Hugenotten über Brandenburg nach Ostpreußen.

Hugenotten über Brandenburg nach Ostpreußen.

Beitragvon -sd- » 19.02.2014, 12:30

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Hugenotten über Brandenburg nach Ostpreußen

Ich habe Vorfahren aus Ostpreußen, die lt. Auskunft aus Verwandschaftskreisen hugenottischen Ursprung haben sollen.
Den ältesten dieser Linie habe ich in der Nähe von Dombrowken, Kreis Darkehmen (Ostpr.) ausfindig gemacht. Er hieß
David Jaque(t), geb. 1796 als Sohn des Abraham Jaque(t) und der Susanne Jaque(t).

Ich glaube, daß Jaque(t) ein ziemlich häufiger Name ist und daher wahrscheinlich nicht auf einen bestimmten Ort in
Frankreich, aus dem ausgewandert wurde, zurückzuführen ist. Aber vielleicht findet man in der Stadt etwas, wo die
Einwanderer Zwischenstation gemacht haben, z.B. die Geburt eines Kindes.

Stephanie Selzer

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Liebe Hugenotten-Interessierte !

Mir scheint, es gibt manche falsche Vorstellung über Hugenotten. Es ist eine seit dem 16. Jh. benutzte Bezeichnung
für französische Protestanten. Sie wurden damals verfolgt und flüchteten zu Tausenden, besonders in Nachbarländer.
Im überwiegend katholischen Frankreich sind die Protestanten heute eine Minderheit.

Man sollte nicht den Fehler machen, alle oder die meisten Zuwanderer aus Frankreich im 17./18. Jahrhundert
unter dem Begriff -Hugenotten- einzuordnen. Hugenotten, die nach 1685 (Aufhebung des Edikts von Nantes,
welches ihnen Religionsfreiheit gewährt hatte) vor Verfolgungen ins Ausland flüchteten, waren zwar Tausende,
aber es gab auch Abwanderungen aus vielen anderen Gründen. Besonders spielt hier auch die bewegte Zeit vor,
während und nach der Revolution 1789 eine Rolle
.

Erhardt-Manfred Spalteholz

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Ich befasse mich zwar nur mit der Familienforschung zu Schweizer Einwanderern in die Mark Brandenburg, doch
kann ich hieraus bestätigen, daß sich dem Zug nach (Ost-) Preußen auch die Landsleute angeschlossen haben, die
in den bestehenden Kolonien als Tagelöhner nicht die erhoffte Lebensgrundlage gefunden haben, aber von der
Aussicht auf eigenen Grund und Boden angelockt worden sind. Die Kunde von neuen Kolonien hat sich wohl wie
ein Lauffeuer verbreitet. So habe ich Wegzüge aus den 1685 bzw. 1691 eingerichteten Kolonien Nattwerder bei
Potsdam und aus der Ruppiner Gegend nach 1711 feststellen können. Sie werden sich zunächst nach Berlin als
Durchgangsstation begeben haben, denn von dort gingen die Trecks in Richtung Oder und auf dem Seeweg über
Stettin. Viele mich interessierende Durchreisende sind daher als Kommunikanten in den Kirchenbüchern der
reformierten Gemeinde Stettin notiert, allerdings dann erst ab 1724. Kirchenbücher dieser Gemeinde sind ab
1721 erhalten.

So ähnlich könnte es auch bei den sog. Hugenotten gewesen sein. Vor diesem Hintergrund kann der Artikel von
Dr. Kaeber 'Die Pfälzer und die Schweizer Kolonie in Berlin im Jahre 1711' gesehen werden. In: Zeitschrift
des Vereins für die Geschichte Berlins, 51.Jahrgang 1934, S. 18 ff. Damit die gewährten Freiheiten nicht mehr-
fach oder länger als vorgesehen in Anspruch genommen werden, wurden die Kolonisten, darunter einige aus der
französischen Kolonie, befragt. Binnen kurzer Zeit hatten sie dann die Möglichkeit, sich als Bürger aufnehmen
zu lassen. Wer nicht als Bürger aufgenommen wurde, ist also in die Heimat zurückgekehrt oder weggezogen, u.a.
einige in Richtung Danzig.

Der gesuchte Name ist mir in der Literatur wie folgt aufgefallen, wobei die zuerst genannten Werke von beson-
derem Interesse sein könnten:

JAQUE in 'Schweizer Kolonien in Ostpreußen' von G. Tobler, Anzeiger für die Schweizerische Geschichte,
1896, Nr. 6, S. 409 ff.

JAQUE, L. in 'Die ostpreußische Schweizerkolonie nach den Schweizerlisten von 1710 – 1751'
von Otto Hitzigrath. In: Altpreußische Geschlechterkunde, April 1960, Heft 1/6, S. 165 ff.,
Blätter des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen, Hamburg.

JAQUET in 'Die Taufregister der deutsch - reformierten Gemeinde Sadweitschen, Kreis Gumbinnen 1714 – 1735'
von Heinz Baranski, nach Abschriften von Arno de la Chaux.
In: Sonderschrift Nr. 26 des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen. Selbstverlag des Vereins,
Hamburg 1974.

JAQUET / JAQUET-DROZ in 'Familiengeschichtliche Bibliographie der Schweiz' von Mario von Moos.
Schweizerische Gesellschaft für Familienforschung, Zürich. 1993.

JAQUI in 'Schweizer Einwanderer im Westrich 1650 – 1750'.
Zweibrücker Arbeitsgemeinschaft für Familienforschung. offsetdruck conrad + bothner, Zweibrücken. 1995.

Im Anhang Nr. III zum Werk 'Hohenzollernsche Colonisationen' von Max Beheim-Schwarzbach.
Verlag von Duncker & Humblot, Leipzig 1874, S. 499 ff.,
Dort sind die Namen von Refugies-Familien in Brandenburg-Preußen anno 1703 aufgelistet.
Der Name JAQUET findet sich in Berlin- Cöln, Dorotheenstadt (auch JAQUES), in Friedrichstadt und Neustadt / Dosse.

In meinen Notizen aus Kirchenbücher-Auswertungen finden sich dagegen diese Daten, in Kurzform hier wiedergegeben:
JAQUET – 1823 -- Schütze aus Chaux-de-Fonds, + (Quelle: Militärkirchenbuch Neuchateler Garde-Schützen-Bat. zu Berlin.)
JAQUET – 1829 -- Unteroffizier aus Le Locle, + 1831, vh. m. Hoffmann, zwei Kinder.
(Quelle: Militärkirchenbuch Neuchateler Garde-Schützen-Bat. zu Berlin.)
JAQUIET –1753-- Französisches Fräulein zu Bechlin (Quelle: Kirchenbuch Neuruppin. Ref., Kommunik.Reg.).

Viel Erfolg bei den weiteren Nachforschungen.

Klaus Scherler, Berlin-Spandau / Klaus Scherler verstarb im Mai 2012.

Siehe auch > http://forum.sommerfeldfamilien.net/vie ... =140&t=963

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