Aussiedlung aus polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten.

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Aussiedlung aus polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten.

Beitragvon -sd- » 09.12.2016, 17:05

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Die 'Operation Link' im Jahr 1950.
1.668 Landsleute kamen aus der Heimat.


Insgesamt überschritten 33.266 Personen die Grenze des Bundesgebiets —
Der schlechte Gesundheitszustand: Fast vierzig Prozent der Kinder unter
vierzehn Jahren mußte den Gesundheitsämtern als krank gemeldet werden.

Sollten im Rahmen der 'Operation Link' ursprünglich etwa 25.000 Personen
aus den von Polen besetzten Gebieten in das Bundesgebiet umgesiedelt
werden, so haben in der Zeit vom 4. März 1950, dem Anlaufen der Operation,
bis zum Jahresende 1950 bereits 33.266 Personen die Grenzen des Bundes-
gebiets überschritten, ohne daß ein Ende der unvermindert weiterlaufenden
Transporte abzusehen wäre. 1.668 der genannten Umsiedler kamen aus
Ostpreußen, 1.733 aus Westpreußen. Die übrigen entstammten Pommern
und Ostbrandenburg (3.116), dem Wartheland (7.984), Schlesien (12.421),
4.839 kamen aus Zentralpolen, 1.505 aus anderen Gebieten.

Nur 4.772 dieser Vertriebenen, also 14,3 Prozent, waren in den Listen der
Operation Link enthalten. In der Anfangszeit ergaben sich aus dieser Tat-
sache erhebliche Schwierigkeiten beim Überschreiten der Zonengrenze,
da der britische 'Border Control Officer' nur die in den Listen geführten
Ankömmlinge passieren lassen wollte. Selbst Zuzugsgenehmigungen der
Länder wurden nicht anerkannt. Mitte April konnten diese Schwierigkeiten
überwunden werden, da nach Einschaltung des 'Combined Travel Board'
in Herford die Zuzugsgenehmigungen anerkannt wurden. Seit Anfang
September werden alle Umsiedlertransporte aus zur Zeit polnisch besetz-
ten Gebieten einem der fünf Quarantänelager der Sowjetzone zugeleitet,
wo die Umsiedler nach der Bundesrepublik abgesondert und über
Heiligenstadt nach Friedland geführt werden. Von dort aus müssen für
Personen, die zwar Verwandte in Westdeutschland, jedoch nicht Zuzug,
Permit oder Bescheinigung des DRK besitzen, telegraphisch Bestätigungen
der gemachten Angaben eingeholt werden.

Der Gesundheitszustand der Eintreffenden ist allgemein schlecht, besonders
bei alten Leuten und Kindern. Besonders auffällig ist die hohe Zahl der Tbc-
und Tbc-Verdachtsfälle. So befanden sich allein im Monat Dezember unter
1.200 Umsiedlern 45 Tbc-Kranke, 97 Lungen-Tbc-Verdächtige, 128 Personen
mit anderen Lungenerkrankungen, dazu 65 Herzkranke und sechs Rückgrat-
verkrümmungen. Immer wieder wurde festgestellt, daß die Kinder unter
vierzehn Jahren stark unterernährt und unterentwickelt sind. Im Laufe des
Jahres mußten von 7.788 Kindern unter vierzehn Jahren nicht weniger als
2.995, mehr als ein Drittel, dem DRK und den Gesundheitsämtern gemeldet
werden.

Das trostlose Lager Friedland.

Selbst als Durchgangslager befindet sich das Lager Friedland in einem äußerst
primitiven Zustand. Die Unterkunft für die Vertriebenen besteht ausschließlich
aus Wellblechbaracken (Nissenhütten), die im Sommer unerträglich heiß und
im Winter im gleichen Maße kalt sind. Eine Lüftung in den mit Drahtglas un-
durchsichtig verglasten Fenstern an den Stirnseiten der Baracken ist kaum
möglich, und Sitzgelegenheiten und Tische gibt es kaum. Die hölzernen Kranken-
und Ambulanzbaracken genügen den Anforderungen ebenfalls in keiner Weise;
die Aborte befinden sich in entsprechendem Zustand (Massenlatrinen, ohne
Abschirmung der Sitze gegeneinander !), und auch die Küchen lassen an
Hygiene viel zu wünschen übrig. Verwaltung und Registratur haben es in
ihren Nissenhütten nicht besser als die Ankömmlinge.

Ein Lichtblick in dieser Trostlosigkeit ist das in Gemeinschaft der norddeutschen
DRK-Landesverbände errichtete 'Rückkehrerheim', eine Holzbaracke, die den
Vertriebenen einen verhältnismäßig gemütlichen Aufenthaltsraum bietet.
Eine Betreuungshalle, die dem Eintreffenden einen kostenlosen Kino-Besuch
ermöglicht, eine evangelische und katholische Lagerkapelle vervollständigen
die Einrichtungen. Das Lager besteht seit fünf Jahren und sollte wiederholt
aufgelöst werden, was erklärt, das wenig zu seiner Besserung getan wurde.
Seit November 1950 erst sind vier große Holzbaracken im Aufbau. Es darf jedoch
nicht unerwähnt bleiben, daß die Lagerverwaltung ständig an Besserung bemüht
ist.

Verzögerungen in der Weiterführung.

Die Gepäckabfertigung belastet den Lagerbetrieb erheblich, da die Umsiedler
alles mitnehmen dürfen, "was sie noch besitzen", das heißt in Wahrheit stark
abgebrauchte Möbel, die durch vielfaches Umladen noch stark beschädigt sind,
während alle guten Möbel schon in früheren Jahren durch Polen oder Russen
enteignet wurden. Manche bringen noch etwa Bettzeug und Wäsche mit.
Gewöhnlich erledigt sich die Abfertigung so, daß die Umsiedler am über-
nächsten Tag nach ihrer Ankunft weiterreisen können, wenn ihre Aufnahme
geregelt ist.

Dabei aber gibt es erhebliche Schwierigkeiten. So erkennt z. B. Hamburg sein
Aufnahmesoll von 5 Prozent nicht an und verweigert die Aufnahme, während
Nordrhein-Westfalen sein Soll bereits um fünfzehn Prozent überschritten hat.
Eine Regelung dieser Schwierigkeiten gelang noch nicht. Auch bei den vor der
Weiterführung sehr oft nötigen Rückfragen bei den zuständigen örtlichen
Flüchtlingsämtern treten zuweilen unliebsame Verzögerungen ein. Erfahrungs-
gemäß sind München und Nürnberg-Stadt in der Beantwortung solcher Anfragen
besonders langsam. Die Aufnahmeländer rangieren in der Reihenfolge:
Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Württemberg-Hohenzollern, Süd-Baden,
Hessen, Württemberg-Baden, Bremen, Hamburg.

Die Zahl der aus Ostpreußen eintreffenden Vertriebenen war in den letzten
Wochen außergewöhnlich gering.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 20. Februar 1951

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Nur drei Ostpreußen

Im Rahmen der Operation Link trafen im Lager Friedland im Monat März 4.088
Personen aus den von Polen besetzten deutschen Gebieten ein; unter ihnen
befanden sich 35 Ostpreußen und 280 Westpreußen. Dabei wurde in zunehmen-
dem Maße beobachtet, daß die Polen viele Menschen auch gegen ihren Willen
aus der Heimat ausweisen. Zuweilen treffen Personen ein, die die deutsche
Sprache überhaupt nicht beherrschen und nur ganz entfernte Verwandte in
Westdeutschland haben. Bei ihnen — meist älteren Leuten — besteht der Ver-
dacht, daß die Polen sie als "sozialen Ballast" abschieben, um die wirtschaft-
lichen und sozialen Schwierigkeiten in der Bundesrepublik zu vergrößern. Der
Gesundheitszustand der Ankömmlinge ist auch weiterhin erschütternd: Die
Röntgenuntersuchung ergab 164 Tbc und Tbc-Verdachtsfälle, 47 andere Lungen-
und Herzkranke und 17 Rückgratverkrümmungen. Von den 985 eingetroffenen
Kindern unter vierzehn Jahren wiederum 298 unterernährt und unterentwickelt.
79 Personen mußten sogleich in Krankenhäuser eingewiesen werden. Das Lager
Friedland wird inzwischen weiter ausgebaut.

Da im Monat April eine Stockung der Transporte eingetreten ist - man hofft in
Friedland, daß sie nicht länger als vier Wochen dauern wird - trafen im April
nur 292 Personen in Friedland ein; unter ihnen befinden sich nur drei Ost-
preußen und fünfzehn Westpreußen. Auch im Monat April mußten 17 der Ein-
getroffenen in Krankenhäusern eingewiesen werden.

Quelle: OSTPREUSSENWARTE, 20. Mai 1951

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Die Transporte aus den deutschen Ostgebieten.

Seit Anfang März sind insgesamt sechs Transporte mit alten oder arbeitsunfähigen
Deutschen aus den unter polnischer Verwaltung stehenden deutschen Ostgebieten
in der Sowjetzone eingetroffen: Am 2. März ein Transport mit 150 Personen, am
6. März zwei Transporte mit zusammen 180 Personen, am 10. März ein Transport
mit 85 und am 12. März 1954 zwei Transporte mit 135 Personen.

Wie weiter bekannt wird, wird von der Aussiedlungskommission in Stettin nicht
mehr die Unterzeichnung einer besonderen, vorgedruckten "Schweigeerklärung"
gefordert. Die Teilnehmer an den ersten Transporten hatten eine solche Erklärung
abgeben müssen, in der sie sich verpflichten mußten, über die Zustände in den
deutschen Ostgebieten Stillschweigen zu bewahren. Gleichfalls wurde das Reise-
verbot für die Ausgesiedelten aufgehoben. Dieses Verbot betraf zunächst alle
Reisen in der Sowjetzone, insbesondere aber solche nach Berlin.

Es hat sich inzwischen herausgestellt, daß die Mehrzahl der umgesiedelten Deut-
schen nicht für Polen optiert hatte. In der Regel wurden nur Personen berücksichtigt,
welche ihre Ausreiseanträge vor Ende 1952 gestellt hatten. Das gilt insbesondere
für die Oberschlesier. Aus Ostpommern wurden jedoch auch Deutsche zu den Trans-
porten zugelassen, die ihre Umsiedlungsanträge erst im Frühjahr und Sommer
1953 gestellt hatten.

Inzwischen ist auch die Beschränkung des Gepäcks — zunächst war allein die Mit-
nahme von Gepäckstücken bis zu vierzig Kilogramm gestattet — gelockert worden.
Für die Mitnahme von Hausrat, die jetzt möglich ist, muß jedoch ein gesonderter
Antrag gestellt werden. Vielfach wurde auch den Transportteilnehmern im Lager
Stettin erklärt, daß sie später ihren Hausrat noch nachkommen lassen können,
je nachdem es die Verkehrslage gestattet.

Quelle: DAS OSTPREUSSENBLATT, 27. März 1954

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223 Schlesier und Pommern traten am letzten Wochenende in 27 Güterwagen
auf dem Zonengrenzbahnhof Büchen ein. Es handelte sich hier wieder um einen
der sogenannten 'Umsiedlertransporte'.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 04. Februar 1956

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Der Stand der Zusammenführung.
Bisher trafen 2.100 Ausgesiedelte aus den deutschen Ostgebieten ein.


Seit der Wiederaufnahme der Transporte aus Polen und den polnisch besetzten
deutschen Ostgebieten sind von dort bis Ende Januar 1.596 Personen in der
Bundesrepublik eingetroffen. Es wird daher angenommen, daß die vom
Polnischen Roten Kreuz zugesagte verstärkte Aussiedelung von monatlich
achthundert bis tausend Personen auch weiterhin eingehalten wird. Wie der
Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Dr. Weitz, erklärte, erfolgen die
Transporte in vorbildlicher Weise. Das gelte sowohl für die Verwendung von
Personenwagen zweiter Klasse, für die Sicherung des Mobiliars, das die
Ausgesiedelten mit sich führen können, als auch für die Auswahl der
Personen. Nach Angaben von Dr. Weitz verfahren die Polen auch in der Frage
der Minderjährigen großzügig. Bekanntlich hatte sich der deutsche Wunsch in
dieser Frage bei den Verhandlungen mit Polen nicht durchsetzen können, so
daß der Begriff der Minderjährigkeit viel enger gefaßt wurde, als es
deutschen Auffassungen entspricht. Während in Deutschland die Volljährigkeit
mit einundzwanzig Jahren erreicht wird, ist dies in Polen mit achtzehn
Lebensjahren bereits der Fall. Das Hauptproblem war aber, ob man das für die
Familienzusammenführung wesentliche Faktum der Minderjährigkeit vom
Zeitpunkt der Familientrennung rechnen sollte oder von der Gegenwart. Die
deutsche Seite hatte sich der letzteren, ungünstigeren Regel fügen müssen;
sie vermochte aber eine Härteklausel zu erreichen, mit deren Hilfe unter
besonderen Voraussetzungen doch eine Zusammenführung erfolgen kann.

