Dies geschah in der zweiten Januarhälfte 1945.

Dies geschah in der zweiten Januarhälfte 1945.

Beitragvon -sd- » 20.10.2021, 10:50

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Dies geschah in der zweiten Januarhälfte 1945:

12. bis 15.01.1945:
Beginn der sowjetischen Großoffensive von der Memel bis zur oberen Weichsel.

19.01.1945: Soldau gefallen.

20.01.1945: Sowjetische Truppen überschreiten die Reichsgrenze östlich Breslau.

21.01.1945: Allenstein gefallen, letzte Flüchtlingszüge verlassen Königsberg.

22.01.1945: Insterburg gefallen.

23.01.1945: Mohrungen gefallen, Thorn eingeschlossen,
sowjetische Truppen erreichen die Oder bei Brieg.

25.01.1945: Ostpreußen östlich der Deime, des Masurischen Kanals und der
Masurischen Seen verloren; Posen eingeschlossen. Flüchtlingsschiffe verlassen
Pillau. Bis Mitte Februar werden von der Kriegsmarine 204.000 Menschen
über See und 50.000 Personen auf die Frische Nehrung gerettet.

26.01.1945: Sowjets erreichen Tolkemit am Frischen Haff. Ostpreußen vom
Westen abgeschnitten. Rastenburg gefallen. Oppeln gefallen.

27.01.1945: Bromberg gefallen.

28.01.1945: Sensburg und Rößel gefallen. Sowjets erreichen die Oder bei Küstrin,
Fürstenberg und Steinau.

30.01.1945:
Deutsche Kräfte im Raume Tolkemit, Wormditt, Heilsberg, Bartenstein,
Brandenburg zusammengedrückt, in ihn haben sich etwa hunderttausend
Flüchtlinge retten können, außerdem sind noch das eingeschlossene
Königsberg, Rauschen, Pillau und Fischhausen in deutscher Hand.
Schlesien östlich der Oder verloren.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 22. Januar 1955

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Unter Glockengeläut verbrannte Ostpreußens Hauptstadt.
In zwei Tagen starb die Stadt am Pregel.


Der Zusammenbruch der deutschen Front im Mittelabschnitt im Sommer 1944 ließ die sowje-
tischen Armeen sehr schnell gegen Ostpreußens Grenze branden. Ostpreußen, das Bollwerk
im deutschen Osten, geriet in tödliche Gefahr, die Schicksalsstunde unserer Heimat hatte
geschlagen. Schon gelang es den sowjetischen Truppen, die ostpreußische Grenze zu über-
schreiten und einzelne Grenzkreise zu besetzen. Nur einem Teil der Bevölkerung glückte die
Flucht aus diesen Grenzkreisen vor dem überraschenden Vorstoß der Russen. Eilig herange-
führte deutsche Kräfte stoppten den Vorstoß des Feindes und erzwangen eine Pause ... Von
allen Fronten eilten die ostpreußischen Soldaten herbei, um in einem letzten verzweifelten
Versuch ihre Heimat zu verteidigen, denn Ostpreußen war in höchster Gefahr. Aber auch der
Gegner nutzte die Kampfpause, führte neue Truppenmassen heran, um den entscheidenden
Sturm gegen Ostpreußen, gegen das Reich, zu führen. In banger Erregung harrte die Bevöl-
kerung der Dinge, die da kommen sollten. Niemand jedoch ahnte, daß Ostpreußens Haupt-
stadt von einer gänzlich anderen Seite eine tödliche Gefahr drohte. Umso größer war die
Katastrophe, als in den Nächten vom 26. zum 27. und vom 29. zum 30. August überraschend
britische Bomberverbände angriffen und in zwei Nächten die Stadt am Pregel in Schutt und
Asche legten. Über diese grauenvollen Augustnächte berichtet unser mw.-Mitarbeiter:

Königsberg im August 1940.
Geschäftige Messetage, Nächte in Hochstimmung. Durch strahlend erleuchtete Straßen wogen
frohbewegte Menschenscharen. Die Messegäste aus dem Reich, in einem Kriegsjahr in ihren
nachts verdunkelten Städten des Anblicks der Straßenbeleuchtung und der hellen Schaufenster
entwöhnt, freuen sich des Lichts. Wie fern ist doch der Krieg dieser Stadt, die anfangs so ge-
fährdet schien. Seit Jahren zum ersten Mal ist man ohne polnische Kontrolle über die Weichsel
gefahren. Und weht nicht über dem meistbesuchten Pavillon der Deutschen Ost-Messe die
Sowjetfahne als ein Zeichen des Friedens und der Freundschaft mit dem neuen Nachbarn im
Osten ? So scheint es und ist doch nur Blendwerk wie das Licht, das Gauleiter Koch für die
Messegäste hat anzünden lassen.

