Auszugsweise Wiedergabe eines ZEIT-Artikels von 1954.

Auszugsweise Wiedergabe eines ZEIT-Artikels von 1954.

Beitragvon -sd- » 17.05.2018, 19:12

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"Ich bitte um Ausweisung ..."
Auszugsweise Wiedergabe eines Zeitungsartikels:
https://www.zeit.de/1954/10/ich-bitte-u ... ng/seite-2

Es sind genau so jene Menschen, die bei Kriegsende hinter dem Rückzug der
deutschen Truppen in den Ostblockländern und den von ihnen besetzten
deutschen Gebieten zurückblieben, die einen, weil sie die Transportmittel
zur Flucht nicht hatten oder unterwegs mit zusammengeschossenen oder
zusammengebrochenen Gespannen liegenblieben, die anderen, weil sie Heimat
und Besitz nicht verlassen wollten oder aus Furcht, ihre aus dem Krieg heim-
kehrenden Männer könnten sie sonst nicht wiederfinden.

In den Gebieten jenseits der Oder-Neiße-Linie blieben 1945 noch 1,8 Millionen
Deutsche, etwa 800.000 in den ehemaligen deutschen Ostprovinzen, 160.000
in der Tschechoslowakei, 2.000 in Danzig, 350.000 in Rumänien, 300.000 in Ungarn
und etwa 50.000 in Jugoslawien. Dazu kommen mindestens 26.000 Deutsche,
die nach Verbüßung von Haftstrafen zwangsweise in der Sowjetunion angesiedelt
wurden. Ihnen ist es zwar nicht verboten, nach Hause zu fahren, aber die Reise
kostet mehrere tausend Rubel, die sie selbst bezahlen müßten und die sie niemals
aufbringen können. Manchmal legt ein ganzes Dorf einen Teil seines Verdienstes
zusammen, um einem von ihnen die Reise zu ermöglichen, und auch dem Roten
Kreuz ist es in wenigen Fällen gelungen, Devisen für die Reisekosten zu transferieren.

Die Alliierten, auch die westlichen, standen der Familienzusammenführung anfangs
ziemlich ablehnend gegenüber. Eine Ausnahme machten die Engländer, denen das
Problem der Trennung aus ihrer Kolonialerfahrung vertraut ist. Mit ihrer Hilfe kam
vom März 1950 bis Ostern 1951 die 'Operation Link' zustande. Sie brachte 44.000
Personen aus den polnisch verwalteten Gebieten die Vereinigung mit ihren in
Westdeutschland lebenden Familienangehörigen. Eine etwa gleiche Zahl nahm die
Sowjetzone auf. Dann schlossen Polen und die Pankower Regierung 1952 ein Aus-
siedlungsabkommen, durch das bis zum Mai 1953 in 17 Transporten 4.250 Personen
in die Sowjetzone gebracht wurden. Es handelte sich fast ausnahmslos um ältere
und arbeitsunfähige Personen sowie um Kinder, die ihren Eltern zurückgegeben
wurden. Die nächsten Transporte setzten im Oktober 1953 ein, und seitdem trafen
bis zum II. Januar 1945 fast wöchentlich neue Aussiedlerzüge mit insgesamt etwa
3.300 Personen in der Sowjetzone ein. Aussiedlungsanträgen in die Bundesrepublik
wurde grundsätzlich nicht stattgegeben. Aber aus der Tschechoslowakei sind bis
Oktober 1953 16.808, aus Jugoslawien 11.826 und aus Rumänien 1.059 Aussiedler
in Westdeutschland eingetroffen.

Quelle: M. Berling in DIE ZEIT 1954, Ausgabe 10 / http://www.zeit.de

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