Im polnischen Umsiedlungslager Stettin-Turzin sind im Verlauf des Monats
Januar neben den in die Bundesrepublik weitergeleiteten Aussiedlertrans-
porten insgesamt drei Transporte mit 512 Deutschen aus den deutschen
Ostgebieten und Zentralpolen eingetroffen, die zu ihren Familienangehö-
rigen in die Sowjetzone geleitet wurden. Seit kurzer Zeit besteht zwischen
dem Deutschen Roten Kreuz der Sowjetzone und dem Polnischen Roten
Kreuz ebenfalls ein Abkommen, das die Zusammenführung von Deutschen
mit ihren in der Sowjetzone lebenden Familienangehörigen ersten Grades
vorsieht.

Mitarbeiter des Polnischen Roten Kreuzes in Stettin bestätigten gegenüber
Ausgesiedelten, daß beim Präsidium des Polnischen Roten Kreuzes und beim
polnischen Ministerpräsidenten Cyrankiewicz zahlreiche Bittschreiben aus der
Bundesrepublik eingegangen seien, in denen gebeten wird, die Familien-
zusammenführung nicht ausschließlich auf Familienangehörige ersten Grades
zu beschränken. Andere Bittschreiben aus der Bundesrepublik bitten um die
Berücksichtigung besonderer Härtefälle.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 18. Februar 1956

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Die Aussiedlertransporte aus den deutschen Ostgebieten.
2.422 kamen bis Ende Februar.


Im Januar und Februar 1956 sind mit acht Transporten bisher 1.691 Deutsche
durch die 'FZ-Aktion', die 'Familienzusammenführung' bedeutet, aus den
deutschen Ostgebieten zu ihren in der Bundesrepublik lebenden Angehörigen
gekommen. Während des Jahres 1955 trafen in Friedland ebenfalls einige
Aussiedlertransporte ein, so daß seit Dezember 1954 insgesamt 2.422 Deutsche
ankamen.

Der Herkunft nach sind die bisher eingetroffenen Aussiedler vornehmlich
Pommern und Schlesier, eine größere Gruppe kam auch aus Danzig; erst
mit dem letzten Transport des Februar 1956 kamen hauptsächlich Aussiedler
auch aus Ostpreußen. Es waren in der Mehrzahl ältere Ostpreußen, wie über-
haupt festzustellen ist, daß der Altersdurchschnitt der Aussiedler höher liegt.
Die polnischen Stellen suchen vor allem ältere, arbeitsunfähige Personen
aus, dann werden manchmal auch Härtefälle berücksichtigt, die den polni-
schen Stellen bekanntgegeben worden sind. Einer der letzten Transporte
brachte allein 103 Frauen und Männer über sechzig Jahre, jedoch nur zwanzig
im Alter von fünfzehn bis dreißig Jahren, und 57 von dreißig bis sechzig Jahren,
sowie 27 Kinder bis zu fünfzehn Jahren nach Friedland.

Mit den Transporten sind bereits auch einige Deutsche eingetroffen, die nach
Kriegsende für Polen optieren mußten. Nach den Ermittlungen des Such-
dienstes des Deutschen Roten Kreuzes haben bisher 180.000 Deutsche
jenseits der Oder und Neiße sogenannte Aussiedlungsanträge gestellt,
von denen mindestens hunderttausend unter die Aktion Familienzusammen-
führung fallen.

Wie wir in der letzten Folge berichteten, ist einer der Aussiedler, Franz Küßner,
auf der Fahrt nach Friedland zwischen Hamburg und Hannover aus dem
Transportzug gefallen und tödlich verunglückt. Bei Franz Küßner handelt es
sich um einen, zweiundachtzig Jahre alten Ostpreußen. Er kam aus Nikolaiken
und wollte zu seinem Sohn Heinrich Küßner nach Iserlohn. Unmittelbar vor
dem so sehnlich erwarteten Wiedersehen ist der Vater auf so tragische Weise
ums Leben gekommen.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 10. März 1956

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120 Ostpreußen in Friedland.

Der bisher größte Ausgesiedeltentransport aus den polnisch besetzten deutschen
Ostgebieten traf in der Nacht zum Montag auf dem schleswig-holsteinischen
Zonengrenzbahnhof Büchen ein. Der Transport umfaßte 222 Ausgesiedelte und
sechs Heimkehrer. Er wurde nach zweistündigem Aufenthalt in Büchen zum Lager
Friedland weitergeleitet, wo die Ausgesiedelten registriert und dann zu ihren
Angehörigen im Bundesgebiet entlassen wurden.

Zum ersten Mal seit dem 16. Dezember 1954, an dem die Sonderaktion des
Polnischen und des Deutschen Roten Kreuzes zur Familienzusammenführung
begannen, kamen jetzt zwei geschlossene Transporte, und zwar 120 Deutsche
aus dem polnisch besetzten Ostpreußen und 102 Deutsche aus den Bezirken
Kattowitz und Oppeln. Mit diesem Transport kamen auch sechs Heimkehrer,
alles ehemalige deutsche Soldaten. Die Hälfte der Frauen und Männer des
Transportes waren älter als 65 Jahre. Nur dreißig Kinder wies der Transport auf.
Das gesamte Inventar durften die Ausgesiedelten in vierzehn versiegelten Güter-
wagen in die Bundesrepublik, mitnehmen. Den überraschend hohen Prozentsatz
älterer und alter Ausgesiedelter im letzten Transport begründen die Ostdeutschen
mit den in letzter Zeit zunehmenden Bestrebungen der polnischen Behörden,
jugendliche Deutsche vorläufig von der Familienzusammenführung zurückzu-
stellen, insofern sie für die polnische Wirtschaft von Bedeutung sind.

Sechzehn Transporte mit insgesamt 2.422 Ostdeutschen und zwanzig Heimkehrern
erreichten seit dem 16. Dezember 1954, dem Beginn der Sonderaktion, die Bundes-
republik.

Einer der Aussiedler, Franz Küsser, ist auf dieser Fahrt zu seinen Angehörigen töd-
lich verunglückt. Neben dem Bahngleis der Strecke Hamburg - Hannover entdeckten
Bahnarbeiter die Leiche eines alten Mannes. Man fand bei ihm einen polnischen
Reisepaß mit dem deutschen Namen Franz Küsser. Zunächst standen die Beamten
der Bahnpolizei und Mordkommission vor einem Rätsel. Ein Anruf vom Lager Fried-
land brachte die Aufklärung. Küsser muß unbemerkt während der Fahrt aus dem
Zug gefallen sein. Er gehörte zu den 228 Ausgesiedelten, die aus den polnisch
verwalteten deutschen Gebieten nach Büchen gebracht worden waren.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 3. März 1956

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69 Ostpreußen eingetroffen.

