienste, und andere
Schuldigkeiten, geringer, als der andern. Die in der Mark Brandenburg
und andern preußischen Landen so genannten Kossaten, heißen in
Schlesien Dresch=Gärtner, oder Hof=(Hofe=) Gärtner …

„Wir haben dazu gemeiniglich dreyerley Arten Arbeiter in Schlesien.
1. Ordentliche und auf ein Jahr gemiethete Gesinde und Dienstbothen,
welche für gewissen Lohn und Kost uns das ganze Jahr zu Dienste seyn
müssen. 2. Gewisse Tagelöhner und Arbeiter, welche man nach dem Tage
für ein ordentliches Tage=Lohn miethet, und täglich oder wöchentlich
bezahlt. 3. Auf gewisse Nahrungen ausgesetzte Wirthe, welche Dresch=
oder Hof=Gärtner (in der Mark aber Kossaten) heißen, und nebst dem
Genusse ihrer Häuser, Gärten und Aecker, auch den 8ten, 10 oder 11
Theil von dem eingeärndeten Getreide, und den 20sten Scheffel vom
Ausdrusch haben, anbey gewisse Arbeit gratis, andere aber für mäßiges
Lohn thun müssen."

Königlich, so spekuliere ich mal, wird der herrschaftliche Grund und
Boden sein auf dem die Behausung steht und den sie bearbeiten dürfen.
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Gerne wüßte ich, was genau die Berufsbezeichnung "Eigenkäthner"
im Unterschied zu "Käthner" und "Wirth" bedeutet.


Das genealogisch-etymologisches Lexikon verweist auf Eigenkötter,
und da steht:

Eigenkötter: Ein Büdner, Häusler. Im Gegensatz zum besitzlosen,
abhängigen Kötter, ist er der Eigentümer eines kleinen Kotten (Kote,
eine kleine Bauernstelle, Insthaus) sowie auch einer oder einiger
Parzellen Land, die aber zur Lebenserhaltung nicht ausreichten.
Die Kötter wurden quasi gezwungen (sie waren im Abhängigkeits-
verhältnis), beim Großbauern, Gutsbesitzer oder auf einer Domäne
als Gutstagelöhner für Barlohn, Land und Naturalien zu arbeiten.
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Das niederdeutsche Wort 'die Kate' (daraus hergeleitet ihr Bewohner:
Kät[h]ner) ist ein aus dem niederdeutschen Wort 'die Kote'/'der Kotten'
(daraus hergeleitet: Kötter) abgeleitete Form, die ähnlich auch in
anderen germanischen Sprachen vorkommt und die allgemeine
Bedeutung 'kleines (ärmliches) Haus / kleine Hütte', bisweilen auch
'Stall' hat; s. z.B. niederländisch 'kot' und englisch 'cot' sowie 'cottage'.
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Zuletzt geändert von -sd- am 24.06.2012, 10:34, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon -sd- » 27.05.2012, 17:00

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Die nachfolgende Zusammenstellung ist das Ergebnis einer Vielzahl
von Mail-Inhalten aus mehreren Genealogie-Mailinglisten.

Dazu beigetragen haben dankenswerterweise u.a. Thomas Drews,
Leslie A. Riggle, Paul Rakow und Alan Moll.


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Can any listers help me out with clear definitions of the following ?

Kossat / Cottager
Büdner / Crofter
Schwarze Küche / Black Kitchen
Wohnplatz
Votivschiff



Betreff 'Kossäten / Kleinbauern / Vollbauern / Eigenkäthner' hat
auch Thomas Drews kürzlich eine hilfreiche Antwort gegeben:

Kossaten* ("a" with Umlaut) were so called "Kleinbauern" (small farmers ?).
Not because of their physical size but because of the size of their farmland.
Their place was between Vollbauern (real farmers) and Eigenkatner
("a" with Umlaut) (agricultural workers with a small field for their own use).
Vollbauern and Kleinbauern had horses for agricultural work, Eigenkatner
("a" with Umlaut) had'nt. The land of a Kleinbauer was not in the normal
farm area but somewhere beside.

