Kurzmeldungen zum Ungarn-Aufstand 1956.

Was Sie zu Ungarn wissen sollten.
Zur Geschichte einer gescheiterten Volkserhebung.

Kurzmeldungen zum Ungarn-Aufstand 1956.

Beitragvon -sd- » 20.09.2017, 20:20

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Bundestag und Bundesregierung gedachten in einer Sondersitzung der Volks-
vertretung der Opfer des ungarischen Freiheitskampfes in Ehrfurcht und
Trauer. In den Erklärungen des Kanzlers und der Sprecher der einzelnen
Parteien wurde betont, daß Deutschland die Gewaltanwendung in der Politik,
wo immer sie in die Erscheinung tritt, verurteilt. Während Dr. Adenauer für
eine Stärkung der europäischen und atlantischen Gemeinschaft eintrat,
sprachen sich die Sozialdemokraten für einen Austritt aus den westlichen
Bündnissen und ein europäisches Sicherheitssystem im Rahmen der Vereinten
Nationen aus.

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Die Aufnahme von zunächst dreitausend ungarischen Flüchtlingen in der
Bundesrepublik ist von der Bonner Regierung beschlossen worden
. Eine Reihe
anderer europäischer Staaten hat sich ebenfalls bereit erklärt, ungarische
Flüchtlinge unterzubringen.

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Die erneute Aufforderung zum sofortigen Abzug der Sowjettruppen aus Ungarn
und zu freien Wahlen dort wurde bei den Vereinten Nationen mit 48 Stimmen
angenommen. Sechzehn Staaten Asiens und Afrikas enthielten sich der Stimme,
gegen die Entschließung stimmten die kommunistischen Länder und Indien.

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In einem neuen Friedensappell des Papstes wird die Welt im Namen der
christlichen Religion aufgerufen, der grausamen Unterdrückung und den
Kriegsplänen ein Ende zu machen. Alle Friedliebenden müßten zusammenwirken.

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Spenden in Höhe von vielen Millionen sind inzwischen für Ungarn und für die
ungarischen Flüchtlinge angeboten worden. Dänemark hat die Entsendung eines
Rot-Kreuz-Zuges nach Budapest angeboten. Auch Schweden stellte eine solche
Hilfe in Aussicht.

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Parteiaustritte italienischer Kommunisten werden aus verschiedenen Städten
gemeldet. Sie wurden fast durchweg mit den russischen Gewalttaten in Ungarn
begründet.

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Scharfe Kritik am Sender 'Freies Europa' übten in Bonn die Fraktionen der
SPD, der Freien Demokraten und des Gesamtdeutschen Blocks. Das Auswärtige
Amt überprüft, ob der so oft kritisierte Sender nicht auch in den Tagen des
ungarischen Aufstandes verantwortungslose Sendungen ausgestrahlt hat.

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Wegen der tragischen Ereignisse in Ungarn ließ man in Köln und einigen
anderen rheinischen Städten die Karnevalsveranstaltungen, die am 11.
November üblich sind, ausfallen.

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Der berüchtigte frühere ungarische KP-Chef Ernö Gerö ist — wie Radio
Budapest meldet — während der Aufstandslage umgekommen.

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Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 17. November 1956
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