In der Nacht zum letzten Montag traf auf dem Bahnhof Büchen bei Hamburg bei
heftigem Schneetreiben ein Transport mit 219 Aussiedlern ein. Unter diesen
befanden sich 69 Ostpreußen, die aus dem Regierungsbezirk Allenstein kommen.
Die übrigen Aussiedler kommen aus Pommern und Schlesien.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 21. April 1956

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Verdoppelung der Transporte.
Um die Aussiedlung aus den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten.


Die Familienzusammenführung von Deutschen jenseits der Oder-Neiße-Linie mit
ihren Angehörigen in der Bundesrepublik soll schneller vorangetrieben werden.
Für den Monat September und für die kommenden Monate hat das Polnische
Rote Kreuz eine Verdoppelung der Transporte zugesagt. Dies wurde vom Präsi-
denten des Deutschen Roten Kreuzes, Dr. Weitz, in Bonn mitgeteilt.

Das polnische Schreiben ist eine Antwort auf Vorschläge des Deutschen Roten
Kreuzes, die im Juni in Bonn bei deutsch-polnischen Verhandlungen unterbreitet
worden waren. Damals hatte sich das Rote Kreuz für eine Erleichterung der Aus-
reisebestimmungen eingesetzt.

Nach dem Brief des Polnischen Roten Kreuzes können jetzt auch deutsche
Familien, die während des Krieges aus Westdeutschland in die deutschen
Ostprovinzen evakuiert worden waren, Ausreisegenehmigungen in die Bundes-
republik erhalten. Auch katholische Ordensschwestern, die aus Gesundheits-
gründen nicht mehr in der karitativen Arbeit tätig sind, sollen künftig bei der
Bewilligung von Ausreiseanträgen berücksichtigt werden.

Unter den Aussiedlern des letzten Transportes befanden sich zum ersten Mal
mehrere Jugendliche im wehrpflichtigen Alter. Bisher waren Wehrpflichtige
grundsätzlich zurückgehalten worden.

Wie das Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes in Bonn ergänzend mitteilt,
sind im September bereits in stärkerem Umfang Transporte eingetroffen. Man
hat dort die Hoffnung, daß die Rückführung der Deutschen aus Südostpreußen
und den anderen besetzten deutschen Ostprovinzen wie zugesagt bis Ende
1956 in schnellerer Folge von statten geht. Im Septembermonat trafen kurz
nacheinander am 4., 6. und 8. September drei Transporte in üblicher Stärke
mit jeweils rund 230 Personen in Büchen ein. Die genauen Listen lagen dem
Roten Kreuz noch nicht vor. Es befanden sich jedoch auch mehrere Personen
in jüngerem Alter auch Jugendliche dabei.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 25. September 1956

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Aussiedlung und Zuzug von Vertriebenen.

Im Monat August 1956 hat sich die Zahl der Aussiedler aus den deutschen Ost-
gebieten und aus Polen um 917 erhöht. Damit sind seit der Wiederaufnahme der
Transporte von polnischer Seite insgesamt 8.085 Personen in 41 Transporten
über das Grenzdurchgangslager Friedland mit ihren Angehörigen in Westdeut-
schland wieder vereinigt worden. Insgesamt wurden im August durch die Grenz-
durchgangslager Friedland, Pinding und Schalding 2.304 Personen durchgeschleust,
und zwar in Friedland 1.098 und in den bayrischen Lagern zusammen 1.206. Von
diesen 2.304 Menschen kamen 1650 aus den Vertreibungsgebieten — nämlich aus
den Ostgebieten und Polen, aus Jugoslawien, aus der Tschechoslowakei, der
UdSSR, Rumänien und Ungarn, während 651 aus dem freien Ausland zuzogen.
1.200 Personen wurden an ihre Zielorte im Bundesgebiet weitergeleitet; 1.104
wurden den Aufnahmeländern im Verteilungsverfahren zugewiesen.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 13. Oktober 1956

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Mehr als zwölftausend Aussiedler aus den ostdeutschen Provinzen sind seit
dem Dezember letzten Jahres in Transporten in die Bundesrepublik gekommen.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 22. Dezember 1956

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29.000 Deutsche ausgesiedelt.

Von amtlicher polnischer Seite wird mitgeteilt, daß in den Jahren 1952 bis 1956
insgesamt 29.000 Deutsche aus den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten
und aus Polen nach Deutschland ausgesiedelt worden sind, 1956 allein rund
18.000, von denen 12.500 in die Bundesrepublik, der Rest in die Sowjetzone
gegangen sind.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 12. Januar 1957

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Polen beschleunigt die Aussiedlung.

Wie wir in der letzten Folge berichteten, wurde die Zahl der Aussiedler aus
den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten für das Jahr 1957 auf 16.500
festgelegt. Im Januar ist bis jetzt fast täglich ein Aussiedlertransport in
Büchen eingetroffen, und wahrscheinlich wird die Zahl der Aussiedler, die
in das Bundesgebiet kommen, im Januar die Zahl fünftausend übersteigen.
Es hat den Anschein, dass Polen die Aussiedlungsaktion beschleunigen will.
Wenn das bisherige Tempo beibehalten wird, dürfte die für 1957 vorgese-
hene Zahl von 16.500 Aussiedlern bereits im Frühjahr erreicht sein.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 19. Januar 1957

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Der hundertste Aussiedlertransport aus den von den Polen besetzten
deutschen Ostgebieten traf Ende der letzten Woche in Friedland ein.
Seit Mitte Februar kamen mit acht Transporten dreitausendeinhundert
Ostdeutsche in die Bundesrepublik.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 2. März 1957

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Friedland wird vergrößert.

Die Anlagen des Grenzdurchgangslagers Friedland sollen vergrößert werden,
da die Abfertigung der fast täglich in großen Transporten eintreffenden
'Aussiedler' aus den unter polnischer Verwaltung stehenden deutschen Ost-
gebieten auf Schwierigkeiten stößt. In einer Erklärung des niedersächsischen
Vertriebenenministeriums heißt es, auf Grund eines Abkommens mit der
polnischen Regierung sei 1957 mit einer besonders großen Anzahl von
'Aussiedlern' zu rechnen.

