Staatsgrenze West.

Informationen im Zusammenhang mit der ehemaligen 'Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)' und späteren DDR.

Staatsgrenze West.

Beitragvon -sd- » 06.01.2016, 11:55

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Achtung ! Demarkationslinie !
http://ahnen-navi.de/ahna-bilder/achtung-demarkationslinie-1.jpg

Attention ! Ligne de Démarcation !
http://ahnen-navi.de/ahna-bilder/achtung-demarkationslinie-fr-1.jpg

Quelle: Informationensblatt Januar 1971
des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen.

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1958:Pankow baut einen "Westwall".

Beitragvon -sd- » 22.11.2018, 21:16

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Pankow baut einen "Westwall" !
Ungeheure Erregung bei der Grenzbevölkerung.


Die Pankower Parole 'Deutsche an einen Tisch !' hat in der Praxis sehr merkwürdige Auswirkungen.
Die Sowjetzone ist jetzt dabei, einen "Westwall" zu bauen, dessen undurchdringliches Gespinst von
Beton und Stacheldraht die Zweiteilung Deutschlands nach außen hin vollkommen machen wird.
Die Waldbezirke zwischen Eichenberg (Kreis Witzenhausen) und Treffurt sind zur vordersten Linie
des kalten Krieges geworden. Kommandos kasernierter Volkspolizei und der 'Nationalen Volks-
armee' errichteten dort seit einigen Wochen in einer Tiefe zwischen 150 und 800 Meter Beton-
pfosten und ziehen 'Flanderndraht'.

Keiner der Menschen jenseits dieser Barrikade, die ängstlich diese Vorbereitungen für eine „dichte"
Grenzziehung beobachten, weiß, was mit den Ländereien geschieht, die willkürlich in diese Zone
einbezogen wurden. Sie wissen auch nicht, was mit ihnen selbst geschehen wird. Denn das Gerücht,
daß entlang der Zonengrenze eine fünfhundert Meter breite Barrikade gegen den Westen entstehen
soll, hält sich hartnäckig. Und man erzählt sich bereits, daß alle Bewohner der Fünf-Kilometer-Zone
an der Grenze „umgesiedelt" werden sollen.

Die Menschen jenseits des Eisernen Vorhangs haben ein Gefühl dafür bekommen, den Hintergrund
geheimnisvoller Vorbereitungen aufzuspüren. Sie sitzen auf ihren Koffern wie vor dreizehn Jahren,
als die große Flucht nach Westen begann. Ein Besucher aus der Bundesrepublik erlebte, wie die
Unruhe in der Grenzbevölkerung der sowjetisch besetzten Zone zu einer Welle stummer Empörung
wuchs.

„Jetzt machen sie das große KZ", sagten die Thüringer, als sie in den vergangenen Wochen erlebten,
wie Planungstrupps das Gelände vor allem in den Wäldern vermaßen, wie dann die ersten Mann-
schaften und Raupenschlepper kamen, wie die doppelte Reihe Betonpfähle aus dem Boden wuchs
und wie schließlich eine Kommission von Russen in das Gebiet zwischen Eichenberg und Treffurt
kam, um die neue „Wallanlage" zu besichtigen. Sie wurde danach zum Teil verändert. Scheinbar
planlos zieht sich die Betonpfahlreihe in einem Abstand zwischen 150 und 800 Meter an der
Zonengrenze entlang. Die dicht stehenden Pfähle sind mit Längsdraht sowie mit Stacheldraht
im Zickzack-System verbunden.

Aus der Erregung der Bevölkerung über die dichtmaschige Grenzziehung wurde Angst, als bekannt
wurde, daß sich jüngst weder die Bürgermeister noch die Parteihäuptlinge aus den Grenzorten
entfernen durften. Zugleich drang durch, daß ein Bereitschaftsdienst für größere Menschen-
transporte eingerichtet worden sei. Der Omnibusbetrieb Montag in Kella bekam keine Geneh-
migung für zwei Ausflugsfahrten. Andere Gruppenfahrten wurden ebenfalls abgesagt.

"Ist eine Evakuierung geplant ?" Diejenigen, die innerhalb der Fünfhundert-Meter-Zone an der
Grenze wohnen, packten bereits ihre Koffer. In einer Gastwirtschaft in der Nähe des Zehnmeter-
Streifens gab es weder Bier noch Zigaretten zu kaufen. Der Wirt hatte keine neue Ware kommen
lassen und seine persönlichen Habseligkeiten verpackt.

Zur gleichen Zeit wurde die Schlange der Güterzugwagen auf den Bahnhöfen der Strecke
Döllstedt—Gotha-Nord immer länger. Bis zu 80 dieser renovierten Wagen standen auf dem
Gelände der Station Dingelstedt. Sie durften unter Strafandrohung nicht für den normalen
Güterverkehr eingesetzt werden.

Bereits in den ersten Maitagen hatte die Bevölkerung einzelner Thüringer Grenzorte offen gegen
eine etwaige Evakuierung rebelliert. Die Männer gingen zum Teil nicht zur Arbeit. Inzwischen
hat sich ein großer Teil der Grenzbewohner entschlossen, nur der Gewalt zu weichen.
„Wir gehen nicht freiwillig aus unseren Häusern", sagt man jenseits des Zehn-Meter-Streifens,
der jetzt ein Fünfhundert-Meter-Streifen zu werden droht.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 14. Juni 1958

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