Information from the book "Was waren unsere Vorfahren ?"
(What was the profession of our Ancestors ?) by "Verein für
Familienforschung in Ost- und Westpreussen" (VFFOW).
The book is written in German.

Hope this will be of some help.
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Excerpt from Horst Gädtke 'Pomeranian Reminisces - Part I':

"In Sorenbohm each of the Kossäthen owned a quarter allotment of land.
In this way it appears that a Cossät would be considered to be a quarter
allotment owner. The Cossath then belonged to the peasant class. The
Kossäthen, according to Bühler, held land that was outside the village
boundaries, that is, outside the older fields, even uncultivated land. The
cottagers owned only small dwelling houses and earned their living as
village handworkers or as day laborers on the estate. Finally, there were
also the estate laborers who had no other income and were completely
without rights."
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A Kossat was a small farmer, who had maybe half as much land
as a Bauer (farmer) had. In feudal times a Kossat would have had
to do less unpaid labour for his master than a Bauer.

A Budner was quite a step below a Bauer or Kossat, would only
have a very little land, or just a garden. A Budner would generally
need some other way of earning money, eg a trade such as tailor.

Wohnplatz - depends on how it's used. Usually means a very
small village or settlement with a name of its own, but which is
considered to belong to some larger village or town.

Votivschiff is built up from votive and ship - could you give a
complete sentence with this word in it? That's often a good idea
with rare German words, it can be much easier to tell the meaning
from a sentence instead of a single word. For example as well as
being a ship, Schiff is also part of a church - could that fit here?
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Kossat / Cottager
Kossat(e) - cottager with little land for animal.

Büdner / Crofter:
Small farmer, stall keeper, merchants (in market place booth or small
shop).

Schwarze Küche / Black Kitchen:

The "black kitchen" was in in old a windowless room between
living quarters and stable. It was the central fire and cooking
place of the old house. On the roof the open chimney. By this
the smoke of the tiled stove, baking-oven, blackened the whole
brick-work. That is why it was called the "black kitchen".

Wohnplatz word translation: wohnen-live, reside, stay; platz-place.

Votivschiff:

In a lot of towns by a harbor you find a Votivschiff hanging in the
church Votiv is a latin word meaning (Weihgabe)gift of conse-
cration. Hundreds of years a go you would give gift to a church.
The ships were manly built by retired sailors and then giving to
the church as thank you to God of the protection they received
when they were at see.
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Kossät. What is the meaning of this word ?

It's a German word for cottager.


I believe a better definition for a Kossät in Pommern is a small farmer.
Kossät is an old term, which I have seen used since the 16th century.
The amount of land a Kossät farmed was much smaller than that of a
full farmer(Bauer), maybe 10% to 20% of a full farm.

I usually thing of a Cottager as a Büdner, the owner of a small plot of
land, not enough for a farm, but enough for a house, garden, and a few
livestock. The Büdner began to increase in numbers in 1845 when it
became legal to divide a farm into smaller lots and sell it to laborers
and craftsman.
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Freibauer - Was ist das ? (kmetonis / cementhonis)

Beitragvon -sd- » 21.06.2012, 08:24

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Was muß ich mir unter der Berufsbezeichnung 'Freibauer'
um 1780 in der Provinz Posen vorstellen ?


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Ein Neuansiedler, der zum Lohn für die Urbarmachung
des Landes für einen bestimmtem Zeitraum steuerfrei ist.

Gerd Schmerse *)

*) Gerd Schmerse starb am 2. Dezember 2011.

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Wissen Sie auch, ob der Begriff 'Freibauer' mit dem Begriff 'kmetonis'
gleichzusetzen ist ? Woher kommt das Wort kmetonis ?

Es ist in keinem Wörterbuch zu finden, allerdings in vielen Geburts-
einträgen meiner Familie.

