Grenzdurchgangslager Friedland.

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Grenzdurchgangslager Friedland.

Beitragvon -sd- » 17.02.2018, 20:11

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Die Geschichte des Grenzdurchgangslagers Friedland.

Über das Grenzdurchgangslager.

Am 20. September 1945 wurde das „Lager“ Friedland auf Anordnung der britischen Besatzungs-
macht als erste Anlaufstelle für Flüchtlinge, Vertriebene und Heimkehrer eingerichtet. Ab März
1950 begann mit der Familienzusammenführung der Deutschen aus Polen die erste große Aus-
siedlerwelle. Seit dem 01.10.2000 ist das Grenzdurchgangslager Friedland (GDL) die bundes-
weit einzige Einrichtung für die Erstaufnahme von Spätaussiedlern.

Das GDL ist im Laufe der Jahre immer wieder die erste Anlaufstelle in der Bundesrepublik
Deutschland für Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern gewesen. Seit seiner Gründung 1945
war das GDL Friedland für mehr als 4.000.000 Menschen die erste Anlaufstelle in der Bundes-
republik Deutschland. Deshalb wird es als 'Tor zur Freiheit' bezeichnet.

http://www.museum-friedland.de/
https://www.grenzdurchgangslager-friedl ... tartseite/

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Die Geschichte des Grenzdurchgangslagers.


An den Grenzen der britischen, amerikanischen und sowjetischen Besatzungszone liegend,
wurde das Lager Friedland am 20. September 1945 auf Anordnung der britischen Besatzungs-
macht zur Durchschleusung und ersten Betreuung von Evakuierten und Flüchtlingen einge-
richtet, zunächst provisorisch in den Viehställen des Versuchsgutes Friedland der Universität
Göttingen. Binnen kürzester Zeit wurden auf dem jetzigen Gelände des Grenzdurchgangs-
lagers Blechbaracken errichtet, die so genannten Nissenhütten. Bis Ende des Jahres 1945
haben mehr als 500.000 Flüchtlinge, Vertriebene und Heimkehrer die Einrichtung "durch-
laufen", in den Jahren 1946 und 1947 war Friedland die erste Anlaufstelle für fast 800.000
Menschen.

Am 11. Februar 1948 übernahm das neu eingerichtete Niedersächsische Ministerium für
Flüchtlingsangelegenheiten die Verantwortung für das Lager Friedland, heute liegt die
Dienst- und Fachaufsicht beim Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport.

Im März 1950 begann die Familienzusammenführung der Deutschen aus Polen und somit
die erste große Aussiedlerwelle. Sie trug den Namen "Operation Link". Bis heute nimmt
das Grenzdurchgangslager Friedland (GDL) alle in die Bundesrepublik Deutschland ein-
reisenden Spätaussiedler auf. Sie durchlaufen das Registrier- und Verteilverfahren, das
vom Bundesverwaltungsamt durchgeführt wird, und werden einem Bundesland zuge-
wiesen, in dem sie ihren ersten Wohnsitz nehmen.

Das GDL ist im Laufe der Jahre immer wieder die erste Anlaufstelle in der Bundesrepublik
Deutschland für Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern gewesen. Waren es 1956 die Ungarn-
flüchtlinge, so trafen Ende Dezember 1973 die ersten Chilenen als Asylbewerber in Friedland
ein. Ende November 1978 kamen die ersten Vietnamesen (Boatpeople), nur mit einer Decke
bekleidet und ohne Schuhe, als Kontingentflüchtlinge an. Ende 1984 mußten Tamilen, die Sri
Lanka in einer großen Flüchtlingswelle verlassen hatten, aufgenommen werden. Im Juli 1990
wurden 370 Albaner aufgenommen und in der Zeit vom 01.07.1998 bis zum 30.09.2000 war
das GDL auch Aufnahmestelle des Landes Niedersachsen für jüdische Zuwanderer aus der
ehemaligen Sowjetunion. Seit dem 01.03.2004 wird diese Aufgabe wieder in Friedland wahr-
genommen.

Seit seiner Gründung 1945 war das GDL für mehr als 4.000.000 Menschen die erste Anlauf-
stelle in der Bundesrepublik Deutschland. Deshalb wird es als "Tor zur Freiheit" bezeichnet.

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Friedlandhilfe. Ein Aufruf zum 17. Juni 1958.

Beitragvon -sd- » 22.11.2018, 21:54

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Friedland bittet um Hilfe.

