Niedersachsen: Jeder Dritter ein Vertriebener.

Niedersachsen: Jeder Dritter ein Vertriebener.

Beitragvon -sd- » 03.07.2019, 18:53

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Jeder Dritte ein Vertriebener.
Niedersachsen und sein Vertriebenenproblem – Pläne für innere Umsiedlung

Anläßlich der Etatdebatte im Niedersächsischen Landtag berichtete der Minister
für Vertriebene eingehend über die Probleme der Heimatvertriebenen seines Bundes-
landes. Von der Gesamtbevölkerung Niedersachsens (6.710.974) sind rund 27 v. H.
(1.800.203) Heimatvertriebene und 5,8 v. H. (390.000) Flüchtlinge aus der sowjeti-
schen Zone. Das ergibt zusammen 32,8 v. H. an Vertriebenen, Zugewanderten und
Flüchtlingen. Unter den in Niedersachsen gemeldeten 352.976 Arbeitslosen befinden
sich 138,096 oder 39,2 v. H. arbeitslose Heimatvertriebene. Die Zahl der arbeitslosen
Heimatvertriebenen, der Bewohner von Baracken und Elendsquartieren und der rück-
führungswilligen Evakuierten zeige eindringlich, so erklärte der Minister, daß es die
wichtigste und entscheidende Aufgabe seines Ministeriums sein müsse, die wohn-
mäßige Unterbringung und die wirtschaftliche Eingliederung dieses umfangreichen
Personenkreises mit allen Mitteln zu beschleunigen.

Der Vertriebenenminister verwies ferner auf die Schwierigkeiten der Umsiedlung,
er hoffe aber, daß von den nach dem Umsiedlungsgesetz noch umzusiedelnden
75.000 Vertriebenen alle bis spätestens Juni in die Aufnahmeländer abtransportiert
werden könnten. Das ganze Vertriebenenproblem ist nach Ansicht des niedersäch-
sischen Vertriebenenministers durch die Umsiedlung in andere Länder allein nicht
zu lösen. Das Vertriebenenministerium in Hannover bereite daher in Zusammenarbeit
mit dem Sozialministerium und dem Wirtschaftsministerium Pläne für eine innere
Umsiedlung vor.

Die Nutzbarmachung der im Rahmen der Soforthilfe zur Schaffung von Dauerarbeits-
plätzen dem Lande Niedersachsen zur Verfügung gestellten Mittel in Höhe von 35
Millionen DM werden die Wiedereingliederung von rund zehntausend geschädigten
Arbeitnehmern ermöglichen. Aus dem Arbeitsbeschaffungsprogramm der Bundes-
regierung hat Niedersachsen 11,2 Millionen DM für das Vertriebenenhandwerk, für
Kleingewerbe und freie Berufe, sowie 3,46 Millionen DM für mittlere Flüchtlings-
betriebe erhalten. Aus diesen Beträgen wurden 1.372 Flüchtlingsbetriebe gefördert.
Von den über die Vertriebenenbank verteilten ERP-Mitteln sind bis Ende 1951 in
Niedersachsen 235 Vertriebenenbetriebe mit 8,64 Millionen DM, durch eine weitere
Zuteilung von 4,5 Millionen DM im Jahre 1952 zusätzlich 105 Vertriebenenbetriebe
ausgestattet worden. Die Vertriebenenbank hat im Jahre 1951/1952 bisher außerdem
Betriebsmittelkredite in Höhe von 7,7 Millionen DM an das Land Niedersachsen geleitet,
die an 210 Vertriebenenunternehmen gegeben wurden.

In diesem Zusammenhang erwähnte der Vertriebenenminister, daß durch die Maß-
nahme der Soforthilfe die wirtschaftliche Eingliederung ehemals selbständiger Unter-
nehmer aus dem Kreise der Geschädigten weitgehend gefördert werden konnte. Von
insgesamt 50.000 eingereichten Anträgen auf Gewährung einer Existenzaufbauhilfe
wurden rund 18.500 mit einer Gesamtsumme von 64,5 Millionen DM bewilligt. Weitere
Mittel in Höhe von insgesamt 8 Millionen DM sind den Stadt- und Landkreisen in den
letzten Wochen für die Bewilligung weiterer Anträge zugewiesen worden.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 25. Mai 1952

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Niedersachsen: Jeder Dritter ein Vertriebener.