W. D


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Betreff: Kmetonis

Im Haberkern / Wallach 'Hilfswörterbuch' .... lese ich:
Kmet (cmetho) bei den Slawen der Bauer, i.d.R. der freie Bauer,
aber auch der Hörige; dann auch Bezeichnung für lokale Obrigkeiten,
Dorfälteste u. dgl., endlich für den Vorstand einer 'Zadruga' (Sadruga,
Familiengenossenschaft, Hausgenossenschaft, Hauskommunion)
und den Bewohner einer 'Opole' ((vicina) in den polnischen Ländern
ursprünglich Verband mehrerer der Zadruga entspr. Geschlechter,
dann der von diesem Verband bewohnte Bezirk.

Manfred Thon

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Nach Mary S. Hartig 'Farm Working Serfs of Poland', Rabbit Tracks,
(Thousand Oaks, CA: Conejo Valley Genealogical Society, Winter 1988)
Vol. 6, No. 4, 103.

ist 'cementhonis' die oberste Gruppe der Bauern,
Vollbauer mit zwei Hufen Land (Polnisch 'kmiec');
daneben gibt es die 'semi-cementhonis',
Halbbauern (oder Kätner) mit einer Hufe,
'hortulanus', Gärtner (Viertelbauern), und
den zumeist landlosen 'inquilinus' (Häusler).


(Die deutschen Begriffe habe ich hier zugeordnet; es ist zu beachten,
daß diese mit der Zeit und der Region veränderlich sind).

Dies dürfte unabhängig von einer Steuerbefreiung des 'Freibauern' sein.

Gerd Schmerse *)

*) Gerd Schmerse starb am 2. Dezember 2011.

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Kossät, Kleinbauer, Kätner, ...

Beitragvon -sd- » 28.07.2015, 13:27

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Wenn er arm gewesen wäre, hätte er im Armenhaus gesessen
und dann hätte ihn der Prediger Ortsarmen oder Armenhäusler
genannt. Bauer war er auch nicht, dann hätte man ihn Bauer
genannt. Er war Kossäte: so etwas wie ein Kleinbauer, der
"in einer Kate saß" ('Kotsasse'), Kätner. Der hatte i.d.R.
deutlich weniger als eine Hufe Land. Neben dem Ackerbau
betrieb er manchmal Nebenerwerb, hatte selten Pferde, eher
Ochsen.

Auch bei den Kossäten erfolgte manchmal noch eine Unter-
scheidung (nach Umfang des Landbesitzes z.B. in Ganzkossäte
und Halbkossäte). Die Kossätenhöfe befanden / befinden sich
oft an den Ortsenden (Ortseingänge, -ausgänge, während sich
die großen Bauernhöfe meistens in der Ortsmitte in der Nähe
der Kirche befinden / befanden).

Klaus Euhausen, Hennigsdorf

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Mit Wissen und Einverständnis von Klaus Euhausen.
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Höfner / Kötner / Brinksitzer / Anbauer / Abbauer.

Beitragvon -sd- » 09.09.2020, 09:14

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Höfner / Kötner / Brinksitzer / Anbauer / Abbauer.
Dorfentstehung.


Immer wieder werden Fragen zu Begriffen wie ’Hufner / Hufe /
Flächenmaße’, aber auch zu Begriffen wie ’Kossat / Kossäten /
Kleinbauern / Büdner / Häusler / Hintersasse / Eigenkäthner /
Vollbauern’ gestellt.

Ergänzend hierzu habe ich hier einen Link zu den Begriffen
’Höfner / Kötner / Brinksitzer / Anbauer / Abbauer’ gefunden.
Siehe: http://wiki.genealogy.net/index.php/Dorfentstehung

In der Hoffnung, daß es jemandem nützt,
grüßt Dieter Sommerfeld

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Bauern-Abhängigkeit bis zum 19. Jahrhundert.

Beitragvon -sd- » 14.01.2021, 14:40

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Der Bauer und die bäuerliche Abhängigkeit bis zum 19. Jahrhundert.
Aufzählung verschiedener Begriffe:
http://www.ulf-neundorfer.de/bauer.html

Quelle: Ulf Neundorfer, Oldenburg (Oldb.)