Quelle: Ostpreußen-Warte, März 1957

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Ausgesiedelte aus polnisch verwalteten deutschen Gebieten.

Mehr Hilfsbereitschaft ist notwendig !
Appell des Lagerpfarrers FriedlandNoch 400.000 Menschen leben in Lagern.


Eine größere Anteilnahme der Öffentlichkeit an der Aufnahme der Aussiedler,
die aus den polnisch verwalteten deutschen Gebieten östlich von Oder und
Neiße fast täglich in der Bundesrepublik eintreffen, forderte Lagerpfarrer
Lippert vom Durchgangslager Friedland auf einer Arbeitstagung der freien
Wohlfahrtsverbände am Donnerstag in Gifhorn. Während sich die Bevölkerung
der Spätheimkehrer- und Ungarn-Transporte mit großer Hilfsbereitschaft ange-
nommen und mit ihren Spenden ihre tatkräftige Hilfe bewiesen habe, läßt
sich das gleiche bei den Aussiedlertransporten leider nicht feststellen. Es
gelte aber, das Vertrauen der in die Bundesrepublik kommenden Aussiedler
zu rechtfertigen. Sie haben zehn Jahre auf den Tag dieser Wiedervereinigung
mit ihren Angehörigen warten müssen, und die Deutschen in der Bundesrepublik,
und besonders alle Christen, seien gerufen, ihnen den Weg zu ebnen.

Auf der Tagung wurde vor allem auch die Unterbringung der Aussiedler be-
sprochen. Das Bundeswohnungsbauministerium habe, so sagte Pastor Lippert,
schon einmal erwogen, ein zentrales Auffanglager ausschließlich für Ausge-
siedelte zu errichten. Leider sei dieser Plan nicht verwirklicht worden. Wohl
gäbe es bei manchen Aussiedlern, die erführen, daß sie in der Bundesrepublik
zunächst mit einem Lageraufenthalt vorlieb nehmen sollten, eine gewisse
Enttäuschung. Der größte Teil jedoch nehme die Tatsache in dem Bewußt-'
sein in Kauf, nur erst einmal aus den polnisch verwalteten Gebieten heraus
zu sein. Von niedersächsischer Regierungsseite wurde die Errichtung eines
Landesauffanglagers abgelehnt, um den Ausgesiedelten einen Lageraufent-
halt zu ersparen. Andererseits wurde auf der Tagung festgestellt, daß nicht
sofort menschenwürdige Wohnungen für alle Aussiedler bereitständen.

Als Vorsitzender des Hauptverbandes der freien Wohlfahrtspflege wies Pastor
D. Wolff darauf hin, daß in der Bundesrepublik einschließlich Westberlin
noch 397.000 Menschen in Lagern lebten und daß mit einem weiteren Zustrom
von 335.000 Personen zu rechnen sei. Allein aus den polnisch verwalteten
Gebieten werden in diesem Jahre noch 80,000 Deutsche erwartet. „Wir dürfen
den Mut zu unserem Werk der Liebe nicht verlieren", sagte Pastor D. Wolff am
Abschluß der Arbeitstagung und richtete damit zugleich die Bitte an die
breiteste Öffentlichkeit, sich der Aussiedler anzunehmen.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Mai 1957.

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Monatlich 6.000 bis 7.000 Aussiedler.
Insgesamt werden in diesem Jahr 80.000 Deutsche erwartet.


Die Aussiedlung der Deutschen aus Polen und aus den polnisch verwalteten
deutschen Ostgebieten verläuft jetzt in ruhigeren Bahnen. Nachdem in den
ersten drei Monaten dieses Jahres in großen Schüben 25.000 Deutsche im
Bundesgebiet eingetroffen sind, kommen zurzeit monatlich 6.000 bis 7.000.

Die Deutschen, die sich bei den polnischen Behörden zur Aussiedlung nach
Westdeutschland melden, erhalten eine Art Marschbefehl nach Stettin,
werden dort dreimal wöchentlich zu Transporten zusammengefaßt und
erreichen in Sonderzügen das Lager Friedland. Jeder Transport umfaßt
500 bis 600 Personen. Die polnischen Behörden hatten im März angekündigt,
jeder Sonderzug werde 400 Personen bringen. Die Erhöhung der Zahl wird
aber dadurch ausgeglichen, daß die gleichzeitig angekündigten Sonderzüge
aus den einzelnen Wojedwodschaften, die ältere Leute bringen sollten,
bisher ausgeblieben sind.

Wenn die Transporte im jetzigen Umfang fortgesetzt werden, sind im Laufe
dieses Jahres insgesamt etwa 80.000 Deutsche zu erwarten. Manche Aus-
siedler berichten aber, daß die Aussiedlungsaktion im Sommer abgebrochen
oder vorübergehend unterbrochen werden solle. Sichere Nachrichten liegen
darüber noch nicht vor.

Die zuständigen deutschen Behörden sind besonders erfreut über die Tatsache,
daß sich in den jetzigen Transporten viele Leute in jüngerem und mittlerem
Alter befinden, die verhältnismäßig leicht eine Existenz in Westdeutschland
finden. Sorgen bereitet aber nach wie vor die Versorgung der Aussiedler mit
Wohnraum. Es ist notwendig, den Wohnungsbau in den Ländern zu beschleu-
nigen, damit die Aussiedler nicht wieder in Lagern untergebracht werden
müssen. Schwierigkeiten macht außerdem der Unterricht für die Kinder und
Jugendlichen, die vielfach nicht Deutsch schreiben können.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Juni 1957.

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Lagertragödie Friedland hält weiter an.

Ergreifende Szenen menschlichen Leides spielen sich zurzeit wieder im Heim-
kehrerlager Friedland bei Göttingen ab. Durch den seit Monaten anhaltenden
Zustrom zuerst der Ungarn und jetzt der Aussiedler aus dem deutschen Osten
sind die Vorräte an Liebesgaben und Bekleidungsstücken nahezu aufgebraucht
und vom Nachschub wie abgeschnitten. Obwohl in Bonn und den Länderhaupt-
städten staatliche Stellen und wiederholt die Wohlfahrtsorganisationen zur
Hilfeleistung aufgerufen haben, blieben die Vorratslager leer. Dabei kommen
fast täglich 200 bis 300 Personen starke Aussiedler-Transporte an.