Königsberg am 22. Juni 1941.
Die Stadt fiebert in banger Erwartung eines sowjetischen Luftangriffs. Früh schon am Morgen
sind ihre Bürger an diesem sonnigen Sonntag durch Goebbels Rundfunkrede zum Angriff auf
die Sowjetunion aufgestört worden. Nun ist der Krieg plötzlich wieder nahe, und besorgt
schauen die Königsberger auf zu dem blauen Himmel. Denn die Russen werden nicht so sein
wie die Polen, die mit lauten Worten drohten und dann doch nicht kamen. Aber es wird Mittag,
es wird Abend und Mitternacht, und die Russen kommen nicht. Selbst die Skeptiker fangen
an zu glauben, daß sie es nicht mehr könnten, weil, wie der Rundfunk wieder und wieder
meldet, ihre Flugzeuge am Boden zerstört wurden.

Krieg, eben noch an der Grenze, entfernt sich wieder. Man kann ruhig schlafen nach dem
Schock des Morgens. Ganz Königsberg schläft nach Mitternacht, auch der Luftschutz. Schon
steht wieder die Sonne hoch über dem östlichen Horizont, als plötzlich Bomben fallen. Also
doch ! Die Russen sind doch gekommen, der Alarm erst hinterher. Königsberg hat seine
ersten Toten durch Angriff auf der Luft und seine ersten Ruinen.

Das geht nun so eine ganze Woche lang, bei Tag und Nacht. Stets werfen erst die Russen ab,
und wenn es knallt, jaulen die Sirenen. Aber dann werden die unfreundlichen Besucher sel-
tener. So alle paar Monate einmal kommen sie noch. Doch der Schaden, den sie anrichten,
ist gering im Vergleich zu dem, was man von den Städten im Westen des Reiches vernimmt.
Der Krieg verläuft sich in der Weite des Ostens. Von Königsberg wird Flak abgezogen, die
anderswo dringend gebraucht wird. Nur rings um den Wohnsitz des Gauleiters bleiben die
Batterien dicht gedrängt. Darüber lächeln die Königsberger. Aber sein Ausspruch, es sei
schade, daß dieser ganze olle Brasel Königsberg nicht durch einen ordentlichen Luftangriff
beseitigt werde, damit man anstelle der alten eine neue Stadt aufbauen könne nach den
Plänen des Führers, dieser Ausspruch, getan im Kreise enger Vertrauter und weitergeflüstert,
empört die Königsberger. Aber sie hüten sich, davon etwas laut werden zu lassen.

So gehen die Jahre dahin, eins, zwei, und dann kommt im dritten die Kunde von Stalingrad.
Und in gleichem Maße, wie sie immer eindeutiger wird, kommt auch der Krieg immer näher.
Man möchte es zwar nicht wahr haben, aber es ist nun so: Eines Tages ist der Krieg sogar
über die Grenze gedrungen. Auch die russischen Flieger erscheinen wieder öfter.

In diese Situation dumpfer Erwartung drohenden Unheils fällt da ein Schlag aus einer gänzlich
unerwarteten Richtung:

Vorspiel der Katastrophe.
Als am späten Abend des 26. August Sirenengeheul die Königsberger zum Abstieg in die Keller
ruft, denkt niemand an Ungewöhnliches. Es wird sein wie immer: Man verläßt die warmen
Betten, um im kalten Keller stundenlang zu warten, während sich da oben ein paar russische
Flieger um die Stadt herumkrängeln und einzeln versuchen, die Flaksperre zu durchbrechen.
Man ärgert sich über die gestörte Nachtruhe.

Aber bald, es wird schon fast Mitternacht, spüren die Leute in den Kellern, daß da draußen
etwas anderes vorgeht als sonst. Ein dumpfes Dröhnen wird laut und lauter. Wütend böllert
die Flak dazwischen und erschüttern Schläge fallender Bomben die Erde. Nicht einzelne -
hunderte, tausende.

Als das dann nach einer knappen halben Stunde vorbei ist, und das Entwarnungssignal die
Menschen aus der beklemmenden Enge der Keller befreit, da sehen sie über sich den Himmel
glutrot von Bränden, die im Norden der Stadt wüten. Die ganze Häuserzeile des Hinter-
Tragheims an der Schloßteichseite, der Nachtigallensteig und die Nebenstraßen, Teil des
Hinter-Rosengartens nach dem Tor zu, die Cranzer Allee vom Rennplatz Carolinenhof bis zu
den Kasernen stehen in Flammen. Es ist ein grausiges Schauspiel. In die prasselnden und
knatternden Geräusche des Brandes mischen sich Rufe geängstigter Menschen und die
schauerlichen Schreie in den Ställen von Carolinenhof verbrennender Pferde. Die aufge-
hende Sonne beleuchtet den Kampf der Feuerwehren und des Luftschutzes gegen die Flam-
men, deren Kraft erst mit dem sinkenden Tag gebändigt ist.

Inzwischen hat es sich herumgesprochen, daß es dieses Mal nicht die Russen waren, sondern
die Engländer, die über die Ostsee und die Samlandküste einflogen. Die Menge der abgewor-
fenen Sprengbomben, die Todesopfer gefordert haben, ist gering, aber die der Brandbomben
geht in die Tausende. Und nun sieht man, daß der Angriff trotz allem, was geschah, wesent-
lich sein Ziel verfehlt hat. Massen von Brandbomben stecken in den breiten Lagerwiesen um
den Oberteich. Es ist ein seltsames Bild, wie, wenn große rote Pilze über Nacht aus der Erde
geschossen wären.

Wie es so die Art der Menschen ist, die Sensationslust siegt über den Schrecken. Zu Tausen-
den wandern die nicht unmittelbar von dem Unheil Betroffenen an diesem sonnigen Sonntag
hinaus nach Maraunenhof, um sich das alles anzusehen. Aber neben dem Gefühl, noch einmal
mit blauem Auge davongekommen zu sein, steigt das beklemmende Bewußtsein einer neuen
großen Gefahr auf, der man hilflos ausgeliefert ist. Denn es hat sich gezeigt, daß die Abwehr-
mittel unzulänglich sind. In der Ottokarkirche in Maraunenhof finden Obdachlose eine erste
Unterkunft. NSV und Wehrmacht bemühen sich, ihnen zu helfen. Wer ein Haus an der
Samlandküste hat, und nicht wenige Königsberger besitzen dort eins, verläßt die Stadt. Das
Gefühl, daß dieses Ereignis nur ein Vorspiel war, beherrscht die Gedanken. Aber die Größe
der kommenden Katastrophe hat damals wohl niemand geahnt. Am Abend des 29. August
bricht sie herein.

Unter Glockengeläut verbrannte Königsberg.
Wieder fliegen die Engländer, von der Ostsee kommend, über Neukuhren ein. Geradewegs
stoßen sie auf ihr Ziel vor, ohne sich durch die schwache Abwehr beirren zu lassen. Dieses
Mal gibt es keine Pilze auf den Oberteichwiesen. Heute gilt der Angriff nicht einem einzel-
nen Außenbezirk. Auf das ganze Stadtgebiet prasseln die Bomben, unzählige Brandbomben
und dazwischen Tausende Sprengbomben. In vielen Wellen erscheinen die Angreifer über
der alten Pregelstadt mit ihren engen Straßen und zahllosen Fachwerkbauten. Erstmalig
wenden die Angreifer eine neue Bombenart an. Zehntausende riesige traubenartige
Bomben lösen sich von den Flugzeugen und sausen auf die nächtliche Stadt nieder. Noch
im Fluge lösen sich aus der mächtigen Trabenbombe viele einzelne Bomben, die beim
Aufprallen eine riesige Stichflamme erzeugen. Es sind Benzinbomben, gefüllt mit hoch-
prozentigem Benzin, die sofort die Häuser und Wohnungen in rasender Schnelle in Brand
setzen. Alle Löschversuche gehen fehl. Diese Benzinbomben erzeugen eine wahnsinnige
Hitze, die alle Bekämpfungsversuche als vergeblich erscheinen lassen.