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Re: Kossät, Kleinbauer, Häusler, Hintersasse, Vollbauer, Kät

Beitragvon -sd- » 26.02.2021, 10:27

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Kossäten / Kleinbauern / Häusler / Hintersassen / Vollbauern /
Eigenkäthner. Wer kennt die Bedeutung dieser Bezeichnungen
und kann weiterhelfen ?



In Norddeutschland gab es Käthner, das waren die Viertelhufner.
Ich meinte bisher, daß Kossäten ein anderes Wort für Käthner ist.
Wer weiß es besser ?
Leute ohne Land und eigenes Haus wurden Insten, Häuerlinge oder
einfach "Einwohner" genannt. Zumindest in Schleswig-Holstein,
anderswo hatte man sicher noch andere Begriffe.

Eigentlich brauchst Du nur in der Suchmaschine Google den Begriff
Kossäth eingeben, dann wird Dir bei GenWiki angezeigt, daß ein
Kossät, Kleinbauer, Häusler, Hintersasse, ein von Grundherrn
angesiedelter Bauer war, der ein Haus und etwas Land erhielt und
auf dem Hof arbeitete.

Siehe auch: <http://wiki.genealogy.net/index.php/Koss%C3%A4th>

Ich brauche nur in meinem Stichwort-Archiv nachsehen und habe
dazu nachfolgende Mail-Antworten, die vielleicht von Nutzen sind.

Dieter Sommerfeld

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Hierzu hat u.a. Thomas Drews eine hilfreiche Antwort gegeben:

Kossaten* ("a" with Umlaut) were so called "Kleinbauern" (small farmers
?). Not because of their physical size but because of the size of their
farmland Their place was between Vollbauern (real farmers) and
Eigenkatner ("a" with Umlaut) (agricultural workers with a small field
for their own use). Vollbauern and Kleinbauern had horses for
agricultural work, Eigenkatner ("a" with Umlaut) had'nt. The land of a
Kleinbauer was not in the normal farm area but somewhere beside.

Information from the book "Was waren unsere Vorfahren?" (What was
the profession of our Ancestors?) by "Verein für Familienforschung in
Ost- und Westpreussen" (VFFOW). The book is written in German.

Hope this will be of some help.

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Ich bin auf der Suche nach den Aufzeichnungen von Hans-Friedrich
Kniehase:
'Kossäten und ihre Höfe in Zechin im Oderbruch im 18. Jahrhundert.'
Der Bericht ist erschienen in der Mitteldeutschen Familienkunde;
Band IX. Jg 29 (1988) Heft 3 S. 97
Kann mir jemand den Bericht zur Verfügung stellen oder aber mitteilen,
wie ich an diesen komme.

Ellen Israel

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Was Inst-und Losleute genau sind, findet man wunderbar erklärt
in dem tollen Buch von Robert Stein 'Die ländliche Verfassung
Ostpreußens am Ende des 18. Jahrhunderts'. Danach stammt der
Begriff "Inste" vom niederdeutschen Wort "insete"= Insasse.
Ein Instmann ist ein Einlieger. Instleute zahlten Miete für ihre
Wohnung und Garten, oft auch für die ihnen im Felde angewiesenen
Ackerstücke. Sie waren zu Scharwerksdiensten verpflichtet und
mußten darueber hinaus jederzeit bereit sein, auf Verlangen des
Gutsherrn zur Arbeit zu erscheinen, wofür sie dann Lohn erhielten.
"Dieser schwankte zwischen 9 und 12 Groschen für den Mann und
6 bis 9 Groschen für die Frau."
Natürlich sind in dem Buch auch alle anderen ländlichen Berufs-
begriffe in Ostpreußen bestens erklärt, vom Eigenkätner über den
Emphyteuten bis zum adligen Gutsbesitzer.