Die kirchlichen Verbände im Durchgangslager Friedland an der Zonengrenze
richten einen Aufruf an die Einheimischen und Heimatvertriebenen,
der folgenden Wortlaut hat:

Helft unseren Landsleuten aus dem Elend !


Jeder hat heute mit sich zu tun. Jeder versucht, sich eine neue Existenz aufzubauen,
sich Kleidung, Möbel, ein Radio, vielleicht gar ein Haus zu erwerben. Wir sagen:
Fünf Jahre nach Beendigung des Krieges, fünf Jahre nach der Vertreibung aus der
Heimat muß man doch endlich wieder zu etwas kommen ! Damit hätten wir recht,
das hätte uneingeschränkte Geltung, wenn, ja wenn nicht gerade jetzt unsere
Heimatgenossen aus dem polnisch besetzten Osten zu uns kämen ! Wir erwarten
Hunderttausende ! Sie mußten damals zurückbleiben und den Sturm über sich er-
gehen lassen. Sie mußten ausharren in völlig rechtloser Lage und hatten Alles zu
entbehren und Furchtbares zu erleiden: aus ihren Wohnungen vertrieben, immer
wieder ihres Besitzes beraubt, zu schwerster Arbeit gezwungen (ohne Rücksicht auf
Kräfte, auf Alter, Jugend oder Gesundheit), vielfach in Lager gepfercht, mußten sie
schwer fronen. — "Die Heimat wurde uns zum Verbannungsgebiet", so bricht es aus
dem Herzen eines alten Mannes. —

Hier eingetroffen, sind sie meist völlig mittellos. Wenn sie zuweilen noch etwas
Hausrat gerettet haben, so bedürfen sie unserer Hilfe mit Kleidung, Schuhwerk,
Nähzeug, mit Nahrungsmitteln zur Kräftigung, mit Gebrauchsgegenständen, wie
Küchengerät, Rasierzeug, Schreibzeug, Toilettenartikeln, Tabakwaren, Spielzeug,
Schrifttum (Bücher) und Geld, denn sie haben keinen Pfennig westdeutscher
Währung bei sich. Sie brauchen in jeder Hinsicht Rat und Hilfe, die wir ihnen
durch unsere rund zwanzig Mitarbeiter zu gewähren suchen.

Selbstverständlich muß das alles ihnen in den neuen Wohnorten von Staat und
Kirche, von Gemeinde und Nachbarn, von Heimatgenossen und Verwandten ge-
währt werden, aber vor allem sollen sie schon hier eine erste Hilfe erfahren,
wo alle Transporte eintreffen und verteilt werden. Das ist unser großes Anliegen
in Friedland. Wie entscheidend ist der erste Eindruck ! Wieviel kommt es auf einen
mutigen und zuversichtlichen Beginn an !

Dazu erbitten wir die Unterstützung der gesamten Bevölkerung des deutschen
Westens. Wir wenden uns besonders an Euch, ostdeutsche Heimatgenossen, da
es die Euren sind, die wir hier empfangen, und weil wir annehmen, daß Ihr unser
Anliegen am besten versteht. Seid dankbar für Bewahrung vor dem Ärgsten !
Mancher wird doch schon etwas entbehren können und vielleicht gar die Möglich-
keit haben, seinen Arbeitgeber oder einen benachbarten Betrieb um eine Gabe
für die Bedürftigen zu bitten. Wir bitten besonders die Geistlichen um Sammlung
von Sach- und Geldspenden ! Dabei handelt es sich natürlich auch stets um die
Heimkehrer aus Kriegsgefangenschaft und Rußland-Verschleppung, von denen
beim letzten Transport allein 72 ohne Anschriften von Angehörigen waren (d. i.
14 Prozent). Mindestens 150.000 verschleppte Frauen müssen noch in Rußland
sein ! Immer wieder treffen verwaiste Kinder in Friedland ein.

Helft uns Dankbarkeit und Freude stiften: Ein Rücksiedler aus Danzig, der bis jetzt
im Gefängnis in Stuhm in Westpreußen gewesen ist, rief aus: "Mein Gott, was machen
sie bloß alles mit uns hier, wir sind ja ganz sprachlos. Kakao haben wir bekommen
und belegte Stullen, und jetzt auch noch Beinkleider. Das ist ja wie im Paradies !
Und alle sind so freundlich und nett zu uns. Man ist wie in eine andere Welt ge-
kommen“.

Sendet Eure Spenden über Euer Pfarramt oder direkt an die Euch nahestehende
Dienststelle in Friedland bei Göttingen.