Die Bomben fallen auf die Hufen, den Haberberg, Lizent und Ratshof, auf den Sackheim
und Kalthof. Und gleichzeitig züngeln die Flammen aus dem Schloß, aus den Speichern
beiderseits des Pregels, aus dem Dom und der Börse, dem Junkerhof und dem Kranken-
haus der Barmherzigkeit, der Stadthalle und dem Opernhaus. Der Nordbahnhof brennt
und die Schloßkonditorei, die Kirchen, die Warenhäuser in Altstadt und Kneiphof, die
Zeitungen, die Buchhandlung von Gräfe & Unzer, der Berliner Hof, das Regierungsgebäude
am Mitteltragheim, die Universität, die Messehallen und die Wohnhäuser der Bürger. Alles,
alles brennt, die ganze Innenstadt und zum Teil auch die angrenzenden Außenbezirke.

Die Menschen in den Kellern sind zunächst wie betäubt. Noch sind sie sich der Größe der Kata-
strophe nicht ganz bewußt. Da und dort versuchen sie noch mit ihren unzulänglichen Luftschutz-
geräten den Bränden Einhalt zu bieten, Hausrat aus den Wohnungen auf die Straße zu schleppen.
Noch gibt es einzelne Häuser, die ziemlich unversehrt stehen, sogar ganze Häuserreihen. Man
wird versuchen, sie zu halten, bis die Feuerwehr kommt. Aber viele Gebäude stehen im Nu in
Flammen, vom Dach bis in das Erdgeschoß. Wochenlang hat es nicht geregnet. Das Gebälk ist
trocken, es brennt wie Zunder. In der Gluthitze entzünden sich Sparen, Zäune, Fensterkreuze
von selbst, auch ohne Funkenflug, der aber ständig stärker wird. Es bilden sich Wirbel, der
Feuersturm bricht los. Da wird jeder Löschversuch vergebens. Die Luftschutzwarte müssen es
einsehen.

Panische Angst löst die Lähmung der noch in Deckung Gebliebenen. Das brennende Benzin frißt
sich auch in die Keller, denn viele dieser Bomben sind auf die Straßen und in die Wohnungen der
tiefer gelegenen Stockwerke gefallen. Raus aus den Kellern ! Raus aus diesen flammenden Stras-
sen ! Rettet das Leben ! Aber wie, wo, wohin ? In den engen Quartieren der Altstadt, des Löbe-
nicht, des Kneiphofs stehen Flammenwände. Die ums Leben laufenden Menschen finden die Aus-
gänge der Straßen versperrt. Wohin sie sich wenden, sind Flammen, Flammen, Flammen. Die
Mutigen, die Kräftigen brechen durch. Aber viele sinken ermattet zusammen, ersticken und
verbrennen auf dem Straßenpflaster, auf dem von der Glut aufgeweichten Asphalt, der die
Schritte hemmt wie ein Sumpf. Einige im Kneiphof erreichen den Domplatz, suchen Schutz in
den starken Mauern des alten Gotteshauses der samländischen Bischöfe. Sie entrinnen der Glut
nicht. Durch die hohen Fenster schlagen die Flammen hinein. Bildwerke, Gestühle brennen auf.
Bis in die Grüfte der Toten folgt das Feuer den Schutzsuchenden.

Auch die Pregelbrücken sind versperrt. Der Holzbelag brennt. Die Schiffe brennen. Viele sprin-
gen in den Fluß, in dem die meisten elend ertrinken, weil sie nicht mehr die Kraft zum Schwim-
men haben. Es ist, als ob Feuer und Wasser sich verschworen haben, zur Vernichtung von
Menschenleben. Auch im Schloßteich finden viele ein nasses Grab. Über den Münzplatz schießen
dicht über das Pflaster hin viele meterlange Stichflammen. Wie gierige Reptilzungen greifen sie
nach ihren Opfern. Überfüllte Boote auf dem Teich kentern. Andere werden von dem Sog um die
Schloßteichbrücke angezogen, über deren hölzernem Gebälk haushohe Flammen stehen. Die
festen Gebäude des Miramar und der Münzstraße stürzen zusammen wie die alten Barockhäuser
im Kneiphof. Nur das Parkhotel, kaum getroffen, wird von der Feuerwehr gehalten.

