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Der Vertrag von Versailles von 1919 sah vor, daß in mehreren Grenzgebieten des
Deutschen Reichs Volksabstimmungen stattfinden sollten, durch die die Zugehörig-
keit der Gebiete entweder zum Deutschen Reich oder zu dessen Nachbarstaaten
(Dänemark, Polen, Frankreich oder Belgien) festgelegt werden sollte. Geregelt
wurde dies in den Artikeln 88, 94 und 104 des Versailler Vertrags.
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Geldscheine künden von stolzen Tagen.
Foto: Marienburgs Stadtgeld zur Erinnerung an die siegreiche Abstimmung.
Foto: Stadtgeld der Stadt Magrabowa (Treuburg).
Am 11. Juli 1920 verkündeten die Glocken der Kirchen und Dome in unserer Heimat-
provinz Ostpreußen die siegreiche Volksabstimmung. Ein unbeschreiblicher Jubel
hallte durch die Lande. Das Ereignis war so überwältigend, daß selbst die Vertreter
der fremdländischen Missionen, unter deren Schutz die Abstimmung durchgeführt
worden ist, tief beeindruckt waren. Wohl noch nie ist die Weltöffentlichkeit in so
überzeugender Weise von dem deutschen Charakter unserer Heimatprovinz belehrt
worden, wie in jenen Tagen ! Die Furcht, nach dem Zusammenbruch 1945 etwa
wieder einen so eindeutigen Beweis von dem Deutschtum der Provinzen Ost- und
Westpreußen hinnehmen zu müssen, war offenbar der Beweggrund für die völker-
rechtswidrige Austreibung der Deutschen im Vertrag von Jalta. Wenn man aber
geglaubt hat, mit einem Völkerrechtsbruch den Fall "Deutscher Osten" erledigt zu
haben, hat man gründlich geirrt ! Die Grundlagen einer Demokratie hat man damit
verletzt, das Völkerrecht zu einer Utopie gestempelt, die Heimatvertriebenen aber
umso fester an die geraubte Heimat gebunden.
Nicht "Auswanderung", sondern die Bitte um Rückgabe der Heimat allen denen, den
sie geraubt worden ist, bleibt die Devise der Heimatvertriebenen. Hier gilt als unab-
dingbar nur eins: Das Recht auf die gottgegebene Heimat ist ein Menschenrecht,
das von allen Kulturvölkern der Erde zu respektieren bleibt !
Wir wissen, daß immer wieder in die Weltpresse Berichte mit bestimmter Tendenz
hineinlanciert werden, um Glauben zu machen, Ostpreußen und Westpreußen seien
ein slawischer Landesteil und die Abtrennung vom deutschen Mutterland eigentlich
eine geschichtliche Selbstverständlichkeit. Der demonstrierte „weite Vorsprung in
die slawische Welt" soll offenbar dazu beitragen, die Austreibung der Deutschen
vollends zu rechtfertigen.
Gerade in diesen Tagen wird, dem aufmerksamen Leser der Weltpresse, die beson-
dere Aktivität der sogenannten Polnischen Exilregierung in Amerika nicht entgangen
sein. Es habe angeblich das State Department mit der polnischen Exilregierung über
Pläne verhandelt, bei einer späteren endgültigen Bereinigung der Oder-Neiße-
Probleme das südliche Ostpreußen an Polen, das nördliche Ostpreußen an die UdSSR,
Pommern, Niederschlesien und Ost-Brandenburg dagegen an Deutschland zurück-
fallen zu lassen. Die polnische Exilregierung sei unter der Voraussetzung einver-
standen, daß die Bundesrepublik auf Ostpreußen förmlich und endgültig Verzicht
leiste und die polnische Exilregierung anerkenne. Diese Pressemeldungen als wahr
unterstellt, beweisen, daß politischen Hasadeuren auch heute noch das Schicksal
von Millionen von Heimatvertriebenen nichts gilt. Es ist dem gegenüber aber mit
Genugtuung festzustellen, daß die Völker, die guten willens sind, eines Tages
auch den Heimatvertriebenen ihre gottgegebene Heimat zuerkennen werden. Der
überwältigende Ausdruck der Volksabstimmung in Ostpreußen vom Juli 1920 möge
sie davon immer wieder unterrichten: Jeder Versuch, die gottgegebene Heimat
oder das Recht auf diese Heimat zu rauben und im Zuge einer teuflischen Um-
schichtung und Vermassung der Völker den Menschen zum Objekt moderner Skla-
verei zu machen, wird im Zeitgeschehen nicht ohne ernste Folgen bleiben.
So gewiß es ist, daß unser Ostpreußen, unser Westpreußen, Ermland und Masuren
immer deutsch waren und bleiben, so gewiß bleibt uns auch die Hoffnung, daß
uns einst die Heimat rufen wird ! Dann lasset die Glocken von Turm zu Turm durchs
Land frohlocken im Jubelsturm. Diese Gedanken bewegen uns Heimatvertriebene
Ostpreußen bei der Erinnerung an den Tag des Bekenntnisses zu unserer deutschen
Heimatprovinz, den Tag der Abstimmung im Jahre 1920. Die Wiedergabe einiger
Geldscheine aus den unvergesslichen Tagen unserer Heimatprovinz werden uns
mit Stolz erfüllen, wenn wir im Geist vor den Grabhügeln unserer Lieben stehen,
die seinerzeit das edelste Bekenntnis zu der Heimat ablegten und die noch fern
von uns dort ruhen, wo das Menschenrecht es verbrieft, in deutscher Heimaterde !
A. Thiel
Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, August 1953
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