Wie das Reichsehrenmal entstand.

Wie das Reichsehrenmal entstand.

Beitragvon -sd- » 06.01.2019, 11:10

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Wie das Reichsehrenmal entstand.

Am 2. Juni 1931 fand die Einweihung des Reichsehrenmals in Berlin statt. Die Anregung,
hierfür den edlen Schinkel-Bau der Neuen Wache Unter den Linden zu wählen, gab der
aus Königsberg stammende preußische Ministerpräsident Otto Braun.

Nach dem Ersten Weltkrieg war der Wunsch laut geworden, ein Reichsehrenmal für die
Gefallenen zu schaffen. Eine Einigung darüber, wo es errichtet werden sollte, erschien
schwierig. Die Rheinländer wünschten, da Ostpreußen das Tannenberg-Denkmal erhalten
hatte, daß das Reichsehrenmal am Rhein stehen müßte. Vorschläge aus anderen Land-
schaften waren für die Wahl des Teutoburger Walds oder des Kyffhäuser.

"Da fuhr ich nun" — so berichtet Otto Braun in seinem Buch 'Von Weimar zu Hitler' —
"mit meiner gutpreußischen nüchternen Sachlichkeit dazwischen. Ich ging zum Reichs-
präsidenten, der das Protektorat übernommen hatte und setzte ihm auseinander, daß
es doch Unsinn sei, irgendwo auf einem gottverlassenen Hügel des Thüringer Walds
das Ehrenmal zu errichten und dafür noch eine hohe Summe aufzuwenden. Das Ehren-
mal gehöre in die Reichshauptstadt, wo täglich Tausende Deutsche und auch Ausländer
hinkämen; hier ließe es sich mit geringstem Aufwand einfach und würdig errichten.
So könnte man die Wache Unter den Linden, wo früher die Wachmannschaften für die
königlichen Schlösser untergebracht waren, die eine künstlerisch schöne Fassade habe,
leicht zu einem würdigen, stimmungsvollen Ehrenmal ausgestalten.

Hindenburg stimmte mir durchaus zu, und so hielt ich die Thüringer Wald- und Rhein-
projekte für erledigt. Ich mußte dann aber am 27. März 1931 erfahren, daß das Reichs-
kabinett beschlossen hätte, das Reichsehrenmal in Berka im Thüringer Wald zu errichten
und für das Rheinland als Pflaster auf die Wunde ein 'Ehrenmal für Einheit und Freiheit'
am Rhein entstehen zu lassen. Als ich darauf Hindenburg fragte, ob er dem zugestimmt
hätte, antwortete er: "Da waren ja nun einmal alle Verbände bis zu den jüdischen Front-
soldaten einig und so habe ich denn auch zugestimmt." "Das bedaure ich", erwiderte
ich ihm, "dann wird eben in Berlin eine Gedächtnisstätte für die Gefallenen der preußi-
schen Armee errichtet." "Na, nun bringen Sie man nicht wieder Uneinigkeit in die Sache",
warnte er. "Die wird bei Ausführung des Reichsbeschlusses ohnehin auch ohne mein
Zutun noch hinreichend in die Erscheinung treten. Mittlerweile wird die preußische
Gedächtnisstätte errichtet werden, und sie wird das deutsche Ehrenmal sein", war
meine Antwort.

Mit aller Beschleunigung wurde nun der Umbau der Hauptwache Unter den Linden, die
Eigentum des preußischen Staates war, zur preußischen Gedächtnisstätte durchgeführt,
so daß ich den Reichspräsidenten und den Reichswehrminister zur Einweihung am
2. Juni 1931 einladen konnte. Diese vollzog sich in einfacher, würdiger Weise. Eine
Ehrenkompanie der Reichswehr und eine Abteilung berittener preußischer Schutzpolizei
in Paradeaufstellung bildeten den Rahmen. Ich hielt eine kurze Einweihungsrede,
Hindenburg und Gröner sprachen jeder ein paar Worte mit mehr militärischem Einschlag."

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 5. Juli 1958

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Benutzeravatar
-sd-
Site Admin
 
Beiträge: 6347
Registriert: 05.01.2007, 16:50

Zurück zu Recherchemöglichkeiten in Berlin

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste