Man treibt und treibt uns.

Man treibt und treibt uns.

Beitragvon -sd- » 04.08.2020, 10:59

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Die Klagen über die Ungleichheit des Verhältnisses zwischen Herren
und Knechten, Befehlenden und Dienenden sind wohl so alt wie
immer eine soziale Ordnung. So ist uns ein 'Sang der Kornträger' *)
erhalten, der in einer ergreifenden Klage ausmündet:

Garben und weißen Spelt tragen wir Tag für Tag.
Alle Speicher sind voll, alle Schiffe gefüllt.
Schon quillt Korn über Bord,
aber man treibt uns und treibt.
Hungernd gehen wir gebückt:
Unsere Rücken aus Erz, unsere Herzen aus Erz
tragen Tag für Tag.

In einem Lied 'Sinnende Seele' finden wir dieselben Töne bei Laotse: **)

Die unten hungern, weil die oben das ihre fressen,
darum hungern die unten.
Die unten sind schwer zu zu leiten,
weil die oben sie immer verleiten,
darum sind die unten so schwer zu leiten.
Die unten sterben so leicht, weil sie so schwer leben,
darum sterben sie leicht.
Man soll ihnen das Leben billig geben,
so wird es ihnen teuer werden.

*) Altägyptisch - 1500 v. Chr.
**) Chinesischer Dichterphilosoph, geb. 604 v. Chr.


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