Ein bißchen Maschuka, ein bißchen Schanetzki !

Ein bißchen Maschuka, ein bißchen Schanetzki !

Beitragvon -sd- » 27.02.2016, 13:50

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Es stand im OSTPREUSSENBLATT, Juni 1955, Seite 8:

Suchdienst Hamburg feierte sein zehnjähriges Bestehen.
Ostpreußenblatt half mit, viele ostpreußische Kinder ihren Eltern zuzuführen.


Der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes in Hamburg konnte vor kurzem
auf eine zehnjährige Tätigkeit zurückblicken. Eine besonders hohe Aufgabe erfüllt
im Rahmen der Gesamtorganisation der Kindersuchdienst. Etwa 95.000 Kinder
konnte er seit 1945 mit den Angehörigen zusammenführen
. Aber 25.000 Kinder
sind noch heute ohne Kenntnis vom Schicksal ihrer Familie, und 26.000 Angehörige
suchen noch nach verlorengegangenen Kindern. Doch keiner soll verloren sein.

Zur Zeit werden jeden Monat etwa sechshundert Kinder entweder ihren Eltern
zugeführt oder ihr Schicksal kann in anderer Weise geklärt werden. Einen
bedeutenden Beitrag zur Erfüllung dieser Aufgabe konnte das Ostpreußenblatt
durch Veröffentlichung der Aufrufe und Suchanzeigen leisten; wo andere Wege
versagten, war das Ostpreußenblatt oft das letzte Mittel zu einem Erfolg.

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Ein bißchen Maschuka, ein bißchen Schanetzki.

Die Mitarbeiter und Helfer des Suchdienstes sind sich bewußt, daß der Teil der
Aufgaben, der noch vor ihnen steht, viel schwieriger zu erfüllen ist als alles, was
bisher getan werden konnte. Denn bei den Fällen, die noch nicht gelöst sind,
handelt es sich zumeist um soche Kinder, die überhaupt keine Angaben über
ihre Person und über ihr Herkommen zu machen vermögen. Wahrhafte Rätsel
gibt es da oft zu lösen.

Da war zum Beispiel ein kleiner ostpreußischer Junge nach vielen Irrfahrten
in einem Kinderheim in Holstein gelandet. Nach seinem Namen gefragt, gab
er immerzu nur die eine Antwort:

Ein bißchen Maschuka, ein bißchen Schanetzki !

Mashuka ? In der inzwischen ins Ungemessene angewachsenen Kartei fand
sich kein Name, der auch nur eine Ähnlichkeit mit diesem gehabt hätte. Und
Schanetzki ? Man hielt es zuerst für den Namen des Heimatortes in verstüm-
melter Form. Doch auch die besten Ortsverzeichnisse gaben keine Auskunft.
Auch an diesem Fall wollte man allmählich verzweifeln. Die Lösung kam
endlich durch eine Rundfunkdurchsage. Es meldete sich die Tante des Jungen.
Die Eltern hatten Matzuga geheißen. Aber die Mutter war schon im Krieg
gestorben. Da kam das Kind, noch in Ostpreußen, zu einem Verwandten
namens Zarnetzki. Frau Zarnetzki aber starb auf der Flucht, und das Kind
blieb allein wie ein verwehtes Blatt in dem großen Zeitensturm.

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In der Ost-West-Preußen-Mailingliste mitgeteilt durch Inge Barfels.
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