Verwandtenbesuche 1956 jenseits der Oder-Neiße-Linie.

Zusammenhänge, die zur Errichtung dieser Grenzlinie geführt haben.

Verwandtenbesuche 1956 jenseits der Oder-Neiße-Linie.

Beitragvon -sd- » 30.06.2017, 08:40

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Verwandtenbesuche jenseits der Oder-Neiße-Linie.

Nach einer Mitteilung der Konsularabteilung der 'Militärmission der Volksrepublik
Polen' in Westberlin sind seit Mai 1955 mehr als 5.000 Personen aus dem Bundes-
gebiet und Westberlin durch kurzfristige Verwandtenbesuche zu ihren in den
polnisch verwalteten Oder-Neiße-Gebieten lebenden Familienangehörigen gefahren.
Die Mehrzahl der Reisenden waren Vertriebene, die 1945 die deutschen Ostgebiete
unter polnischer Verwaltung verlassen mußten, während ihre Familienangehörigen
von den polnischen Behörden zurückgehalten wurden. Weitere Vertriebene aus
den deutschen Ostgebieten, die nach 1945 in der Sowjetzone ansässig wurden,
erhielten von der polnischen Botschaft in Ostberlin die Genehmigung ihre Familien-
angehörigen in den Oder-Neiße-Gebieten zu besuchen. Insgesamt haben fast 10.000
Personen aus dem Bundesgebiet, Westberlin und der Sowjetzone durch die
Verwandtenbesuche ihre Angehörigen besucht.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, August 1956

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Wiedersehen in der Heimat.

Zum ersten Mal seit Kriegsende fuhren vier Reiseautobusse mit Touristen aus der
Bundesrepublik vor dem staatlichen Hotel 'Monopol' in Breslau vor. Etwa 150
Vertriebene aus den deutschen Gebieten jenseits der Oder-Neiße, die jetzt wieder
ihre Heimat besuchen, bildeten das Gros der Gesellschaft.

Viele von ihnen wurden in Breslau von ihren Angehörigen erwartet. Die Sprache
stockte und das Herz schien zu springen, als sich Töchter und Väter, Söhne und
Mütter nach Jahren der Trennung und Sehnsucht in den Armen lagen. Enkelkinder
mußten sich immer wieder von verarbeiteten, zitternden Händen streicheln lassen.
Sie konnten nicht ahnen, daß in diesem Moment der Großvater und die Großmutter
mit keinem Reichsten der Welt getauscht hätte. Passanten, ob Deutsche oder
Polen, wischten sich verstohlen die Tränen. Der Sieg der Menschlichkeit ließ
keinen ungerührt. Der größte Teil der Reisenden tritt von Breslau aus die Weiter-
reise nach Städten und Dörfern in Oberschlesien an.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Dezember 1956

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