Wie schnell der Mensch vergißt.

Wie schnell der Mensch vergißt.

Beitragvon -sd- » 24.10.2019, 21:26

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Wie schnell der Mensch vergißt.

Wir waren im Vorgriff auf die dritte Dekade, wir rannten zur Kartenstelle und standen
Schlange. Wir wurden neu eingestuft und erhielten weniger Nährmittel, wir bettelten
um Bezugsscheine und Zulagen, sammelten Textilpunkte und tauschten Reisemarken,
wir trugen kleine Scheren bei uns, und nachts mußten die Händler unsere Marken
kleben, aber dann war unser 'Kontingent'" erschöpft und wir auch. Wir tauschten das
vorletzte Bettlaken gegen Kartoffeln und hungerten, daß es knackte, bis zum "völligen
Zusammenbruch der Versorgungslage" und bis wir die Nase voll hatten von der staat-
lichen Zuteilungs- und Bezugsscheinwirtschaft.

Alles schon vergessen ? Nur ein paar Jahre ist es her. - Dann kam die Währungsreform,
1948. Ein Mann machte Schluß mit der Bezugsscheinwirtschaft, mit Zuteilungen und
Schlangestehen. Mutig zerriß er die 'Behördlichen Vorschriften zur Bewirtschaftung
gewerblicher Erzeugnisse'. Schlagartig setzte er an die Stelle der Kommando-Wirtschaft
die Sozialen Marktwirtschaft. Er sagte: "Von jetzt ab ist Geld der einzige Bezugsschein !"
Davon soll jeder, ob Arbeiter oder Unternehmer, so viel verdienen, wie Arbeitslust
und Können ihm einbringen. Denn Geld wird nicht zugeteilt, sondern durch harte Kopf-
und Handarbeit verdient. Nur so kommen wir wieder auf einen grünen Zweig.

Keine drei Jahre später wurden wir wieder satt, waren sauber gekleidet und zuver-
sichtlich. Unsere Fabriken sind aufgebaut, zum Staunen der Welt läuft unsere Wirt-
schaft wieder voller Kraft voraus. Wir wollen von staatlicher Zuteilung und Bezugs-
schein-Wirtschaft nichts mehr hören. Dies ist die erprobte Lehre der Sozialen Markt-
wirtschaft: Immer mehr, immer bessere und billigere Güter erzeugen, in freier und
einmütiger Zusammenarbeit von Unternehmern und Arbeiterschaft - das bringt den
ersehnten Fortschritt und soziale Wohlfahrt für Alle !

Zum Wohlstand Aller durch vereinte Kraft / führt die Soziale Marktwirtschaft.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 12. Oktober 1952

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