Beitragvon -sd- » 23.11.2019, 20:43

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Von den am 31. Oktober in Niedersachsen gezählten 218.028 Arbeitslosen waren 89.393
= 41 Prozent Heimatvertriebene. Der Anteil der Heimatvertriebenen an der Bevölkerung
Niedersachsens beträgt dagegen nur 26,8 Prozent.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 5. Dezember 1952

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20.000 Heimatvertriebene schufen sich in Niedersachsen neue Existenz.

Rund 20.000 Heimatvertriebene konnten sich in den letzten Jahren in Niedersachsen trotz aller
Schwierigkeiten eine neue Existenz als selbständige Industrielle, Kaufleute, Handwerker oder
Bauern schaffen. Davon entfallen rund 7.500 auf Industrie- und Handelsbetriebe, 8.000 auf Hand-
werksstätten und 4.500 auf Siedlungsstellen. Nach Ansicht der Industrie- und Handelskammer
Hannover ist aber eine wirkungsvolle wirtschaftliche Eingliederung der Heimatvertriebenen in
Niedersachsen nur bei gleichzeitiger Entlastung des Landes durch die Binnenumsiedlung möglich.

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Niedersachsen: Füchtlings- und Zonengrenzland.

Beitragvon -sd- » 20.04.2020, 19:41

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Von den 6,8 Millionen Menschen, die Ende 1950 in Niedersachsen wohnten,
waren vor dem Zweiten Weltkrieg 2,6 Millionen noch nicht in diesem Gebiet
ansässig. Jeder dritte Einwohner des Landes ist mithin ursprünglich nicht
in Niedersachsen beheimatet. Unter dem Zwang der Kriegs- und Nachkriegs-
verhältnisse kamen Rüstungsarbeiter, Evakuierte, Vertriebene und Flüchtlinge
nach Niedersachsen, meist gegen ihren Willen.

Ihrer Herkunft nach verteilen sie sich auf folgende Gebiete:

Berlin ............................................................ 120.000
Sowjetische Besatzungszone ................................. 270.000
Deutsche Ostgebiete ........................................ 1.500.000
Länder im sowjetischen Machtbereich ...................... 350.000
Andere Länder .................................................... 40.000
Übriges Bundesgebiet .......................................... 320.000
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2.600.000

Fast die Hälfte der nach Niedersachsen Vertriebenen sind Schlesier.

Niedersachsen ist mit 31,7 % nach Schleswig-Holstein das mit Vertriebenen
und Flüchtlingen relativ am stärksten belegte Bundesland. Ihm folgten
Bayern mit 23,3 % und Hessen 22,6 %. Der Bundesdurchschnitt beträgt
21,7 %.

Quelle: Ministerialrat Dr. Günther Frede, Hannover
'Das Land Niedersachsen.' 3., neu bearbeitet Auflage.
Winklers Verlag / Gebrüder Grimm, Darmstadt. 1956.

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Re: Niedersachsen: Jeder Dritter ein Vertriebener.

Beitragvon -sd- » 13.06.2021, 08:58

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25 Prozent der in Niedersachsen Angesiedelten sind Ostpreußen.

Von den 14.037 bis zum 31. Dezember 1953 in Niedersachsen angesiedelten heimat-
vertriebenen Landwirten stammen; 25 Prozent aus Ostpreußen, 13,5 Prozent aus Ost-
pommern, 22,5 Prozent aus Schlesien, 3 Prozent aus der Sowjetzone, 2 Prozent aus
dem Sudetenland, 18 Prozent aus Posen-Westpreußen, 6 Prozent aus dem Wartheland
und 10 Prozent aus den übrigen Gebieten außerhalb der Reichsgrenzen vom 01.01.
1938. Die Zahl der aus Ostpreußen stammenden Bauernfamilien, die in Niedersachsen
auf Voll- und Nebenerwerbsstellen angesetzt wurden, beläuft sich auf annähernd 3400.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 24. Juli 1954

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