Im Lager Friedland können die Aussiedler höchstens zwei bis drei Tage bleiben.
Dann müssen sie zu ihren Angehörigen in den Bundesländern, oder in Baracken
und Notquartiere umziehen. In den Aufnahmegebieten, die sich an Friedland
anschließen, mußten bereits Baracken oder Barackenlager belegt werden, ob-
wohl ihre Auflösung beschlossen war. Da in diesem Jahr insgesamt 400.000
Deutsche — allein aus den polnisch verwalteten Gebieten über 80.000
Personen — in die Bundesrepublik einreisen sollen, ist augenblicklich noch
völlig ungewiß, wie diese Zuwanderer menschenwürdig untergebracht werden
können. Der Bund hat bisher 24 Millionen Mark für ein Sonderbauprogramm
bewilligt und gibt außerdem weiter Gelder, aber einige zusätzliche Wohnungen
werden erst in einigen Monaten zuteilungsreif.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Juni 1957.

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200.000 Anträge auf Aussiedlung aus Polen und den polnisch besetzten deutschen
Ostgebieten liegen nach Angaben aus Warschau bei den polnischen Behörden vor.
Für das laufende Jahr rechnen, wie der Evangelische Pressedienst meldet, die
deutschen Stellen mit dem Eintreffen von insgesamt rund hunderttausend Aus-
siedlern.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 14. September 1957.

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Die Verteilung der Aussiedler.

Von den insgesamt 75.171 Aussiedlern und rückgeführten Vertriebenen, die in der
Zeit vom 1. Mai bis zum 31. Dezember 1957 die Grenzdurchgangslager Friedland,
Piding und Schalding durchlaufen haben, wurden allein 32.648 nach Nordrhein-
Westfalen eingewiesen oder zu ihren dort lebenden Familien weitergeleitet.
Nach einer Übersicht des Bundesministeriums für Vertriebene steht Baden-
Württemberg mit 10.927 Aussiedlern auf dem zweiten Platz. Dicht auf aber
folgt Niedersachsen mit 10.017 Aussiedlern. Nach Bayern kamen 5.310, nach
Hessen 4.530 und nach Rheinland-Pfalz 4.479 Aussiedler und rückgeführte Ver-
triebene. Mit 2.610 schließt sich Schleswig-Holstein an, gefolgt von Hamburg mit
1.771 und Berlin mit 1.661. Nach Bremen wurden 951 Aussiedler und rückgeführte
Vertriebene weitergeleitet oder eingewiesen und in das Saarland 267.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 15. Februar 1958

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Täglich ein Transport.
Die Aussiedlung aus den besetzten deutschen Ostgebieten.


Vom 1. Februar ab ist die Zahl der Aussiedler, die aus den polnisch verwalteten
deutschen Ostgebieten in die Bundesrepublik eintreffen, gegenüber den Monaten
vorher wesentlich größer geworden. Während bisher wöchentlich drei Transporte
mit etwa je 550 Aussiedlern ankamen, trifft jetzt jeden Tag ein Transport ein,
allerdings mit einer geringeren und von Transport zu Transport schwankenden
Anzahl von Ausgesiedelten. Wenn die Aussiedlung in dem Tempo, den sie seit
dem 1. Februar angenommen hat, fortgeführt wird, ist damit zu rechnen, daß
die Familienzusammenführung in den nächsten sechs Monaten beendet sein wird.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 28. Februar 1958

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Die Zahl der Aussiedler aus den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten
hat sich im März erheblich erhöht. In diesem Monat sind rund 13.000 Aussiedler
in die Bundesrepublik gekommen. Im Januar waren es 9.031 und im Februar
10.723 Personen. Obwohl vom 1. Februar an täglich Transporte eintreffen,
rechnet man im Bundesvertriebenenministerium damit, daß die Gesamtzahl
der Aussiedler bis Ende des Jahres nicht wesentlich über der im Vorjahr erreich-
ten Zahl von 98.000 liegen wird.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 05. April 1958

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177.000 wurden umgesiedelt.

In seinem Jahresbericht für 1957 teilte das Deutsche Rote Kreuz jetzt mit, daß
im Rahmen der Familienzusammenführung von 1955 bis zum 31. März 1958
177.127 Personen aus den Ländern des Ostblocks (ohne Sowjetunion) in die
Bundesrepublik gekommen seien, davon 146.978 aus Polen, 25.019 aus
Jugoslawien, 2.688 aus der CSR, 128 aus Rumänien und 1.064 aus Ungarn.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, September 1958

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Aussiedlung aus polnisch verwalteten deutschen Ostgebiet

Beitragvon -sd- » 17.12.2016, 18:13

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Schleppende Aussiedlung.

Seit dem Beginn einer geregelten Aussiedlung von Deutschen aus Polen und den
polnisch verwalteten Gebieten, also seit 1950, sind bis Ende Mai 1959 insgesamt
289.035 Deutsche in die Bundesrepublik umgesiedelt worden, davon
117.550 Personen im Jahr 1958 und in den ersten fünf Monaten dieses Jahres
13.105. Seit die Sammeltransporte im Februar dieses Jahres eingestellt wurden,
ist die Zahl der monatlich als Einzelreisende eintreffenden Deutschen stark ab-
gesunken. Gegenüber dem Monatsdurchschnitt des Jahres 1958 von 9.800 Aus-
siedlern, lag der Durchschnitt am Anfang dieses Jahres bei 2.600.

Das Deutsche Rote Kreuz hat noch rund 34.000 nicht erledigte Rückführungsfälle
registriert, die unter das deutsch-polnische Abkommen über die Familienzusam-
menführung
fallen und die über 100.000 Personen betreffen. Es ist nicht anzu-
nehmen, daß die Umsiedlungsaktion noch in diesem Jahr abgeschlossen wird.

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1959 weniger Aussiedler.
Rückgang auf neue polnische Bestimmungen zurückzuführen.


Die Zahl der in der Bundesrepublik eingetroffenen Aussiedler wird für das Jahr
1959 erheblich unter der Ziffer der vorangegangenen Jahre liegen. Während in
den sieben Jahren von 1950 bis 1958 insgesamt 129.470 Deutsche aus den
Ostgebieten und Oststaaten eingetroffen waren und sich der Aussiedlerstrom
im Jahre 1957 auf 107.960 und im Jahre 1958 auf 129.660 gesteigert hatte,
wurden in den ersten neun Monaten 1959 nur insgesamt 23.194 Aussiedler
in den Grenzdurchgangslagern registriert.