Gaby Bastemeyer

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Instleute, im Norden und Nordosten Deutschlands üblicher Name
für kontraktlich an eine bestimmte Herrschaft gebundene Guts-
tagelöhner, die großenteils aus den Inhabern der seinerzeit nicht
für regulierungsfähig erklärten Bauernstellen hervorgegangen sind.
Sie erhalten neben einem festen Geldlohn bestimmte Naturalbezüge
(Wohnung, Feuerung, Kartoffel- und Gemüseland, Futter usw.);
dagegen sind sie verpflichtet, sich selbst täglich auf dem Gutshof
zur Arbeit einzufinden sowie einen zweiten Arbeiter (Scharwerker
oder Hofgänger), nötigenfalls auch die Frau als dritte Arbeitskraft
mitzubringen.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1908.

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Instmänner sind Landarbeiter, die gegen Lohn beim Gutsherren
arbeiten und für ihre Wohnung und ein Stück Land Miete zahlen
müssen.

Hans-Christoph Surkau

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Instleute ... abgeleitet von Inste = Insasse
Quelle: DUDEN, Rechtschreibung.

Gerd Schmerse

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As far as I can ascertain, an Instmann was a rural worker who had
the right to live in a cottage on a manorial estate in return for working
on the estate. An English language translation could be "cottager".

Greetings from Brisbane in Australia from the great grandson of a
West Prussian Instmann.

Eric Kopittke

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Ich habe mir zu dieser Problematik folgendes Buch zugelegt:

Ernest Thode ' German-English Genealogical Dictionary'
Baltimore 1992 (7th printing 2008)
286 S. (einschl. verschiedener Schriftvarianten)
Paperback - zw. $ 22.00 (gebraucht) und $ 36.00 (neu),
zzgl. Porto/Verpackung
(zu beziehen z.B. über den bekannten Online-Versandhandel)

Thode übersetzt z.B. den Begriff
"Eigenkäthner" mit "cottager with a garden (of his own)".
und "Altsitzer" mit "person on life estate".


Matthias E. Theiner

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Eigenkätner (auch Häusler). Kölmer.

Beitragvon -sd- » 03.08.2021, 09:58

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Hier die Definitionen aus dem Standardwerk 'Was waren unsere Vorfahren'
von Kurt von Staßewski und Robert Stein,
Sonderschrift 18 des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen.

Eigenkätner (auch Häusler): Besitzer einer kleinen Stelle mit Wohnhaus (Kate),
Garten und zuweilen etwas Land; er entspricht den Gartbesitzern oder Gärtnern
der Ordenszeit. Ein Eigenkätner ohne Land heißt wohl auch Büdner. Der Eigen-
kätner sitzt auf Kirchen-, Domänen oder kölmischen Grund und zahlt einen
geringen Grundzins, gilt im übrigen aber als Eigentümer, der seinen Besitz
frei vererben, beleihen und veräußern kann

Kölmer: freie Grundbesitzer, die der Orden zu Kölmischem (Kulmischem) Recht
an­gesiedelt hat. Kölmisches Rechtverpflichtet zum Reiterdienst bei Verteidi­gung
des Landes, geringfügiger Abgabe an Geld, Wachs und Pfluggetreide; es gewährt
große Freiheiten: Vererbung des Gutes an Söhne und Töchter. Ver­kauf mit Vor-
wissen des Ordens, Befreiung von allem Scharwerk, oft auch die Privilegien der
Fischerei, mittleren und mindern Jagd, Brauerei und dgl. Große kölmische Güter,
denen die volle Gerichtsbarkeit verliehen war, sind später Rittergüter geworden.
In der Nachordenszeit und bis auf Friedrich d. Gr. entstehen neue Kölmer, denen
statt des Kriegsdienstes ein Zins auferlegt wird. Das Landrecht von 1685 bewertet
den kölmischen Besitz als volles Ei­gentum. So bilden die Kölmer einen angesehe-
nen Stand, weit über den Bauern stehend; sie sind auch auf den Landtagen ver-
treten. Oft heißen die Kölmer die "Kölmischen Freien" im Gegensatz zu den
Preußischen und Magdeburgischen Freien.

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