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Gründe der Auswanderung nach Nordamerika.

BeitragVerfasst: 18.04.2013, 08:22
von -sd-
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Auswanderung aus Wolhynien und Russisch Polen (Ostpolen) nach Nordamerika.
Gründe zum Verlassen der Ukraine und der Gegend um Lublin.


Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts haben viele Wolhynien- und Polendeutsche die
genannten Gebiete verlassen und kamen nach Deutschland oder gingen in die USA bzw. nach
Kanada.

Seit der Thronbesteigung des Zaren Alexander III. (nach der Ermordung des liberalen Alexander II.)
am 13. März 1881 setzte eine bewußte Politik der Russifizierung (offiziell 'Russismus') ein, welche
die Rußlanddeutschen – auch Ostpolen und Warschau gehörte damals bekanntlich zu Rußland –
Stück um Stück ihrer Privilegien (v. a. freier Landerwerb, Befreiung vom Militärdienst, deutsche
Unterrichtsprache, beraubte. Trotzdem wurden gerade damals viele deutsche Siedlungen im Ural-
gebiet und in Turkestan gegründet.

Zwischen 1901 und 1911 wanderten ca. 105.000 Deutsche in die USA und nach Kanada aus.

Die Gründe für die Migration waren damals dieselben, wie heute. Die Betroffenenen waren auf
der Suche nach einem besseren Leben. Sie waren auf der Suche nach Freiheit.

1. Armut.
In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg sind mehrere Millionen Menschen aus dem Zarenreich,
besonders aus den westlichen Gebieten, ausgewandert. Die meisten davon in die USA.

2. Politische Unterdrückung.
Das Zarenreich kannte erst ab 1905 eine gewisse politische Mitbestimmung, aber de facto
herrschten Armee und Geheimdienst (Ochrana).

3. Ethnisch-religiöse Unterdrückung.
Gerade die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg waren im Zarenreich sehr nationalistische und
russisch-orthodox Chauvinistische. Nichtrussen und ganz besonders solche, die auch noch
anderen Konfessionen angehörten, waren diskriminiert bis offen verfolgt.

Warum sind so viele Polen und Juden in dieser Zeit in die USA emigriert ? Sie waren auf der
Suche nach Sicherheit. Lebten die nichtrussischen und nichtorthodoxen Minderheiten auch
noch verstreut, dann waren sie besonders hilflos und gefährdet.

Weshalb sie ausgerechnet nach Posen gegangen sind, ist auch klar. Die staatliche 'Königliche
Ansiedlungskommission für Westpreußen und Posen', gegründet 1886, hat dort mit staatlichen
Geldern Boden (Bauerngüter) aufgekauft, um Deutsche anzusiedeln. Damit sollte die polnische
Prägung der Provinz Posen in eine deutsche verändert werden. Germanisierung eben. Zuerst
wurden Westdeutsche dafür angeworben, die jedoch im rauen Posen meist rasch wieder auf-
gaben. Dann wurden Auslandsdeutsche wie zum Beispiel Rußlanddeutsche und Polendeutsche
angeworben. Evangelische waren besonders willkommen, standen sie doch meist im strikten
Gegensatz zu den katholischen Polen.

Wegen der Beschaffung von Urkunden bzw. Auszügen aus Kirchenbüchern wird angeraten, mit
den heutigen evangelischen Kirchen Polens und der Ukraine Verbindung aufzunehmen. Diese
wissen am ehesten, ob die alten Pfarrmatriken noch existieren, bzw. wo diese sein könnten.

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Anmerkung: Der Verfasser / die Verfasserin des vorstehenden Textes ist (noch) nicht bekannt.