Kampagne zur Russifizierung Ostpreußens.

Texte und Bilder zur Teilung Deutschlands

Kampagne zur Russifizierung Ostpreußens.

Beitragvon -sd- » 19.02.2020, 10:32

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Preußisch-Eylau in Bagrationowsk umbenannt.

Die ostpreußische Stadt Preußisch-Eylau, zurzeit unter sowjetischer
Verwaltung, ist laut Radio Moskau zu Ehren des russischen Generals
Bagration in Bagrationowsk umbenannt worden. General Bagration
hatte in der Schlacht von Preußisch-Eylau am 7. und 8. Februar 1807
das russische Korps gegen die napoleonische Armee geführt.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Juni 1954

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Geschichte und Gegenwart unserer Heimat in französischer Darstellung.
Gebiet, das niemals russisch war.


Im Hinblick auf die bevorstehenden neuen Verhandlungen zwischen den West-
mächten und der Sowjetunion ist der folgende Artikel von besonderem Interesse,
den André Pierre in der französischen Zeitung 'France Illustration' veröffentlichte:

In Potsdam, August 1945, erlangte Stalin von den Amerikanern und Engländern
das Versprechen, daß die Vereinigten Staaten und Großbritannien auf der Friedens-
konferenz über das Schicksal Ostpreußens zugunsten der UdSSR und Polens ent-
scheiden würden. Die Sowjetunion reservierte für sich den Nordteil der Provinz,
selbstverständlich mit Stadt und Hafen Königsberg.

Die Lösung von Potsdam war jedoch nicht mehr als eine grundsätzliche Ent-
scheidung. Aber die Regierung der Sowjetunion handelte von da an, als wäre
die Frage endgültig geregelt. Und so ging sie zu einer glatten Annektierung des
Nordteils von Ostpreußen über. Wohlgemerkt, wir sagen, Annektierung, denn
es handelt sich hier um ein Gebiet, das niemals russisch war und auch nie von
den Zaren gefordert wurde.

Zweifellos war Ostpreußen einmal von Slawen bewohnt und teilweise von Litauern
kolonisiert, so daß es zu einem Zeitpunkt der Geschichte einmal, Lithuania Minor,
hieß. Aber im Laufe von Jahrhunderten war Ostpreußen germanisiert worden,
und vor dem Zweiten Weltkrieg hätte keiner mehr den rein deutschen Charakter
in Frage gestellt. Königsberg war ebenso gut eine deutsche Stadt wie Berlin oder
Hamburg.

Was macht Rußland nun aus dem Land Immanuel Kants ? Wir stellen zunächst
fest, daß Ostpreußen nicht an die sowjetische Republik Litauen angeschlossen
wurde, was in gewissem Rahmen historisch begründet werden könnte. Ost-
preußen wurde direkt an die UdSSR angeschlossen, und damit erhielt die Annek-
tion einen wesentlich brutaleren Anstrich. Mit dem Kreml-Befehl vom 17. Oktober
1945 wurde für die Provinz Ostpreußen eine besondere Verfassung aufgestellt,
und im Februar 1946 wählte sie natürlich russische Vertreter für den Obersten
Sowjet der Sowjetunion. Anfang Juli 1946 beschloß die sowjetische Regierung,
den alten Namen Königsberg auszulöschen.

Das war der Beginn einer systematischen Campagne zur Russifizierung Ostpreußens.
Im Dezember 1946, als die Verwaltung der Provinz Ostpreußens neu organisiert
wurde, erhielten alle kleinen und größeren Ortschaften russische Namen. Preußisch-
Eylau wurde Bagrationowsk (der Name des berühmten Gegners Napoleons I. von
1812). Neuhausen heißt jetzt Gwardeisk (als eine Anspielung auf die Garderegimen-
ter der Roten Armee). Gumbinnen ist Gousiewsk (der Name eines Generals, der
hier kämpfte). Lasdehnen wurde Krasnoznomansk (das bedeutet: rote Fahne).
Ludwigshorst ist heute Ladouchkine. Stallupönen = Nestorow. Darkehmen = Ozersk.
Friedland = Prawdinsk. Fischhausen = Primorsk. Labiau = Polies. Heinrichswalde =
Slawsk. Tilsit = Sowietsk. Insterburg = Tscherniakhowsk (der Name des General
Tscherniakhowski, der im Februar 1945 in Ostpreußen fiel). Der Hafen von Pillau
wurde Baltiisk und Ragnit wurde Swerdlowsk. Von den alten Namen ist nichts mehr
übrig geblieben.

Jedoch kann man den Charakter eines Landes nicht durch ein bloßes geographisches
Durcheinanderwürfeln ändern. Um die Provinz von Grund auf zu russifizieren, ent-
ledigte man sich zunächst der deutschen Bevölkerung. Viele hatten ohnehin schon
beim Nahen der Roten Armee die Flucht ergriffen. Und dann rief man russische
Kolonisten ins Land. Man ließ sie aus Bielorußland, aus den Gebieten von Kostroma,
Wladimir, Pskow, Nowgorod, Kursk usw. kommen. Die Bauernfamilien setzten sich
in unzerstörten Bauernhäusern fest und erhielten vom Staat einen langfristigen
Kredit von 10 000 Rubeln. Die Ausweisungen der Deutschen zogen sich durch viele
Monate hin und dauerten bis Ende 1947.

Auf welchem Punkt ist nun die Russifizierung Ostpreußens angelangt ? Man kann
sich eine Vorstellung davon machen, wenn man die Botschaft der Arbeiter der
Provinz Kaliningrad liest, die im Oktober 1947 an Stalin gerichtet wurde.
(Wir brachten daraus bereits einen Auszug in Folge 7, Wir Ostpreußen, Die Schrift-
leitung.) Dieses offizielle Schreiben, das übrigens vom Sekretär der KP Ostpreußens
redigiert wurde, beginnt mit der Behauptung, daß Ostpreußen seit undenklichen
Zeiten slawisches Land ist. Hunderttausende von russischen Kolonisten sind dem
Ruf der Partei und der sowjetischen Regierung gefolgt. Sie sind nach Ostpreußen
gekommen, um ihm neues Leben einzuflößen, um den Sozialismus einzupflanzen
und aus ihm eine uneinnehmbare Festung gegen die westlichen Gegner der UdSSR
zu machen. Heute arbeiten 146 Industrieunternehmen: Schiffswerften, metall-
urgische und Zellulose-Fabriken, Elektrizitätswerke usw. 20 000 m² Wohnfläche
wurden wiederhergestellt. Züge und Straßenbahnen verkehren wieder. Das Land
wird von etwa 16 000 Kolchosenbauern und ihren Familien bewirtschaftet. Auf den
Gütern der ehemaligen Junker wurden 340 Kolchosen, 50 Sowchosen und 14 Verleih-
stationen für landwirtschaftliche Geräte und Traktoren errichtet. Das Ernteprogramm
wurde zu 128 Prozent erfüllt.

In 29 Mittelschulen, 45 siebenklassigen und 333 Volksschulen wird Unterricht erteilt.
In den Hauptzentren arbeiten Bibliotheken, Kinos, Kulturinstitute usw. Das Haupt-
gewicht wird auf die Entwicklung der Fischereihäfen und der Fischindustrie gelegt.
Königsberg erwacht allmählich aus seinen Ruinen. Der Hauptbahnhof wird wieder
aufgebaut. Ein regelmäßiger Schiffsverkehr soll zwischen Königsberg und Tilsit
(Sovietsk) und zwischen Königsberg und Pillau (Baltiisk) aufgenommen werden.

Quelle: WIR OSTPREUSSEN, Mai 1949

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