Diskriminierung der Autochthonen dauert an.

Zusammenhänge, die zur Errichtung dieser Grenzlinie geführt haben.

Diskriminierung der Autochthonen dauert an.

Beitragvon -sd- » 15.09.2017, 12:14

-------------------------------------------------------------------------------------------------------

Diesen Ruf will keiner hören...
Diskriminierung der Autochthonen dauert an.


Im Zusammenhang mit der zunehmenden Zahl der Anträge auf Aussiedlung nach
Westdeutschland befaßt sich die polnische Presse eingehend mit der Frage, welche
Gründe "die autochthone Bevölkerung" (= die Deutschen in den polnisch besetzten
deutschen Ostgebieten) veranlassen, die Umsiedlung in die Bundesrepublik zu
beantragen. Polnische Berichterstatter, welche zu den Antragstellern entsandt
wurden, stellen dabei übereinstimmend fest, daß es vor allem "die noch andau-
ernde Diskriminierung" der deutschen Bevölkerung sei, welche sie zwinge, die
Heimat zu verlassen. In der in Allenstein erscheinenden polnischen Zeitung
'Glos Olsztynski' schreibt deren Redakteur T. Z. Willan: "Mit Schmerzen sehen
wir stets den abfahrenden Transporten nach; denn wir wissen, daß unsere Lands-
leute dann im Auslande das Heimweh überfallen wird". Man müsse ihnen zurufen:
"Siedelt nicht um, sondern kommt zurück !", aber man müsse zugleich feststellen,
daß diesen Ruf keiner hören will.

Kürzlich habe eine Konferenz in Warschau stattgefunden, in der "Die tragische
Lage der Bevölkerung im Ermland und in Masuren" erörtert worden sei, und
der stellvertretende Ministerpräsident Stefan Ignor habe auch "eine radikale
Änderung der bisherigen Politik im Sinne einer Besserung der Lage dieser
Bevölkerung" in Aussicht gestellt.

Die in Stettin erscheinende Zeitung 'Glos Szczecinski' befaßt sich in einem
"An die Adresse des Innenministeriums" gerichteten Artikel ebenfalls mit der
Lage der Deutschen in der Woiwodschaft Stettin und bemerkt hierzu, daß die
große Zahl der Aussiedlungsanträge darauf zurückzuführen sei, daß "keinerlei
Betreuung der Deutschen" stattgefunden habe. Des Weiteren seien "Nationa-
litätendiskriminierungen der Grund für den Unwillen, den die deutsche Bevöl-
kerung gegenüber der polnischen Regierung empfindet".

Auch das Zentralorgan der volkspolnischen Jugendorganisation, die Warschauer
Zeitung 'Sztandar Mlodych' stellt fest, daß "eine Atmosphäre der Diskriminierung
diese Menschen umgibt" und bemerkt hierzu: "Es gibt so schmerzliche Dinge,
daß man sich fürchten muß, sie einzugestehen". Der Bericht schildert das Schick-
sal einer autochthonen Familie, die sich für Polen erklärt und bereits während
des Krieges den polnischen Arbeitern in Schlesien zur Seite gestanden habe.
Nach der Übernahme Schlesiens in polnische Verwaltung sei aber dieser Familie
"Furchtbares zugefügt worden". "Rohlinge und Verbrecher" hätten sie beraubt,
bedroht und beschimpft, und die Töchter hätten sich aus Furcht vor Vergewal-
tigungen wochenlang verborgen halten müssen. Der Vater der Familie sei vor
Kummer verstorben, selbst sein Grab habe man noch geschändet. Nun aber
bemühe sich diese Familie um die Aussiedlung nach Westdeutschland, was nach
alledem, was ihr zugefügt wurde, zu verstehen sei.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 15. Dezember 1956

-------------------------------------------------------------------------------------------------------
Benutzeravatar
-sd-
Site Admin
 
Beiträge: 6347
Registriert: 05.01.2007, 16:50

Zurück zu Oder-Neiße-Gebiet

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast