Schäfer - Hirten - Hutmänner.

Schäfer - Hirten - Hutmänner.

Beitragvon -sd- » 12.03.2021, 09:04

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Schäfer - Hirten - Hutmänner.

Was Schlesien betrifft, könntest Du mal bei http://www.schloss-ellguth.de
nachsehen. Ich wohne in Mitteldeutschland und habe hier nur eine lokale
Überlieferung zu bieten, die mir aber als übertragbar bestätigt wurde.

Manfred Thon

Dies ist keine Frage, sondern mir eine große Freude. Und wo nötig,
kann ich manches ergänzen. Manfred (Thon)



Die Hirtenlocke.

Eine eigene Geschichte ist die der Hirten, Huthmänner oder Schäfer, die auch
hierzulande über Jahrhunderte die den Gemeinden zugeordneten Hutungs-
privilegien verwalteten. Als Huthmänner der Bauerschaften oder als Schäfer
der Rittergüter. Die Weideflächen auf dem Niemberg-Brachstedter Burgstetten
waren "Koppelhutungen", das heißt, daß sich jeweils mindestens zwei Ge-
meinden in eine Weidefläche teilten. Niemberg teilte sich mit Plößnitz eine
Koppeltrift, Oppin mit Brachstedt (wobei Inwenden bei Oppin als "nachge-
bautes Dorf" ohne Hutungsrechte blieb), und Braschwitz mit Hohenthurm
und Rabatz.

Die Schäfer waren seinerzeit neben den örtlichen Druden und Kräuterfrauen
auch die traditionellen Geheimnisträger der Wetter- und Heilkunde. Sie waren
die "Medizinmänner" nicht nur für die Einheimischen sondern, wie die Über-
lieferungen vom "Schäfer zu Krosigk" belegen, gelegentlich auch von "euro-
päischem Rang".

Nottrott berichtet im Saalkreiskalender 1901 von den alten Schäfertraditionen,
so auch von einem Brachstedter Schäfer, der, ehe er zum Gastwirt von Göttnitz
avancierte, dem jährlich zu Walpurgis und zu Michaeli auf dem Burgstetten
stattfindenden "großen Auftrieb" vorstand. Aus allen umliegenden Dörfern
zogen Hirten und Herden zum Treffpunkt, und allabendlich entbrannten die
Feuer vor den zweirädrigen Karren, und in den Karren die "Schäferspiele".

Mit diesen beiden Terminen war auch die Schafschur verbunden, der Handel
mit Lämmern, Böcken und Muttern, und jeglicher Austausch. Im Hintergrund
mögen dabei auch "heidnische" Traditionen, etwa Umgänge und Umtrünke
zu Ehren des slawischen Hirtengottes Honidlo oder Hennil und seiner Hirten-
mägde gestanden haben. So gestalteten sich die Treffen allemal zu Festen,
je nach Jahreszeit entweder zu Hexenreiten oder zu Drachensteigen, und
immer mit viel Zulauf aus den Dörfern. Da hatte so mancher "sein Schaf zu
scheren" oder aber "sein Schäflein ins Trockene zu bringen", wie denn in den
Dörfern die Liebeshändel umschrieben wurden. Und in Leubners Gasthof zu
Niemberg traktierte unterdessen der "alte Fritz", der Jagdaufseher auf dem
Burgstetten, das zurückgebliebene Mannsvolk, so manch ungehöriges
Dazwischengeraten verhindernd.

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Die Hirtenlocke

Senkt der Abend sich über die Aue, die Herde zur Hürde zieht.
Der Karren steht fernab im Felde, das Hirtenfeuer erglüht.

Die Tierlein finden ihr Lager, geschützt vor den Schrecken der Nacht;
und Wachmann trottet die Runde und bellt zum Zeichen der Wacht.

Im Dunkel kommt leise gegangen ein Frauenzimmer gar hold
dem Schäfer in seinem Verlangen, dem wird es ums Herze so wohl.

Und mit der Morgenröte ist der Hutmann wieder allein;
singt fröhlich das Lied seiner Grete. Der Name kann anders auch sein.

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