Dieser Rückgang ist im Wesentlichen auf die Verminderung der Aussiedlerzahl
aus dem polnischen Verwaltungsbereich zurückzuführen, die im Jahre 1958
insgesamt 117.550 ausmachte, in der Zeit vom 1. Januar 1959 bis zum 30.
September 1959 aber nur 15.168 betrug. Während nämlich im verflossenen
Jahr noch fast alle Aussiedler aus dem polnischen Verwaltungsbereich in
Transportzügen ins Bundesgebiet befördert wurden, hörte diese Erleichterung
auf polnische Veranlassung mit dem 17. Februar 1959 auf, da Warschau der
Meinung ist, die Familienzusammenführung sei beendet. Seitdem können die
Deutschen nur noch als Einzelreisende ins Bundesgebiet gelangen.

Beim Deutschen Roten Kreuz sind jedoch noch rund 140.000 aussiedlungswillige
Deutsche aus diesen Gebieten verzeichnet, von denen ein Drittel zu den Fällen
engster Familienzusammenführung gerechnet werden muß. Diese Zahl hat sich
seit dem Vorjahr nicht wesentlich verändert, weil die Fälle, die sich durch voll-
zogene Aussiedlung erledigt haben, von neuen Anmeldungen aufgewogen
worden sind. Im Zusammenwirken mit dem Deutschen Roten Kreuz ist die
Bundesregierung bemüht, den Aussiedlungsbewerbern jede mögliche Hilfe zu-
teilwerden zu lassen, zumal ihnen die Ausreise durch neue polnische Paßbe-
stimmungen nicht leichter gemacht wird.

Etwa gleichmäßig verläuft die Ausreise von Deutschen aus dem sowjetischen
Bereich, aus dem im Jahre 1958 insgesamt 4.122 Deutsche kamen und in den
ersten neun Monaten des Jahres 1959 zusammen 3.905 Aussiedler gezählt
wurden. Das gleiche gilt für die Übernahme von Aussiedlern aus Jugoslawien,
deren Zahl im Jahre 1958 insgesamt 4.708 und in den ersten neun Monaten
dieses Jahres 3.097 betrug. Unbefriedigend verläuft nach wie vor die Familien-
zusammenführung aus den drei Südoststaaten Tschechoslowakei, Ungarn und
Rumänien. Aus dem tschechoslowakischen Raum traten in den ersten neun
Monaten 1959 insgesamt 339 Aussiedler ein gegenüber 692 im Gesamtjahr
1958. Aus Rumänien kamen 265 Deutsche gegenüber 1.383 im Gesamtjahr
1958 und aus Ungarn 400 Aussiedler gegenüber 1194. 20 Deutsche trafen
aus China, Bulgarien und Albanien ein; im ganzen Jahr 1958 waren es elf.

Neben den Aussiedlern, die direkt aus dem Osten und Südosten kamen, werden
deutsche Vertriebene im Bundesgebiet aufgenommen, die nach dem Verlassen
ihrer Heimatgebiete zunächst hauptsächlich nach Österreich, aber auch in
andere westliche Staaten verschlagen worden waren. Ihre Zahl betrug in den
Jahren 1956 und 1957 noch je rund 6.000, sank im Jahre 1958 auf 2.573 ab
und belief sich in den ersten neun Monaten des Jahres 1959 auf 1.104 Vertrie-
bene. Im Zeitraum vom 1. Januar 1950 bis zum 30. September 1959 sind als
Aussiedler und Vertriebene, die zunächst im freien Ausland gewohnt hatten,
rund 434.000 Deutsche im Bundesgebiet eingetroffen.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Januar 1960

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Zwischenbilanz der Aussiedlung.

In der Zeit von 1950 bis zum 31. März 1960 sind in den Grenzdurchgangslagern
Friedland, Piding und Schalding 443.367 Zugänge zu verzeichnen. Rechnet man
die Transporte mit 1.489 Kindern aus Jugoslawien hinzu, die in den Jahren 1950
bis 1954 ins Bundesgebiet kamen, so ergibt sich eine Gesamtzahl von 444.856
Personen. Unter den 443.367 Zugängen von 1950 bis zum 31. März 1960
befinden sich 398.860 oder 90 Prozent Aussiedler und 44.507 oder 10 Prozent
Vertriebene, die über das freie Ausland ins Bundesgebiet gekommen sind.

Quelle: OSPREUSSEN-WARTE, Juni 1960

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Die Ausreise aus den polnisch besetzten deutschen Ostgebiete

Beitragvon -sd- » 22.11.2017, 21:10

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Die Ausreise aus den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten.
Nur zur Zusammenführung der Familie.

Aus der Wojewodschaft Allenstein werden monatlich etwa 1.000 Landsleute
ausreisen können. Die in Allenstein erscheinende polnisch-kommunistische
Zeitung 'Glos Olstynski' bringt Ausführungen über die Frage, wie die Aussied-
lung von Deutschen in Zukunft vor sich gehen soll, und zwar nach den Richt-
linien, die der Innenminister vor kurzem erlassen hat. In dieser Darstellung
wird gesagt:

Die Erlaubnis zur Ausreise können nur solche Personen erhalten, die in
Deutschland nächste Verwandte besitzen. Alleinstehende Personen im vor-
gerückten Alter, die arbeitsunfähig sind und kein ständiges Einkommen be-
sitzen, können, wenn sie in Deutschland eine gesicherte Fürsorge erfahren
oder ihnen dort Renten zustehen, eine Genehmigung zur Ausreise auch zu
weiteren Verwandten erhalten. In keinem Fall wird die Erlaubnis zur Aus-
reise geschlossener Familien aus dem Ermland und Masuren gegeben werden.

Nach der Ablehnung will man „helfen" ...

Die Personen, die im Rahmen dieser Aktion zur Zusammenführung der Fami-
lien sich um die Ausreise nach Deutschland bewerben, haben ihre Anträge
wie bisher bei den Präsidien der Volksräte des Kreises oder der Stadt zu
stellen, über die Erteilung der Erlaubnis entscheidet eine Kommission, die
bei dem Präsidium des Volksrats der Wojewodschaft besteht.

Die Anträge, die von der Kommission abgelehnt werden, werden über das
Präsidium des Volksrats der Wojewodschaft an die Volksräte der Kreise oder
Städte zurückgesandt. Die Präsidien dieser Volksräte sind (das ist zweifellos
eine neue Anordnung. Die Redaktion des Ostpreußenblattes) verpflichtet,
die Gründe zu prüfen, die diese Antragsteller zur Bewerbung um eine Aus-
reise veranlaßt haben. Sie wollen ihnen Hilfe erteilen, damit diese Gründe
beseitigt werden, und zwar Hilfe bei der Arbeitssuche, bei der Besserung
der Wohnverhältnisse, bei Erlangung einer Rente oder bei der Rückgabe
eines Wirtschaftsbetriebes.

Nach dem 1. April werden im allgemeinen Sammeltransporte in die Bundes-
republik nicht mehr stattfinden; Ausnahmefälle soll es nur geben bei der
Ausreise von Kranken und Gebrechlichen. In die 'Deutsche Demokratische
Republik' werden weiterhin Sammeltransporte gehen.

Personen, die noch nicht für Sammeltransporte erfaßt wurden, sind nicht
verpflichtet, ihre Ausreiseanträge zu erneuern. Die alten Anträge verlieren
nicht ihre Gültigkeit; sie werden weiterhin durch die Kommission, die bei
den Kreis- oder Stadt-Volksräten eingerichtet ist, geprüft.

Die Wojewodschafts-Kommission wird, wenn sie ihre Entscheidung getroffen
hat, die Anträge an das Büro für Auslandspässe bei der Kommandantur der
Bürgermiliz der Wojewodschaft weitergeben und den Antragstellern Nach-
richt geben, wann sie die Reisedokumente in Empfang nehmen können. Der
Leiter des Amtes für innere Angelegenheiten der Wojewodschaft ist ermäch-
tigt, eine Befreiung von den Paßgebühren auszusprechen.

Die Aussiedler müssen die Reisekosten zahlen.

Die Fahrtkosten und die Frachtkosten für das Gepäck werden sowohl bei
Einzelreisenden als auch bei Transporten, die Aussiedler zu tragen haben,
und zwar haben sie die Kosten für die Fahrt bis zur "polnisch-deutschen
Grenze" zu zahlen. In Ausnahmefällen, bei schwierigen materiellen Ver-
hältnissen, können diese Kosten vom Staat getragen werden; die Entschei-
dung trifft der Leiter des Amtes für innere Angelegenheiten in der Woje-
wodschaft. Die Ausreisenden fahren zunächst nach Stettin, von wo aus
jeden zweiten Tag — beginnend mit dem 1. April — ein Sonderzug nach
Deutschland fahren wird.

Aus der Wojewodschaft Allenstein werden monatlich etwa tausend Personen
ausreisen können.

Soweit die Ausführungen des 'Glos Olstynski'. Sie werden durch Mitteilungen,
die das Deutsche Rote Kreuz in Bonn gegeben hat, bestätigt. Das Deutsche
Rote Kreuz erwartet, daß vom 1. April an monatlich zwölf bis fünfzehn
Sonderzüge eintreffen werden. Dies würde bedeuten, daß damit bis auf
weiteres monatlich zwischen viertausend und sechstausend Menschen wieder
mit ihren Angehörigen zusammengebracht werden. In der Erklärung des Deut-
schen Roten Kreuzes heißt es: "Damit würde das humanitäre Problem der seit
Jahren voneinander getrennten Familienangehörigen in einem erfreulichen
Ausmaß der endgültigen Lösung nähergebracht werden."

1957 bereits 2.4000 Aussiedler eingetroffen.

In diesem Jahr sind bisher 24.000 Personen mit Rotkreuz-Transporten aus
Polen und den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten eingetroffen; 1956
kamen 16.500 Personen innerhalb der Familienzusammenführungsaktion in
die Bundesrepublik. Siebzig Prozent der Aussiedler reisten zu ihren nächsten
Angehörigen, das heißt zu Ehepartnern, Eltern, oder Kindern und 29 Prozent
zu Angehörigen weiteren Grades.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 30. März 1957

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28.000 Deutsche in drei Monaten.
Die "Aussiedlung" aus den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten.


Nach polnischer Mitteilung wird die Familienzusammenführung ohne Unter-
brechung fortgesetzt. Wie Radio Warschau berichtete, haben im Juli insge-
samt 9.660 Personen deutscher Volkszugehörigkeit die polnisch besetzten
deutschen Ostgebiete und Polen im Rahmen der Familienzusammenführungs-
aktion verlassen und sich zu ihren Verwandten in die Bundesrepublik oder
in die Sowjetzone begeben. Weitere 8.900 Deutsche würden im August
"ausgesiedelt", von denen 7.000 in die Bundesrepublik und 1.900 in die Zone
wollten. Nach der Mitteilung von Radio Warschau sind von Mai bis Juli 28.000
Deutsche aus den deutschen Ostgebieten und aus Polen mit ihren Familien
in der Bundesrepublik oder in der Zone zusammengeführt worden.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 31. August 1957

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Der 90. Aussiedlertransport dieses Jahres ist mit 450 Ostdeutschen am
Himmelfahrtstag auf dem Zonengrenzbahnhof Buchen eingetroffen.
Fast täglich treffen neue Transporte ein.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 24. Mai 1958

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Aussiedlung aus polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten.

Beitragvon -sd- » 20.07.2019, 20:19

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Beschleunigtes Aussiedlungsverfahren.
Gemischte Kommissionen gebildet.

In allen Kreisen der polnisch besetzten deutschen Ostgebiete, wo Deutsche
wohnen, werden in Kürze gemischte Kommissionen gebildet werden, die alle
deutschen Ausreiseanträge prüfen und an die entsprechenden Instanzen
weiterleiten sollen. Jede dieser Kommissionen wird sich aus zwei Vertretern
der örtlichen polnischen und zwei Vertretern der deutschen Bevölkerung
zusammensetzen. Derartige Kommissionen haben zum Beispiel in Allenstein
bereits ihre Tätigkeit aufgenommen.

Wie aus den aus deutschen Ostgebieten eintreffenden Berichten hervorgeht,
beabsichtigt die polnische Regierung durch diese Maßnahme, die Aussiedlung
der deutschen Bevölkerung aus diesen Gebieten zu beschleunigen. Vor allem
will man damit aber auch die Aussiedlungsämter, die in jeder Wojewodschaft
bestehen, entlasten, da diese einfach nicht mehr in der Lage waren, die
einlaufenden Aussiedlungsanträge zu bearbeiten. Außerdem will man staat-
licherseits einer gewissen Korruption dieser Ämter vorbeugen. Durch
Bestechungen von Beamten dieser Behörden sind bei der Aussiedlung nach
Westdeutschland bereits gewisse Kreise bevorzugt worden, die nachgewie-
senermaßen die zuständigen Beamten durch Bestechungsgelder an ihren
Fall besonders interessiert hatten.

Quelle: OSPREUSSENBLATT, 16. März 1957

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