Auf dem Gesekusplatz steht die Feuerwehr vor der Wahl, das kriegswichtige Telegrafenamt zu
halten oder das traditionserfüllte Schloß. Unter dem Geläut der Glocken, die von der Glut in
Schwingungen gesetzt werden, brennt die Wiege der preußischen Monarchie aus. Vom Schloß-
turm dröhnen die ehernen Rufer, bis sie aus den verbrannten Glockenstühlen stürzen. Die
anderen Kirchen fallen ein in den wilden Grabgesang. Die Altstädtische, die Burgkirche,
Barbara auf dem Berge im Löbenicht, die Kirchen der beiden Roßgarten, des Sackheim, der
Dom. Nur Königsbergs ältestes Gotteshaus auf dem Steindamm bleibt unversehrt. In den Kellern
unter der Schloßkirche fließt meterhoch kochender Wein aus den in der Glut geborstenen Fässern.

In diesem Chaos geschehen Wunder an Tapferkeit. Männer und Frauen, Soldaten und Bürger,
Kriegsgefangene Franzosen greifen zu, bergen Menschen aus Flammen, aus eingestürzten
Häusern. Letztes Wasser, das Hydranten und Löschteiche hergeben, spritzt die Feuerwehr
in die Flammen, um darin Eingeschlossene ins Freie zu retten. Erschöpfte, Verletzte werden
geborgen, in die Krankenhäuser und Kliniken gebracht, Frauen, Kinder und Greise in die nicht
gefährdeten Außenbezirke geleitet.

Grauenvoll schaurige Bilder bieten sich dem Auge. Durch die Hitze des riesigen Flammen-
meeres erhebt sich aus der Hafengegend, vom Speicher-Viertel her, ein mächtiger Sog. Wie
das dürre Laub im Herbst werden Menschen durch den mächtigen Sog angezogen und in das
Flammenmeer unbarmherzig gerissen. Bis tief in die Provinz hinein leuchtet der Feuerschein
der brennenden Stadt am Pregel und läßt die Bewohner Ostpreußens Schreckliches ahnen.
Hundert Kilometer und mehr entfernt starren die Bewohner in Richtung Königsberg, Aschen-
regen kündet ihnen die Katastrophe ihrer Hauptstadt an.

Ein wundervoller Spätsommertag geht auf über der brennenden Stadt. Aus dem Samland, aus
Natangen kommen Bauern mit Wagen, bringen Lebensmittel, fahren unermüdlich Menschen
und gerettete Habe aus Königsberg aufs Land. Wer nicht gebraucht wird zur Bekämpfung der
immer noch um sich greifenden Brände, soll die Stadt verlassen. Aufräumungsarbeiten begin-
nen und die Suche nach den Toten.

Die annähernd genaue Zahl der Opfer dieser Katastrophe wird nie festgestellt. Einige Tausend
werden auf Straßen, in Kellern unter fortgeräumten Schutt gefunden. Hunderte werden aus
dem Schloßteich oder Pregel gefischt. Was aber unter den riesigen Schutthalden zusammen-
gestürzter Häuser auf dem Kneiphof und im Löbenicht begraben liegt, weiß niemand. Da ist
auch heute noch nicht aufgeräumt.

Tagelang wüten die Brände. Aus den Speichern am Hundegatt und auf der Lastadie steigt noch
nach Monaten stinkender Qualm. Und die wenigen Häuser, die damals stehen geblieben sind,
werden zerstört bei den letzten Kämpfen um und in Königsberg.

Diese Stadt gibt es nicht mehr, sie ist ein Schutthaufen, an deren Rändern Ortschaften wie
Ponarth, Liep, Juditten und Ratshof liegen. Königsberg ist in der Nacht vom 29. zum 30. August
1944 in Flammen untergegangen. Königsberg, die siebenhundertjährige deutsche Stadt, die
Stadt Immanuel Kants wurde ausgelöscht in einer einzigen Nacht.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Juli 1951.

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