Caritas, kath. Lagerpfarrer Dr. Krahe. Postscheckkonto: Hannover 118196
(kath. Lagerpfarrer Dr. Jos. Krahe) Kreissparkasse Göttingen Konto Nr. 8240

Evang. Hilfswerk Evang. Lagerpfarrer Lippert. Postscheckkonto: Hannover 119710
(Evang. Lagerpfarramt) Kreissparkasse Göttingen Konto Nr. 8211

Quelle: WIR OSTPREUSSEN, 22. Mai 1950

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Für die Friedlandhilfe. Ein Aufruf zum 17. Juni.

Der 17. Juni ist uns allen ein Tag dankbaren Gedenkens an den opferbereiten
Einsatz unserer deutschen Brüder und Schwestern in der sowjetischen Besat-
zungszone für die Freiheit: uns aber in der Bundesrepublik Verpflichtung und
Mahnung, durch ein echtes Opfer dieses Einsatzes uns würdig zu erweisen.
Achtzehn Millionen Deutsche jenseits des Eisernen Vorhanges wollen nicht
große Worte von uns, sondern fragen ganz nüchtern:

WAS TUST DU ?

Woche für Woche kommen Tausende aus Mitteldeutschland, den deutschen
Ostgebieten und der Sowjetunion nach Friedland — heimatlos und arm.
Bund, Länder und Gemeinden tragen durch öffentliche Mittel zur Linderung
dieser Not bei. Auch Du bist zur Hilfe aufgerufen ! Dein persönliches Opfer
ist der Beweis, ob es Dir ernst ist mit der Wiedervereinigung.

Prof. Dr. Theodor Heuss, Bundespräsident
Dr. Konrad Adenauer, Bundeskanzler
Fritz Berg, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie e. V.
Willy Brandt, Präsident des Bundesrats


Es folgen weitere Unterschriften von Persönlichkeiten der Bundesregierung
und des öffentlichen Lebens.

Geldspenden sind einzuzahlen auf die Konten der 'Friedlandhilfe' e. V.,
Friedland / Leine, Postscheckkonto Nr. 11 65 beim Postscheckamt Köln
oder Konto Nr. 70 480 bei der Kreissparkasse Göttingen —
Hauptzweigstelle Friedland (Leine).

Sachspenden sind zu senden an: 'Friedlandhilfe', im Lager Friedland / Leine
der 'Friedlandhilfe' e. V.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 14. Juni 1958

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Friedland-Zeitzeugen gesucht..

Beitragvon -sd- » 31.07.2020, 10:43

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Wer ist als Vertriebener, Flüchtling oder Heimkehrer über Friedland gekommen ?

Projekt 'Museum Grenzdurchgangslager Friedland'

Im Rahmen des Museumsvorhabens sucht die Projektleitung im Niedersächsischen Innenministerium
Zeitzeugen, die in den vergangenen sieben Jahrzehnten über Friedland in die Bundesrepublik eingereist
sind - auch Heimkehrer und Spätheimkehrer und sich vorstellen können,

• in einem längeren Gespräch über ihre Erfahrungen im Grenzdurchgangslager zu berichten,
• sich für ein kürzeres Hintergrundgespräch zur Verfügung zu stellen,
.. kleinere Begebenheiten und Ereignisse aus dem Lager zu erzählen.

Für die Dauerausstellung werden zudem Objekte gesucht. Von besonderem Interesse ist dabei alles,
was mit dem Lager Friedland in Verbindung steht, zum Beispiel:

• Fotografien, Briefe, Postkarten aus oder über Friedland.
• Plakate, Handzettel, Hinweisschilder aus dem Lageralltag.
• Erinnerungsberichte, Gedichte und Texte über das Lager, Tagebücher, Zeichnungen.
• Persönliche Habseligkeiten, Koffer und Kleidungsstücke.
• Gegenstände aus der Betreuungsarbeit im Lager.
• Objekte aus dem Umfeld der im Lager tätigen Wohlfahrtsverbände und Kirchen.

Ansprechpartner und Kontaktdaten:
Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport,
Projekt 'Museum Grenzdurchgangslager Friedland'

Clemensstraße 17, 30169 Hannover,
Jürgen Fröhlich & Oliver Krüger
Tel.: 0511-120-4764, Zentrale: 0511-120-0
Mail: museum-friedland@mi.niedersachsen.de


Gesamtprojekt im Internet > http://www.museum-friedland.de

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